Bochum-Innenstadt. Für mehr Kultur auf Bochums Straßen sorgt ab sofort das KoMobil. Wie der Kortland e.V. eine Marktlücke füllt - und Theater mobil macht
Wer an eine Bühne denkt, dem kommen womöglich Abendveranstaltungen und Theater- oder Konzertsäle in den Kopf. Das könnte sich in Bochum jetzt ändern, denn ab sofort ist in der Stadt das „KoMobil“ unterwegs. Das ist ein Fahrrad, das flexibel zur Bühne umgebaut werden kann. Theateraufführungen, Konzerte sowie Gesprächsrunden und Mitmachaktionen kommen so auf die Straßen von Bochum, denn die Bühne kann an den verschiedensten Orten aufgebaut werden. Das KoMobil ist ein Bürgerprojekt der Stadtwerke Bochum und ist mit dem Kortland e. V. in Kooperation mit dem Ko-Labor, der Quartiershalle e. V. und der KoFabrik umgesetzt worden.
Auf dem Fahrrad installierte Box befördert Equipment
Die Basis des KoMobils ist ein Lastendreirad mit elektronischer Unterstützung, auf dem eine Box installiert ist, die mithilfe eines Klappsystems zur Bühne umfunktioniert werden kann. Zudem beherbergt sie je nach Bedarf technisches Equipment, wie zum Beispiel Lautsprecher, Beamer und Mikrofone. Das KoMobil kann von Künstlern gemietet werden. Die ausgeklappte Bühne ist 2,80 Meter breit und ein Meter tief. „Die Idee für so etwas war schon länger da“, berichtet Hendrik Becker vom Ko-Labor. Er initiierte das Projekt, das als „mobile Fahrradbühne für mehr Kultur im Viertel“ dienen soll. Performances auf der Straße würden nicht immer ausreichend ins Auge stechen, meint er. Mit einem Podium würde sich das ändern. „So hat man mehr Präsenz, als wenn man nur auf der Straße steht“, glaubt er.
Pandemie war ideenstiftend für das Projekt
Das Rad erfüllt jedoch auch eine weitere Funktion, die eine bislang bestehende Schwierigkeit aufhebt. „Wenn man irgendwo auftritt, steht man immer wieder vor der Problematik, dass man etwas braucht, womit man sein Material transportieren kann. Mit dem Auto möchten wir nicht fahren, deswegen haben wir schon oft an ein Lastenrad gedacht, das war uns allerdings erst einmal zu teuer“, erinnert er sich. Deswegen habe sich das Kortland e. V. bei den Bürgerprojekten der Stadtwerke beworben. Die Pandemie habe den Einfall noch befeuert. „Corona und der erste Lockdown haben dann auch ihr Übriges zu der Idee beigetragen“, berichtet Becker. „Es fehlte einfach ein Ort draußen, an dem man etwas machen kann, das alle sehen können“. Dabei habe er besonders an Senioreneinrichtungen gedacht, die im ersten Lockdown für Besucher geschlossen wurden. Die Idee sei es gewesen, sich dort vor die Fenster zu stellen und etwas aufzuführen. Wenn niemand zu Veranstaltungen gehen könne, müssten die eben zu den Menschen kommen.
Eigens entwickeltes Erzähltheaterstück für die Fahrradbühne
Sogar ein eigens auf die mobile Bühne zugeschnittenes Stück gibt es bereits. „Das Theater Löwenherz hat eine Leseperformance von Tom Sawyer und Huckleberry Finn entwickelt“, erzählt Becker. Das KoMobil sei bei allen, die es bislang sehen durften, überaus gut angekommen. Es sei ein „echter Hingucker“. Für den Sommer seien schon viele Buchungen eingegangen, unter anderem als Theaterbühne für ein Straßenfest. Auch Bands interessieren sich für die mobile Bühne, ein Konzert sei ebenfalls geplant. Zudem wird das KoMobil auf einer Wohltätigkeitsaktion zum Einsatz kommen, bei der es um den Erhalt einer Grünfläche gehe. Becker ist zufrieden. Genau so habe er sich die mobile Fahrradbühne vorgestellt.
Info-Box: Bürgerprojekte der Stadtwerke
Das Projekt „KoMobil –Die mobile Bühne für Kultur und Vielfalt“ hat 2020 einen Zuschlag über die Sponsoring-Aktion „Herzensprojekte“ der Stadtwerke Bochum erhalten. Damit fördern die Stadtwerke seit mehreren Jahren Bürgerprojekte aus Bochum. Über die Bewerber für Projekte können Kunden jedes Jahr der Stadtwerke über die Homepage oder per Coupon abstimmen. Bis zum 23. März können Kunden insgesamt 20 Herzen an ein oder mehrere Bürgerprojekte ihrer Wahl an die diesjährigen Projekte vergeben.