Bochum. Trotz Corona: 2020 war ein gutes Jahr für die BVV Bahntechnik GmbH aus Bochum. Nun hat sich die Auftragslage verschlechtert. Kurzarbeit droht.
Das Bild passt. 2020 ist es rund gelaufen für die BVV Bahntechnik GmbH. Der Hersteller von Eisenbahnrädern und Radsätzen für Hochgeschwindigkeits- und Güterzüge aus Bochum hat sein respektables Auftragsvolumen abgearbeitet.
„Wir sind gut durch das Jahr gekommen“, so der ehemalige Geschäftsführer Karlheinz Springer, der mittlerweile für die strategische Ausrichtung der Konzerngruppe zuständig ist. Seinen Posten hat Stefan Hölzl übernommen, der Mitte 2020 nach Bochum gekommen ist und seit Anfang 2021 die Geschicke von BVV leitet. Dem Vernehmen nach betrug der Umsatz der Unternehmensgruppe mit seinen knapp 800 Beschäftigten im vergangenen Jahr 220 Millionen Euro, etwa zehn Prozent mehr als noch 2019.
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Auftragsbücher sind nicht mehr so gut gefüllt
Die Aussichten für das laufende Jahr indes sind nicht so rosig. Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie gibt es einige Unwägbarkeiten. Die Unsicherheit über die weitere Entwicklung, vor allem aber auch die Umsatzrückgänge im internationalen Transportwesen haben gegenüber 2020 zu einem deutlichen Auftragsrückgang geführt. „In vielen Ländern herrscht eine gewisse Zurückhaltung“, so Springer. Nachdem es im vergangenen Jahr bereits bei einem der Tochterunternehmen Kurzarbeit gab, droht dies auch der traditionsreichen Muttergesellschaft in Bochum. „Wir denken über Kurzarbeit nach“, so Springer.
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Bereits Mitte 2020 hieß es bei der Aufstellung des Konzernberichts für 2019, ein negativer Einfluss der Pandemie auf die Umsätze und die Ergebnissituation der BVV-Gruppe sei nicht auszuschließen. Das 2017 an den chinesischen Konzern Full Hill Enterprises verkaufte Unternehmen hat 2019 in Deutschland einen Umsatz von etwa 80 Millionen Euro erzielt; in Europa waren es knapp 32 Millionen Euro und in weiteren Ländern – darunter vor allem in China – 76 Millionen Euro.
Neubau der mechanischen Fertigung
Mittel- und langfristig setzt BVV weiter auf Wachstum: auf dem Markt der Konzernmutter in China, in Europa, vor allem aber auch in den USA.
Dafür sollen auch in Bochum die Weichen gestellt werden. Im vergangenen Jahr hat BVV mit der Stadt Bochum eine große Fläche in der Nähe des Stadtzentrum getauscht. Damit sollte Platz geschaffen werden, um in fünf bis zehn Jahren, so der strategische Entwickler Springer, mit der mechanischen Fertigung auf dem Betriebsgelände umzuziehen. Dort sollen größere Mengen hergestellt und auch effizienter produziert werden als das bislang möglich ist.
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Gespräche mit Gleisbesitzern Thyssenkruppe und Deutsche Bahn
Auch über eine neue Transportlösung denkt BVV nach – auch das ist ein Grund für den Grundstücksdeal. Der Flächentausch hat dem Unternehmen den direkten Zugang zu den Bahngleisen im hinteren Bereich des Firmenareals eröffnet. Es spricht derzeit mit den Eignern der Gleise, Deutsche Bahn und Thyssenkrupp, über eine künftige Nutzung. Auch ein Betreiber des Bahntransportverkehrs müsste gefunden werden. Ob die An- und Auslieferung künftig über die Bahn statt wie bislang über die Straße erfolge, sei am Ende eine Frage der Kosten, so Karlheinz Springer.