Bochum. Für Lockerungen im Einzelhandel sorgte ein Gerichtsurteil – aber nur für kurze Zeit. In Bochum herrscht im Handel Hoffnung und Verunsicherung.
Keine Kundenbegrenzung und keine Terminbuchung mehr im Einzelhandel. Mit diesem Urteil schien das Oberverwaltungsgericht Münster an diesem Montag den Händlern neue Perspektiven zu eröffnen. „Aber das wird nicht von Dauer sein“, sagt Dieter Schorr vom Modehaus Baltz in Bochum.
Der Einzelhandelsverband habe seinen Mitgliedern bereits mitgeteilt, dass das NRW-Gesundheitsministerium nach dem Urteil aus Münster an einer kurzfristigen Veränderung der Corona-Schutzverordnung arbeite. „Zu erwarten ist, dass sich mit Ausnahme von Lebensmittelgeschäften und Läden mit Waren für den täglichen Gebrauch alle an die Regelung ‘ein Kunde pro 40 Quadratmeter Ladenfläche‘ und an eine Terminbuchung halten müssen.
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Land NRW hat schnell reagiert
Spätestens in ein, zwei Tagen rechnen sie bei Baltz mit der neuen Verordnung. Die Rahmenbedingungen für das Modehaus und für viele alle anderen Geschäfte ändern sich daher vermutlich nicht. Tatsächlich sollte die Veränderung noch schneller kommen.
Auch die Initiative Bochumer City (IBO) hat das Urteil aus Münster zur Kenntnis genommen und erwartet eine schnelle Reaktion der Politik. Und die kam schon am Nachmittag aus Düsseldorf: Das Land NRW, so heißt es, habe schnell auf das OVG-Urteil reagiert. „Da das Oberverwaltungsgericht eine unzulässige Ungleichbehandlung darin gesehen hat, dass Schreibwarengeschäfte, Buchhandlungen und Gartenmärkte ab dem 8. März ohne diese Beschränkungen öffnen durften, gelten die Pflicht zur Terminvereinbarung und die 40 qm-Begrenzung mit der jetzt geänderten Verordnung auch für diese Geschäfte.“
Verunsicherung werde größer
Christina Wiciok von der IBO befürchtet derweil, dass die Verunsicherung bei Händlern und Kunden jetzt noch größer wird. „Wenn ich durch die Stadt gehe, registriere ich, dass einige öffnen, andere ihre Läden lieber geschlossen haben. Ich könnte jetzt auch niemanden verlässlich sagen, was er am besten tun sollte.“ Denn: Schon bald könnten sich die Bestimmungen wieder ändern. Wiciok mit Blick auf den heutigen Corona-Gipfel.: „Wenn wir morgen miteinander sprechen, ist vielleicht alles schon wieder ganz anders.“
Bei Baltz sind sie derweil froh, dass überhaupt wieder etwas geht. Seit der Wiedereröffnung der Geschäfte sei der Kundenbesuch gut, so Prokurist Schorr. „Wir sind ganz zufrieden, es ist auf jeden Fall besser als nichts.“ Und: Die Zurückhaltung nach dem Ende des Lockdown sei im vergangenen Jahr größer gewesen.
Großer Aufwand für den Handel
Allerdings sei der Aufwand für die Geschäfte auch groß. Maximal 300 Kunden pro Stunde bekommen bei Baltz einen Termin. Sie alle müssen erfasst werden – „das“, so Schorr, „macht die meiste zusätzliche Arbeit und kostet viel Geld“ – und auch beim Verlassen des Hauses am momentan einzigen Ein- und Ausgang am Dr.-Ruer-Platz registriert werden. Vier bis fünf Beschäftigte seien dort permanent eingesetzt. „Wir wollen unsere Kunden ja nicht lange stehen lassen.“