Bochum-Innenstadt. Mit der „GemüseAckerdemie“ ändert sich der Schulgarten des Bochumer Alice-Salomon-Berufskollegs. Es gibt Ideen für die Verwendung des Gemüses.

Die Beete sind angelegt, kleine Löcher hat Josi Wirth (18) für die nächsten Setzlinge schon vorbereitet. Mitschüler Abdul Murad (20) ist bereits mit der Gießkanne zugange. Rote und gelbe Beete, Fenchel, Lauchzwiebeln, Radieschen und Sellerie sind schon unter der Erde. „Wir haben heute Jungpflanzen eingesetzt“, sagt der Schüler, der am Bochumer Alice-Salomon-Berufskolleg den Hauptschulabschluss macht und sich dabei für den Schwerpunkt Ernährung und Versorgung entschieden hat. Er ist mit dabei, aus dem Schulgarten einen Schulacker zu machen.

Bochumer Schulgarten war lange ein Ziergarten

Zwar weiß er bereits, dass er einmal Handytechniker werden möchte, das Arbeiten im Schulgarten macht ihm aber dennoch viel Spaß. „Der Schulgarten war lange nur ein Ziergarten, jetzt formen wir ihn zum Acker um, pflanzen Gemüse an und werden es auch in der schuleigenen Küche verarbeiten und im Schulrestaurant verkaufen“, sagt Sonderpädagoge Dirk Rauil.

Für diese Idee mit dem Namen „Der Schulgarten als Klassenzimmer – wir ackern für Veränderung“ ist die Alice-Salamon-Schule für Ernährung, Erziehung und Gesundheit von den Stadtwerken Bochum als Zukunftsprojekt 2020 ausgezeichnet worden und wird über die kommenden sieben Jahre gefördert.

Berufskolleg wurde bereits ausgezeichnet

Damit sahnt das Berufskolleg an der Akademiestraße nicht zum ersten Mal ab: Schon seit 2019 gibt es eine Schulimkerei, welche als Bürgerprojekt der Stadtwerke ausgezeichnet und gefördert wurde. Sie entstand im Rahmen der sogenannten Talentschule – einem Versuch des Bildungsministeriums, Schulen in problematischen Stadtteilen und mit einer schwierigen Schülerschaft mit mehr Personal und mehr Geld zu fördern. Aus 149 Bewerbungen wurden in NRW 35 Talentschulen ausgewählt, das Alice-Salomon-Berufskolleg war als ein von drei Bochumer Schulen dabei.

Das gab Rückenwind auch für das jetzige Projekt: „Ich habe viel Neues gelernt, zum Beispiel über das Pflanzen von Kohlrabi. Ich komme aus dem Libanon und habe dort meinem Vater immer beim Pflanzen von Gurken und Tomaten geholfen“, sagt Abdul.

Ausbildung von Köchen

Auch Sonderpädagoge Rauil hat dazugelernt: „Zum Beispiel über das Mulchen und Anlegen von Beeten“, sagt er. Vermittelt hat das ganze Wissen der gemeinnützige Verein „GemüseAckerdemie“, der bundesweit mit Schulen und Kindergärten in einem praxisorientierten Bildungsprogramm kooperiert. Die Alice-Salomon-Schule ist dabei das erste Berufskolleg, an ihr werden zum Beispiel Bäcker und Köche ausgebildet. Auch zwei Kitas – an der Wasserstraße und der Gahlenschen Straße – sind bereits dabei.

„Wir vermitteln Wissen über Gemüseanbau und machen Lehrer zu Multiplikatoren, sodass das Wissen auch nach der Ernte an der Schule bleibt“, sagt Johanna Vormann von der „GemüseAckerdemie“. Dabei gehe es nicht nur um das reine Einpflanzen, sondern auch um Pflege, Ernte und Vermarktung.

Verkauf im Schulcafé

„Viele Schüler kennen nicht mehr alle Gemüsesorten und wissen nicht, woher sie überhaupt kommen“, sagt Vormann. Dagegen will das Projekt etwas tun. „Man hat auch eine andere Wertschätzung, wenn man das Gemüse selbst angepflanzt hat“, ist sich Vormann sicher.

Dass man die Kohlrabi nicht zu tief unter die Erde stecken darf, sondern die Knolle noch herausschauen muss, dass Möhrensamen feucht gehalten werden müssen und Radieschen sich vermutlich zuerst zeigen werden – all das haben Lehrer und Schüler von den Experten der „GemüseAckerdemie“ gelernt.

Der erste Pflanztermin war somit nur der Startschuss: Einen zweiten Pflanztermin gibt es im Juni, einen weiteren nach dem Sommer. „Im Juni können wir Tomaten, Gurken, Mais und Zucchini pflanzen, nach dem Sommer zum Beispiel Feldsalat“, sagt Vormann. „Ich habe im Schulcafé schon Chicken Nuggets verkauft, jetzt können wir bald unser eigenes Gemüse dazu verkaufen“, sagt Schülerin Josi.