Bochum-Innenstadt. Ko-Labor, Kortland e.V. und urbane Nachbarschaft am Imbuschplatz stellen corona-konformes Festival mit Theater, Musik und Kunst auf die Beine.

Die Coronakrise hat ihr schon durch viele geplante Kulturveranstaltungen einen Strich durch die Rechnung gemacht: Lange her sind die letzten Besuche von Susanne Rüther im Schauspielhaus, im Musikforum oder der Philharmonie. „Das fehlt mir ganz schön“, sagt sie. Gute Nachrichten für Rüther: Der Sommer auf dem Imbuschplatz kann kommen – und zwar mit Kunst und Kultur.

Denn nicht nur die Zuschauer vermissen Kulturveranstaltungen, auch die Künstler sehnen endlich wieder Lampenfieber, Generalproben und Applaus herbei. Kein Wunder also, dass sich am bunten Juni-Programm im Kortland-Kiez Darsteller und Künstler vom Theater Löwenherz, Zeitmaultheater, Theater der Gezeiten und von der jungen Bühne Bochum beteiligen – auch Stadtbücherei, Hochschule Georg Agricola und Arteria Live Art sind zum Beispiel dabei.

Ort für Entwicklung des Viertels

Alle Veranstaltungen finden sich unter www.ko-labor.de. Dort sind auch Platzreservierungen möglich.

Die Ko-Fabrik an der Stühmeyerstraße bietet in der ehemaligen „Eisenhütte“ einen Ort für die Entwicklung des Viertels rund um den Imbuschplatz.

Eigens für das Quartiersprojekt haben die „Montag Stiftungen“ aus Bonn die gemeinnützige Projektgesellschaft „Urbane Nachbarschaft am Imbuschplatz“ gegründet.

Das Quartiersprojekt „Urbane Nachbarschaft am Imbuschplatz“ hat die Freilicht-Acts in Zusammenarbeit mit dem ko-labor und dem Kortland e.V. auf die Beine gestellt. „Wir haben das Programm in den letzten vier Wochen geplant, die Holzbühne steht erst seit einer Woche“, sagte Organisator Hendrik Becker bei der Eröffnung am Samstag.

„Raus aus dem Alltag“-Ort

Fortan soll sie bei zwölf Veranstaltungen zum „Raus aus dem Alltag“-Ort werden. Einen kleinen Vorgeschmack auf das Programm konnten mehrere Dutzend Zuschauer dort schon bekommen: „Wir machen sozusagen eine kleine Werksschau“, sagte Darsteller Christian Bernecker und war schon unterwegs Richtung Bühne. Zusammen mit anderen Tänzern konnten die Zuschauer dann den sogenannten „Butoh“-Tanz bestaunen – ein aus Japan stammendes Tanztheater ohne feste Form.

Die Besucher sitzen auf dem Imbuschplatz; aufgrund der Pandemie wahren sie dabei Abstand.
Die Besucher sitzen auf dem Imbuschplatz; aufgrund der Pandemie wahren sie dabei Abstand. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Entstanden ist unsere Performance in einem Workshop, in dem wir uns gefragt haben, was die Coronakrise mit uns macht und das in künstlerische Medien umgesetzt haben“, erklärte Bernecker. Was hat berührt, was Angst gemacht? Was sind schöne Seiten der Krise und besondere Momente?

„Das Tanzen hilft mir definitiv durch die Zeit“, sagte Bernecker. Auch andere Auftritte knüpfen an die außergewöhnlichen Zeiten an – so beispielsweise eine Lesung aus „Alice im Wunderland“. Denn das Abenteuer des kleinen Mädchens startet just in dem Moment, in dem sie sich gerade tierisch langweilt – ein Gefühl, was viele in Zeiten von Quarantäne und geschlossenen Geschäften erlebt haben dürften.

Ganz vergessen ist die Corona-Krise auch hinsichtlich der Auflagen natürlich nicht. Die brachte aber Hobby-Komikerin Anne Oppermann in der Rolle als Corona-Putzfrau den Zuschauern in einem Walk-In-Act zwischen den Schnellüberblicken näher.

Programm auch für Kinder

Neben Mitmach-Theater, Live-Musik, wissenschaftlichen Vorlesungen und einem lyrischen Abend dürfen sich die Besucher etwa auf eine Lesung unter dem Titel „Der Abend, an dem die Bücher brannten. Erinnerungen an den 9. Juni 1933“, eine Musikperformance als „Hommage an Billie Holiday“ oder eine Begegnung zwischen „Wissenschaft und Akrobatik“ mit fliegenden Drohnen freuen.

Für Kinder gibt’s zum Beispiel die Geschichte von „Momo“ oder „Tom Sawyer“ im Erzähltheater. Für die Zuschauer sind alle Veranstaltungen umsonst, finanziert wird der „Sommer auf dem Imbuschplatz“ von der Sparkassenstiftung und dem Kulturbüro der Stadt Bochum. Online muss dennoch vorab reserviert werden – die Corona-Pandemie macht es notwendig.

Im Anschluss wird dann eine Mail mit Platznummer verschickt. Gemäß der Auflagen sind die Zuschauerstühle deshalb auch mit entsprechendem Abstand arrangiert, Desinfektionsmittel steht zur Verfügung, Kontaktdaten müssen erhoben werden. Getränke werden trotzdem angeboten. Besucherin Rüther aber sieht all das positiv: „Eben weil die Organisation viel aufwendiger ist, weiß man das Kulturfestival noch mehr zu schätzen.“