Bochum. Das gab's noch nie: Die Besucherzahlen in den Bochumer Bädern sind 2020 um zwei Drittel eingebrochen. Preiserhöhungen sind dennoch nicht geplant.

Die Besucherzahlen in den Bochumer Bädern haben im vergangenen Jahr einen beispiellosen Absturz erlebt. Dennoch zeigt sich die Wasserwelten GmbH als städtischer Badbetreiber zuversichtlich, die Ausfälle zu kompensieren. Eine Erhöhung der Eintrittspreise wird für 2021 ausgeschlossen.

Desaströs fällt die Bad-Bilanz 2020 aus, die Wasserwelten-Geschäftsführer Berthold Schmitt in dieser Woche im Gespräch mit der WAZ vorlegte. 194.415 Besucher gab es binnen Jahresfrist. 2019 waren es 599.862. Darin sind die Schüler und Vereinsschwimmer bereits erfasst. Zahlende Gäste gab's deutlich weniger: 68.437 in den Hallenbädern (minus 65 Prozent) und 45.072 in den Freibädern (minus 71 Prozent).

Corona-Verluste können ausgeglichen werden

Der Grund ist hinreichend bekannt: Corona. Seit März mussten die Hallenbäder - wie auch derzeit im Lockdown - immer wieder schließen. Die Freibadsaison fiel zwar nicht ins Wasser. Es galten jedoch massive Hygienevorgaben mit Einlassbeschränkungen (vorherige Anmeldung per E-Ticket) und verkürzten Öffnungszeiten.

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700.000 Euro, schätzt Berthold Schmitt, seien an Einnahmen weggebrochen. "Doch als einer von ganz wenigen Badbetreibern in Deutschland ist es uns gelungen, die Verluste auszugleichen", sagt Schmitt und nennt drei Not-Lösungen: 80 der 100 Wasserwelten-Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Die Freibadsaison wurde erstmals komplett ohne Saisonkräfte gestemmt. Und: Die Betriebskosten wurden auf das Allernötigste beschränkt, indem etwa die Wassertemperatur in den Becken während der Schließung gedrosselt wird.

Preiserhöhungen sind "kein Thema"

Ergebnis: Die Stadt müsse wegen Corona nicht draufzahlen. "Im Gegenteil", sagt Schmitt. Es könne sogar sein, dass der Jahreszuschuss der Stadt von 9,7 Millionen Euro unterboten werden kann. Eine Erhöhung der Eintrittsgelder sei zumindest für 2021 "kein Thema", versichert Schmitt.

Die Trocken-Phase in den Hallenbäder wurde und wird - neben den Arbeiten in Werne und Höntrop - für vorgezogene Wartungen und Renovierungen sowie Umbauten genutzt. So erhielt das Bad in Linden eine neue Sauna. In Langendreer wurde der Zugang barrierefrei gestaltet. Im Uni-Bad in Querenburg, das für Studenten geöffnet bleibt, werden Seminarräume geschaffen.

14 Tage Vorlauf für Neustart

Wann die Bäder mitsamt der Aqua-Fit-Kurse wieder öffnen dürfen, vermag der Wasserwelten-Chef nicht abzusehen. "Aktuell scheint ein Termin immer weiter in die Ferne zu rücken." Sicher sei: "Wir sind für einen Neustart gut aufgestellt." 14 Tage Vorlauf seien dafür nötig.

Vorstellbar sei zumindest zum Auftakt eine Regelung wie im Herbst 2020. Damals waren wochentags die Hallenbäder Langendreer und Linden für die Allgemeinheit zugänglich. Die Bäder in Hofstede und Querenburg dienten ausschließlich dem Hochschul-, Schul- und Vereinsbetrieb. Nur am Wochenende standen alle Bäder für Besucher offen.

Kurzarbeitergeld bi Mitte 2021 gesichert

"Wir werden uns noch für lange Zeit auf Corona-Bedingungen mit deutlich geringeren Besucherzahlen einstellen müssen", glaubt Berthold Schmitt. Wahrscheinlich sei, dass auch nach einer Wiederöffnung das System mit E-Tickets und festen Schwimmzeiten beibehalten werden muss - womöglich auch wieder während der Freibadsaison. "Wir sind dazu bereit", bekräftigt der Wasserwelten-Chef.

Einen Plan B hat er gleichwohl. Die Kurzarbeit für die 80 Mitarbeiter wurde bis Mitte des Jahres neu beantragt und genehmigt. "Vorsorglich", wie Schmitt betont.

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