Bochum. Das Schauspielhaus Bochum bereitet sich auf den Neustart nach dem Lockdown vor. Der Theaterkeller könnte dabei eine ungewöhnliche Rolle spielen.
Das Schauspielhaus Bochum bleibt geschlossen, aber hinter den Kulissen wird intensiv über das, was kommt nachgedacht. Das bezieht sich nicht nur auf die künstlerische Seite, sondern auch auf praktische Umstände. Die WAZ sprach mit der stellvertretenden Intendantin Susanne Winnacker.
Wie ist der aktuelle Corona-Stand im Schauspielhaus?
Susanne Winnacker: Das Theater bleibt bis mindestens Ende März geschlossen, Live-Vorstellungen vor Publikum sind nicht möglich, allerdings wird es erneut Livestreams geben: Am 20. März übertragen wir „Die Hydra“ mit Texten von Heiner Müller und am 26. März Johan Simons‘ Tschechow-Inszenierung „Iwanow“ als Geistervorstellung vor leeren Rängen ins Internet.
Zur Person
Susanne Winnacker (* 1959) studierte Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte und Angewandte Theaterwissenschaft. Sie ist Herausgeberin und Autorin zahlreicher theaterwissenschaftlicher Veröffentlichungen.Ab 2012 leitete sie als Rektorin die Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist Susanne Winnacker stellvertretende Intendantin am Schauspielhaus Bochum.
Der Lockdown wird irgendwann vorbei sein, wie ist das Haus vorbereitet?
Intendanz, Dramaturgie, das Künstlerische Betriebsbüro und die Kommunikationsabteilung sind seit Monaten damit beschäftigt aktuelle Bestimmungen „hochzurechnen“. Das ist eine Art permanentes „Wenn-so-dann-so-Spiel“. Alle im Haus fiebern darauf, endlich wieder vor Publikum zu spielen. Es ist aber wichtig zu sehen, mit welchen planerischen Herausforderungen sich ein Theaterbetrieb auseinandersetzen muss, wenn der Lockdown weiter anhält, beziehungsweise wenn er kurzfristig aufgehoben werden sollte.
Welche wären das?
Im Moment gibt es zum Beispiel das Problem, dass keine einzige Ausführungsbestimmung vorliegt, anhand der wir den Betrieb wieder aufnehmen könnten. Die jüngsten Beschlüsse zum Lockdown wurden in Berlin gefasst, aber die regelkonforme Umsetzung muss in Düsseldorf und dann auf kommunaler Ebene auf den Weg gebracht werden. Das ist keine einfache Sache. Wir hoffen auf die nächsten Beschlüsse Ende März.
Auf Planungssicherheit angewiesen
Sicher betrifft die Unsicherheit auch die Disposition der Aufführungen?
Ja. Wir haben viele Stücke fertig geprobt, die wir bisher nicht aufführen konnten. „Ödipus, Herrscher“ etwa, das ebenso im – wie wir es nennen – „Kühlschrank liegt“ wie zum Beispiel „Die unendliche Geschichte“, „Peer Gynt“, „Baroque“, „Der Kissenmann“ und viele andere. Wenn Inszenierungen aber sechs bis acht Wochen „liegen“, können sie nicht von heute auf morgen auf die Bühne gebracht werden. Sie müssen wieder geprobt werden. Dafür braucht es Vorlauf – deshalb sind wir dringend auf Planungssicherheit angewiesen.
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Wann könnte wieder gespielt werden?
Aktuell ist vorgesehen, am 10. April mit der Premiere von „Ödipus, Herrscher“ live vor Publikum im Schauspielhaus herauszukommen – wenn der Inzidenzwert es zulässt und alle Beantragungen genehmigt worden sind. Allerdings nehmen wir es, wie es kommt. Wenn wir nur einen Tag vor Publikum spielen dürften, wären die, die das dann machen dürfen, glücklicher als man sich das überhaupt vorstellen kann.
Maskenpflicht gilt weiterhin im Theater
Wenn gespielt werden kann, dann sicher nur auf Abstand in den Publikumsreihen und unter Hygieneregeln?
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Ja, wir gehen davon aus, dass diese Bestimmungen ähnlich sein werden wie im letzten Herbst: Man muss sich für die Vorstellungen mit seinen Kontaktdaten zwecks Nachverfolgbarkeit anmelden, es gelten Hygieneregeln wie Händedesinfektion, die Platzzahl im Großen Haus wird reduziert, und es gilt Maskenpflicht. Dann stellt sich noch die Frage, wie das Testverfahren bewerkstelligt werden kann.
Was meinen Sie?
Denkbar wäre, unser Oval Office – das ehemalige Theater Unten – der Stadt als Corona-Testzentrum zur Verfügung zu stellen. Dort könnten unproblematisch Schnelltest durchgeführt werden – auch für die Besucherinnen und Besucher des Theaters.