Bochum. In einer Mauerspalte der Melanchthon-Kirche in Bochum ist ein Turmfalken-Pärchen eingezogen. Sie leben dort ihre Frühlingsgefühle aus.

Seit die neuen Nachbarn eingezogen sind, schaut ihnen Vlatka Baumhauer mit Begeisterung regelmäßig in die gute Stube. Für das Turmfalken-Pärchen, das nun wieder direkt gegenüber auf der anderen Seite der Königsallee wohnt, ist das Interesse der Wiemelhausenerin kein Problem. Die Vögel haben eine natürliche Höhle in einer Mauerspalte der Melanchthon-Kirche bezogen und fühlen sich dort offensichtlich wohl.

Der Brutplatz an der Frontseite des Kirchturms würde kaum auffallen, wären an den Steinen darunter nicht verräterische weiße Kotspuren zu sehen. „2020 haben die Falken fünf Junge aufgezogen und ich durfte live dabei sein. Daher habe ich natürlich in diesem Jahr auf eine Rückkehr der Eltern gehofft. Anfang März war es dann endlich soweit“, freut sich Baumhauer.

In den nächsten Wochen werden wohl drei bis sechs Eier gelegt

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Rund um den Kirchturm hört man seitdem wieder die hohen und schnellen „ki ki-ki“-Rufe der beiden Vögel, die auf den umliegenden Hausdächern längst ihre Frühlingsgefühle ausgelebt haben. Turmfalken haben ungefähr die Größe einer Stadttaube. Das etwas kleinere Männchen ist am grauen Kopf und dem grauen Schwanz mit einem breiten schwarzen Streifen an der Spitze erkennbar. Das etwas größere Weibchen ist einheitlich braun.

Unter den wohlwollenden Blicken seiner menschlichen Nachbarin wird es wohl etwa Mitte April drei bis sechs Eier legen. Nach einer vierwöchigen Brutzeit schlüpfen dann die Jungen und sind nach weiteren vier Wochen flügge. Ab Mitte Juni lohnt es sich also wahrscheinlich, besonders an der Melanchthonkirche nach Turmfalken Ausschau zu halten.

Turmfalken sind pragmatische Mäusejäger

Turmfalken ernähren sich hauptsächlich von Wühlmäusen und anderen Kleinsäugern, die allerdings eher selten direkt an der Königsallee zu finden sind. „In Innenstädten brütende Turmfalken können Parks, Friedhöfe oder Sportplätze zur Futtersuche nutzen. Meist fliegen sie aber mehrere Kilometer weit zu ihren Jagdrevieren im Außenbereich der Städte. Sie benötigen dort offene Landschaften mit Grasflächen und genug Beutetieren“, erklärt Stefan Welzel von der Biologischen Station Östliches Ruhrgebiet.

Auf den Wiesen und Feldern südlich der Ruhruniversität sind Turmfalken ebenfalls zu finden. Zudem kann man sie regelmäßig im Ruhrtal rüttelnd in der Luft stehen sehen. Eigentlich sind Turmfalken Felsbrüter, die zum Nisten auch gerne alte Baumhöhlen nutzen oder die Nester von Raben und anderen Vögeln übernehmen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Als Kulturfolger haben sie aber schon vor Jahrhunderten kleine Mauernischen in hohen Kirchtürmen als Alternative entdeckt und sind so zu ihrem Namen gekommen.