Bochum. Kritik am Schauspielhaus nach der Einreise südamerikanischer Künstler und Corona-Infektionen: Wie sehen Bochums Unternehmen Reisen derzeit?
Heftig in die Kritik geraten ist das Schauspielhaus Bochum. Es hat Künstler aus Südamerika zu Proben einfliegen lassen, zwei Mimen wurden positiv auf Corona getestet. Wie halten es andere, international tätige Firmen und Einrichtung momentan mit Auslandsreisen? Wir haben uns umgehört.
Ruhr-Uni: Austausch unter Studierenden findet statt - Dienstreisen nur wenn notwendig
An der Ruhr-Universität Bochum werden derzeit „nur zwingend notwendige“ Dienstreisen genehmigt, wie es auf Nachfrage heißt. Reisen in so genannte Virusvariantengebiete wie Brasilien, Südafrika und Sambia werden grundsätzlich nicht gestattet. Auch bereits erteilte Genehmigungen könnten durch eine neue Einstufung durch das Robert-Koch-Institut zurückgenommen werden.
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Grundsätzlich würden Forscher aber einreisen. „Oft haben sie ja Arbeitsverträge hier, oder Stipendien, die nicht einfach verschiebbar sind“, sagt Uni-Sprecher Jens Wylkop. Die Arbeitsabläufe seien bei Ein- und Abreise überwiegende kontaktlos gestaltet. Bei Quarantäneregelungen gibt es Unterstützung, je nach Fall.
Auch der Austausch unter Studierenden finden weiter in eingeschränktem Maße statt. Es seien zwar deutlich weniger Studierende im Ausland unterwegs, einige aber in Europa, wenige sogar in den USA. „Die RUB selbst verhindert keine Austauschaufenthalte an Partner-Unis.“
Thyssenkrupp: Spezialisten aus Italien waren vor Ort
Der Großkonzern Thyssenkrupp Stahl unterhält in Bochum seinen nach Duisburg zweitgrößten Standort mit rund 2000 Beschäftigten. Sprecher Mark Stagge: „Wir achten penibel darauf, dass derzeit nur unbedingt nötige Reisen, das gilt selbstverständlich auch für Fachleute aus dem Ausland, tatsächlich stattfinden.“ Doch manche Arbeiten ließen sich gerade bei der Stahlproduktion eben nicht im „Home-Office“ erledigen.
Im letzten Jahr mussten etwa in Duisburg italienische Spezialisten vor Ort sein, um dort an einer Baustelle mitzuwirken. „Die kamen dann, aber natürlich unter Berücksichtigung der damals geltenden Corona- und Quarantäne-Vorschriften.“ So sei es etwa auch denkbar, dass Fachpersonal etwa bei möglichen Problemen im Bochumer Walzwerk von außen kommen müssten. Auch dann aber immer nur im Einklang mit den jeweils aktuellen Regeln, so Stagge.
Bochumer Verein Verkehrstechnik lässt keine Reisen nach China zu
Nahezu eingefroren haben zwei weitere, weltweit tätige Bochumer Unternehmen die Reisetätigkeit ihrer Beschäftigten. „Das Reisen ins Ausland haben wir sehr eingeschränkt, Reisen nach China sogar auf Null zurückgefahren“, so Karlheinz Springer, Vorstandsvorsitzender des Eisenbahnzulieferers Bochumer Verein Verkehrstechnik (BVV).
Gespräche und Verhandlungen werden derzeit in erster Linie über Telefon- und Videokonferenzen erledigt. „Das geht ganz gut und wird sicher auch nach Corona eine größere Rolle spielen als vor der Pandemie“, so Springer. Allerdings räumt er ein: „Der persönliche Kontakt wäre schon wichtig, gerade zu unserem Mutterkonzern.“ BVV ist seit 2017 ein Tochterunternehmen von Full Hill Enterprises. Im Falle einer China-Reise müsste der Besucher aus Deutschland sich zunächst in eine 14-tägige Quarantäne begeben, ehe er sich im Land bewegen dürfte.
Konzentration auf digitale Kommunikation
Auch der weltweit tätige Wärmetauscher-Hersteller Kelvion konzentriert sich weitgehend auf die digitale Kommunikation - sowohl im Unternehmen als auch im Austausch mit Kunden. „Das Reisen von Managern haben wir weitgehend heruntergefahren“, sagt Kelvion-Sprecherin Karin Pyc.
International unterwegs sind noch die Servicetechniker. „Dabei kommt uns unser weit verzweigtes Netz zugute“, so Pyc. Service- und Reparaturarbeiten können in vielen Ländern von dort tätigen Kelvion-Beschäftigten erledigt werden. Dass Techniker über Landesgrenzen hinaus reisen, komme derzeit nur in Ausnahmen vor. Dort müssen sie sich zunächst in Quarantäne begeben. Häufiger als früher würden daher Bauteile nach Deutschland geschickt, wie unlängst ein Aggregat aus Kolumbien.