Bochum. Bochum bleibt mit Herne und Witten die verkehrssicherste Region in NRW. Die Polizei registriert aber ein neues wachsendes Problem.

Die Corona-Pandemie hat auch gute Seiten. Weil deutlich weniger Menschen unterwegs waren, ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Bochum 2020 um 11,3 Prozent gesunken.

Polizeidirektor Frank Nows spricht beim Blick auf das vergangenen Jahr von „ermutigenden Zahlen“. Mit zwei Ausnahmen: Sechs Menschen starben bei Verkehrsunfällen in der Stadt, 2019 waren es nur zwei. Und: Es gibt aus Sicht der Polizei ein neues „Sorgenkind“, so Nows bei der Vorstellung der Unfallstatistik – nämlich die Rad- und Pedelecfahrer.

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70 Radunfälle mehr als noch 2019

Deren Beteiligung an Verkehrsunfällen hat 2020 erneut zugenommen (Grafik). 313 Rad- und Pedelecfahrerende sind im Vorjahr verunglückt, 70 mehr als noch 2019. Die Tatsache, dass immer mehr ältere Menschen auf einem elektrisch unterstützen Rad unterwegs sind, die nur über wenig Zweiraderfahrung verfügen, spielt dabei ebenso eine Rolle wie die wachsende Bedeutung und Nutzung von Radwegen. „Es kommt immer wieder zu Fehleinschätzungen“ von Situationen und Verkehrsteilnehmern, so Polizeipräsident Jörg Lukat.

„Der Springorumradweg war eigentlich als Schnellradweg konzipiert“, nennt Verkehrspolizei-Chef Nows ein Beispiel. Er werde aber auch intensiv von Fußgängern und anderen Verkehrsteilnehmern genutzt, die mit unterschiedlichem Tempo unterwegs seien. Mit mehr Prävention und Aufklärung will die Polizei dazu beitragen, die Situation zu verbessern, aber auch die Kontrollen dort und an anderen Stellen werden zunehmen. Mit Schwerpunktaktionen, bei den sechs bis zehn zusätzliche Beamte auf Rädern unterwegs sein werden und dabei etwa den Springorumradweg in den Blick nehmen, erhofft sich die Polizei einen Rückgang der Unfallzahlen.

Sechs Menschen sind im Straßenverkehr gestorben

Nicht nur in Sachen Radverkehr hat sie eine besorgniserregende Entwicklung festgestellt. „Wir registrieren, dass die Bereitschaft zu Regelverstößen wächst“, so Franks Nows. Dazu gehört auch und gerade die Ablenkung durch Telefone und elektronische Geräte im Auto. Bei den jüngsten Schwerpunktkontrollen wurden 160 Verstöße dieser Art registriert.

Sechs Menschen sind im vergangenen Jahr bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen: Zweimal spielte dabei Alkohol eine Rolle. Am 31. Mai verunglückten zwei junge Männer an der Donnerbecke mit einem Motorrad tödlich. Am 30. Oktober starb ein 52-Jähriger, als er mit seinem Pkw auf der Universitätsstraße gegen einen Brückenpfeiler fuhr. Am 21. Januar kam eine 75-jährige Fußgängerin ums Leben, ein 24-jähriger Autofahrer hatte sie beim Rückwärtsfahren übersehen. Zehn Tage später starb eine 85-jährige Frau an der Berliner Straße beim Überqueren der Fahrbahn. Ebenfalls beim Überqueren der Fahrbahn wurde am 13. November eine 68-jährige Fußgängerin an der Wattenscheider Straße getötet.

85 Kinder sind verunglückt

Erfreulich ist der deutliche Rückgang der Unfallzahlen im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Bochum, also in Bochum, Herne und Witten. Die Region weist im 14. Jahr in Folge die NRW-weit geringsten Verkehrsunfallzahlen im Verhältnis zur Einwohnerzahl auf. „Das heißt die Wahrscheinlichkeit, in einem Verkehrsunfall verwickelt zu werden, ist hier am geringsten“, so Polizeipräsident Lukat.

Zwischenzeitlich waren die Zahlen sogar noch besser. Zwischen März und Juni hat es 40 Prozent weniger Unfälle als im Vergleichszeitraum 2019 gegeben. Mit dem zunehmenden Verkehr nach dem ersten Lockdown sind die Werte dann wieder gestiegen.

Im Vergleich zum Vorjahr ist die Gesamtzahl der verunglückten Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren von 82 auf 85 gestiegen. Die Zahl der verunglückten jungen Erwachsenen (18-24 Jahre) ist von 166 auf 144 gesunken. Die Zahl der verunglückten Senioren (65+) hat von 120 auf 133 zugenommen. Nahezu unverändert sind die Zahlen der Unfälle unter Alkoholeinwirkung (118/2019: 120) sowie mit Personenschaden und Flucht (63/65).

Neue Unfallschwerpunkte

Fünf neue Unfallschwerpunkte hat die Polizei 2020 in der Stadt ausgemacht: an der Ecke Harpener Straße/Lohring, am Harpener Hellweg zwischen Kornharpener Straße und A 40-Auffahrt, an der Markstraße 16-20, an der Ecke Max-Imdahlstraße/M-Nordstraße und an der Hansastraße/Gewerbestraße. Zwei weitere sind bislang für 2021 dazu gekommen: an der Königsallee/Haarstraße und an der Wuppertaler Straße/Kolkmannskamp.

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