Bochum. Telefonbetrüger haben wieder versucht, in Bochum ein Ehepaar abzuzocken. Die Story, die sie erzählten, ist sehr perfide. Es ging um 40.000 Euro.

Erneut haben unbekannte Betrüger am Telefon versucht, ein Ehepaar in Bochum mit einer besonders perfiden Lügengeschichte abzuzocken.

Die Phantasie der Täter ist grenzenlos, ihre schauspielerische Fähigkeit enorm. Wie das betroffene Ehepaar aus Grumme der WAZ schildert, erhielt es am Wochenende einen Anruf mit einer Dortmunder Nummer. In der Leitung war eine weinerliche und daher sehr schlecht zu verstehende Frau zu hören.

Angebliche Tochter schrie am Telefon: „Mama, Du musst mir helfen“

Angeblich war es die Tochter der Eheleute. „Sie erzählte, völlig aufgelöst, dass sie eine junge Frau bei einem Verkehrsunfall tödlich verletzt habe und schrie quasi: ,Mama, du musst mir helfen’“, berichtet das Ehepaar.

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Danach gab die „Tochter“, die sie in Wahrheit gar nicht ist, den Hörer an eine angebliche Polizeibeamtin weiter. „Diese Frau sprach davon, dass es sich um ein fahrlässiges Verhalten unserer Tochter gehandelt habe und sie im Gewahrsam der Polizei verbleiben müsse. Es gäbe aber eine Möglichkeit, bei Zahlung einer Kaution von 40.000 Euro, sie bis zur Gerichtsverhandlung auf freiem Fuß belassen zu können.“

Betrugsanrufe wie in diesem Fall sind „ein immer wiederkehrendes Delikt“

Nach einer kritischen Rückfrage brach das Telefonat ab. Gezahlt wurde nichts. Ein Anruf bei der tatsächlichen Tochter, der es gut ging, brachte dann die endgültige Klarheit, dass Betrüger ihr Unwesen trieben.

Die Eheleute wollen, dass ihr Fall den Menschen in Bochum eine Warnung ist - und informierten die WAZ und die Polizei.

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Polizeisprecher Marco Bischoff sagt, dass solche Anrufe „ein immer wiederkehrendes Delikt“ seien. Die Täter würden sich „immer und immer wieder neue Maschen einfallen“ lassen. Mal rufe ein angeblicher Handwerker an, mal ein Staatsanwalt, mal ein Enkel – alles Lüge. Teilweise würden die Täter „große Summen“ erbeuten, darunter auch komplette Lebensersparnisse. Das sei aber „zum Glück nicht der Regelfall“.

Mit der gleichen Unfall-Masche wie jetzt beim Ehepaar in Grumme wollten Unbekannte im November 2020 eine 90-jährige Bochumerin dazu bewegen, mehrere zehntausend Euro von der Sparkasse abzuheben. Das scheiterte an der Umsicht der Bankmitarbeiter, die das Geld nicht auszahlten.

Anzahl der Betrugsfälle zu Lasten von Senioren haben im Raum Bochum zugenommen

Erwachsene Kinder sollten ihre betagten Eltern warnen

Erwachsene Kinder und Kindeskinder sind immer wieder aufgefordert, ihre betagten Eltern über Gefahren durch betrügerische Telefonanrufe aufzuklären.

Unter diesem Links bietet die Polizei hilfreiche Tipps, wie man sich schützen kann: https://polizei.nrw/senioren

Im vergangenen Jahr gab es im Bochumer Polizeibezirk (mit Herne und Witten) 807 Fälle mit falschen Amtsträgern. Hinzu kamen 346 Fälle mit dem Enkeltrick, der Vorgabe, ein Verwandter in Not zu sein, und Schockanrufe. Die Anzahl aller Betrugsfälle, bei denen ältere Menschen zum Opfer wurden oder werden sollten, stieg im Jahr 2020 gegenüber 2019 von 1240 auf 1404 an.

In 50 Fällen waren die Täter im Jahr 2020 erfolgreich; sie machten insgesamt 713.000 Euro Beute. Aber auch in den Fällen, in denen kein Geld gezahlt wurden, leiden die Angerufen teilweise erheblich, weil sie verunsichert worden sind.