Bochum. Ein AfD-Politiker griff die Jugendorganisation Falken Bochum wegen deren sozialistischen Hintergrundes an. Das ist die Reaktion auf die Kritik.

Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten. Schon in der Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Süd bekam AfD-Politiker Maik Klaus Gegenwind für seine Verbal-Attacke gegen die Jugendorganisation Die Falken Bochum zu spüren. Deren sozialistischer Hintergrund als SPD-nahe Gruppe ist dem Vertreter der „Alternative für Deutschland“ offenbar ein Dorn im Auge, so dass er die Stadt Bochum dazu auffordert, künftig lieber andere Organisationen mit Jugendarbeit zu beauftragen. Politiker von SPD und Freien Demokraten kritisierten Klaus dafür scharf. Jetzt melden sich auch die Falken selbst zu Wort. Und sie erhalten Rückendeckung.

Bochum: Nach Verbal-Attacke von AfD-Politiker – viel Zuspruch für die Jugendorganisation Die Falken

„Die Falken Bochum sind ein bundesweit organisierter Jugendverband“, stellen Natascha Poschmann und Özgür Karatag vom Vorstand sowie Susanne Henke und Marc Pattmann aus der Geschäftsführung in einer Stellungnahme klar. „Als solcher sind wir demokratisch legitimiert und anerkannt.“ Dies gelte für alle Verbandsstrukturen und demnach auch für den Unterbezirk Bochum.

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Die Jugendarbeit in Bochum durchlaufe in ihrer Entscheidungsfindung die unterschiedlichsten politischen Gremien, so die Falken weiter. Angefangen bei den Bezirksvertretungen, über den Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie und letztlich den Rat der Stadt Bochum, wenn es um die Finanzierung des Jugendförderplans oder etwa einer Spielleitplanung gehe. Ferner übernehme die Stadtverwaltung, hier das Jugendamt als zuständiges Fachamt, eine überparteiliche „Wächterfunktion“.

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Die Falken betonen, dass „bei der Jugendarbeit zwischen verbandlicher Jugendarbeit und Jugendarbeit im Sinne eines Jugendhilfeträgers unterschieden“ werde. Verbandliche Jugendarbeit könne und dürfe politisch sein, müsse sich aber im Rahmen der demokratisch legitimierten Grenzen bewegen. „Darüber wachen, vorberatend für die politischen Gremien, die kommunalen Jugendämter.“

Falken sehen AfD-Vorwürfe als Angriff auf das demokratische System in Bochum

Für anerkannte Träger der Jugendhilfe, zu denen die Falken Bochum gehören, gelte ferner eine Überparteilichkeit in allen politischen Bildungsangeboten. „Wir sind Mitglied des Kinder- und Jugendrings in Bochum“ erklären Poschmann, Karatag, Henke und Pattmann. „Wir sind solidarisch aufgestellt, selbstreflektiert und hinterfragen unser Tun und Handeln tagtäglich.“

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Dies gelte für die verbandliche Arbeit wie auch für die Arbeit als Jugendhilfeträger. „Wir sind ein Bochumer Jugendverband und Jugendhilfeträger. Wir möchten weder bevorzugt noch benachteiligt behandelt werden.“

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Die vom AfD-Politiker geäußerte Kritik versteht die Gruppe „nicht als Vorwurf gegen uns als Falken Bochum. Vielmehr kommen wir zudem Schluss, dass die zitierten Vorwürfe gegen unser demokratisches System in Bochum als Ganzes gerichtet sind.“ Die Falken wollen ihre verbandliche Arbeit und ihre Projekte als Jugendhilfeträger unverändert fortsetzen.

AfD-Mann verärgern Facebook-Beiträge

AfD-Bezirksvertreter Maik Klaus hatte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Süd am Dienstag, 16. März, die Vorstellung der aktuellen Spielleitplanung zum Anlass genommen, die Falken und speziell deren Facebook-Seite ins Visier zu nehmen. „Gruslig“ nannte es Klaus, dass dort Beiträge beispielsweise über Rosa Luxemburg und Gregor Gysi auftauchten.

FDP-Bezirksvertreter Benjamin Läpple nannte es im Hinblick auf Maik Klaus’ Aussagen „scheinheilig, die Sozialismus-Keule zu schwingen“, wenn sich die eigene Partei im Visier des Verfassungsschutzes befinde. Zudem verwies er auf die eigenen Inhalte der AfD-Facebook-Seite.

Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD) bezeichnete Klaus’ Auftreten als „ideologisch bis zum Letzten“. Alle Angebote von Jugendorganisationen würden zuvor von der Stadt geprüft.

Unterstützung erhalten die Falken vom Kinder- und Jugendring. Dessen Geschäftsführer Rolf Geers weist darauf hin, dass die Falken zu den sechs Jugendverbänden zählen, die 1946 den Kinder- und Jugendring Bochum gegründet hätten, um die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen zu verbessern und um sinnvolle Freizeitangebote für junge Menschen durchzuführen.

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„Sie sind ein verlässlicher Partner mit vielen tollen Angeboten für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene“, lobt Geers die Arbeit der Falken und zählt auf: „Zur Jugendverbandsarbeit der Falken gehören der inklusive Kinder- und Jugendzirkus Pirella, das Förderprojekt für junge Künstler X-Vision-Ruhr, die quartiersbezogenen Angebote von HaRiHo, eine Musikband mit jungen Geflüchteten, die Spielplatzpaten, verschiedene mobile Angebote und inklusive Jugendfreizeiten.“

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Die Falken stünden zudem für eine engagierte Arbeit gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, für die praktische Solidarität mit Geflüchteten „und sie setzen sich für die Kinderrechte und für die Menschenrechte ein“. Die bewährten Angebote – wie von der AfD gefordert – einzuschränken, wäre aus Sicht von Rolf Geers „ein großer Verlust für die Kinder und Jugendlichen“.

Bochumer Linke sprechen von „durchschaubarer rechten Hetze“

Gültaze Aksevi, Mitglied der Linken in der Bezirksvertretung Süd und Fraktionsvorsitzende im Bochumer Rat, bezeichnet den Angriff der AfD auf die Falken als „durchschaubare rechte Hetze“. Wer Kinder und Jugendliche mit guten pädagogischen Konzepten fördere und Nachbarschaften zusammenbringe, leiste einen wichtigen Beitrag um rechtem Hass die Grundlage zu entziehen. „Dass der AfD das nicht gefällt, ist klar.“

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Im Rahmen der Spielleitplanung sollen neben anderen Trägern auch Projekte der Falken gefördert werden: Spielmobil-Einsätze, ein Projekt für Lastenräder, eine Siebdruck-Anlage, das Jugendmobil Eumel, ein Trampolin am Falkenheim Akademiestraße und neue Sitzbänke am Falkenheim Bergen. Gültaze Aksevi: „Wir unterstützen diese Projekte ausdrücklich und fordern insgesamt eine Erhöhung der Mittel für die Spielleitplanung, um mehr Angebote für Kinder und Jugendliche in allen Bochumer Stadtteilen zu ermöglichen.“