Bochum-Querenburg. Ein AfD-Politiker hat kritisiert, dass die SPD-nahen Falken zu viel der Jugendarbeit in Bochum übernehmen. Dafür erntet er viel Gegenwind.

Für Wirbel in der Bezirksvertretung Bochum-Süd hat am Dienstagnachmittag AfD-Politiker Maik Klaus gesorgt, der in einem Wortbeitrag die Bochumer Jugendorganisation die Falkenattackierte. Die Stadt Bochum solle künftig lieber andere Organisationen mit Jugendarbeit beauftragen, so Klaus. Seine Begründung: der sozialistische Hintergrund der SPD-nahen Jugendorganisation. Das sahen die Politiker der anderen Parteien anders – und wussten durchaus zu kontern.

Bochum: AfD-Politiker greift Jugendorganisation an – und erntet viel Gegenwind

Dabei barg der Tagesordnungspunkt 2.5 der aktuellen Sitzung der Bezirksvertretung Süd eigentlich gar keinen Zündstoff. In der Verwaltungsvorlage ist aufgelistet, wie die Stadt die für die Kinder- und Jugendarbeit in 2021 zur Verfügung stehenden 60.000 Euro verteilt – und an wen. Traditionell sehr aktiv sind die Falken, die der Stadt zahlreiche Aktionen anbieten und auch oft den Zuschlag erhalten.

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Der AfD in Person von Bezirksvertreter Maik Klaus scheint das ein Dorn im Auge zu sein. Jedenfalls startete er eine Verbalattacke auf die Jugendorganisation aufgrund deren sozialistischen Hintergrundes. Er habe sich einmal eingehend mit dem Facebook-Auftritt der Bochumer Falken beschäftigt. „Gruselig, was da auftaucht“, sagt Klaus und erwähnt in diesem Zusammenhang Beiträge zu Rosa Luxemburg und Gregor Gysi. Zu solch einer Jugendorganisation, so Klaus, „sollte man Kinder eigentlich nicht schicken“.

Maik Klaus vertritt die Alternative für Deutschland (AfD) in der Bezirksvertretung Bochum-Süd.
Maik Klaus vertritt die Alternative für Deutschland (AfD) in der Bezirksvertretung Bochum-Süd. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Maik Klaus fordert die Stadt auf, Gelder für die Jugendarbeit künftig doch lieber an andere Organisationen zu verteilen „und genauer auf die Träger zu schauen“.

FDP-Politiker nennt AfD-Vorgehen „scheinheilig“

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Von der politischen Gegenseite erntete Maik Klaus Kritik. „Die Facebook-Einträge haben nichts mit der städtischen Spielleitplanung zu tun. Das wird von der Stadt alles vorher geprüft. Alle anderen Organisationen sind im Übrigen ebenfalls eingeladen, sich einzubringen“, entgegnete Bezirksbürgermeister Helmut Breitkopf (SPD), Klaus’ Vorwürfe seien „nicht zielführend“. Auch am Tag nach der Sitzung ist Breitkopf noch immer aufgebracht. „Ist schon ein starkes Stück, wie er aufgetreten ist. Ideologisch bis zum Letzten.“

Auch Benjamin Läpple von der FDP lässt Maik Klaus’ Auslassungen nicht unkommentiert. Er, als Freier Demokrat, sei ja weit vom Sozialismus entfernt, aber es sei doch gerade für einen AfD-Politiker „scheinheilig, die Sozialismus-Keule zu schwingen“, wenn sich die eigene Partei im Visier des Verfassungsschutzes befinde. „Die Falken jedenfalls sind kein Prüffall für den Verfassungsschutz.“ Zudem solle sich die AfD an die eigene Nase fassen. „Wenn ich auf Ihre Facebook-Seite schaue...“

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Benjamin Läpple sieht sein Mandat als Bezirksvertreter nicht als „ein allgemeinpolitisches“. Man sollte hier keine „Bundestagsreden“ halten, „solche politischen Statements haben in der Bezirksvertretung nichts zu suchen“. Doch das, so Läpple, sei halt eine typische AfD-Taktik, auch auf unterster Ebene die Bühne zu suchen.

Die Falken weisen auf ihrer Facebookseite darauf hin, dass sie eine Kinder- und Jugendorganisation innerhalb der sozialdemokratischen Bewegung sind, die 1945 die Nachfolge der „Sozialistischen Arbeiterjugend“ und der „Kinderfreunde“ angetreten habe. Die „Sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken“ sieht das Schwergewicht ihrer Arbeit in den Kinder- und Jugendgruppen.

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Auf der Facebook-Seite der Bochumer Gruppe wird übrigens nicht nur auf bedeutende sozialistische Persönlichkeiten hingewiesen. Die Falken positionieren sich in einigen Beiträgen auch klar gegen Rechts. Diese Postings bleiben von Maik Klaus unerwähnt.

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