Bochum. Immer mehr Rad- und Pedelecfahrer verunglücken in Bochum. 243 waren es im Vorjahr. Trotzdem gibt’s im NRW-Vergleich wenig Verunglückte in Bochum.

Im Stadtgebiet Bochum verunglückten immer mehr Rad- und Pedelec-Fahrer. Die Anzahl der Verletzten stieg in den vergangenen vier Jahren kontinuierlich von 149 auf 243 an. Das teilte die Polizei am Dienstag mit, als sie die Verkehrsunfallstatistik 2019 vorstellte.

Die Polizei führt diese Entwicklung drauf zurück, dass zuletzt immer mehr Menschen das Rad benutzen. Außerdem würden Radfahrer bei Unfällen viel schneller als etwa Autofahrer verletzt, weil sie keine Knautschzone um sich hätten.

Unfallstatistik der Polizei Bochum auf Platz 1 in ganz NRW

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Trotzdem betont Bochums Polizeipräsident Jörg Lukat, dass 2019 in keinem anderen Polizeibezirk in NRW – bezogen auf die Einwohnerzahl – so wenig Verkehrsteilnehmer verletzt worden seien wie in Bochum. „Seit nunmehr 13 Jahren stehen wir an Platz Eins der Unfallstatistik NRW“, sagt Lukat.

Daran konnte auch eine zuletzt leicht steigende Anzahl an Verunglückten nichts ändern. Im Jahr 2019 waren 921 Leichtverletzte und 118 Schwerverletzte in Bochum zu beklagen.

Gekracht hatte es in Bochum vor allem deshalb, weil Fehler beim Abbiegen und Wenden gemacht wurden. Zweithäufigster Grund waren Verstöße gegen die Vorfahrtsregeln. Auf Platz drei: Nicht genug Abstand zum Vordermann gehalten.

„Das ist Blindflug“, sagt Polizeipräsident Jörg Lukat über Handynutzung am Steuer

Ob das am Benutzen von Handys liegt, ist für die Polizei „schwer nachzuweisen“, wie Polizeidirektor Uwe Bogumil sagt. Trotzdem warnt die Polizei noch einmal eindringlich, am Steuer das Handy zu benutzen. Lukat: „Das ist Blindflug.“ Die Sekunden der Ablenkung würden dann beim Bremsweg fehlen.

„Die meisten Unfälle geschehen, weil Menschen sich falsch verhalten. Das ist vermeidbar. Aus diesem Grund agieren wir präventiv, aber ahnden auch Verstöße konsequent.“ Beispiel: Allein 2088-mal wurden Verkehrsteilnehmer sanktioniert, weil sie beim Fahren das Handy oder anderen elektrische Geräte benutzt hatten. „Repressiv“, also strafend, wird die Polizei auch weiterhin bei Tempoverstößen vorgehen. Auch weithin sichtbar, damit möglichst viele Temposünder abgeschreckt werden.

Viel geredet wurde in der Öffentlichkeit zuletzt über E-Scooter. „Ich weiß, dass diese Geräte in vielfältiger Weise unangenehm sind“, sagt Polizeidirektor Bogumil. Etwa weil sie verbotenerweise auf Gehwegen fahren. Doch Unfälle gebe es kaum. „E-Scooter machen uns statistisch keine Sorgen“, so Bogumil. Sechs verletzte E-Scooter habe es 2019 gegeben. Alle waren selbst verschuldet.

44 E-Scooter-Fahrer unter Alkoholeinfluss erwischt

Allerdings betont die Polizei nochmal, dass auf E-Scootern dieselben Alkohol-Grenzen wie am Pkw-Steuer. 56-mal seien E-Scooter-Fahrer 2019 mit Alkohol (44) und anderen Rauschmitteln (12) erwischt worden.

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An sieben Stellen in Bochum hat es 2019 und davor besonders häufig gekracht. So zum Beispiel an der Hans-Böckler-Straße vor der Citypassage, gegenüber dem Technischen Rathaus. Seit Ende Juli gab es dort sieben Unfälle mit Fußgängern und Rad- oder Pedelecfahrern. Dabei ging es u.a. um Zusammenstöße von Fußgängern mit Linienbussen oder Stürze von Radfahrern beim Ausweichen vor Pkw-Fahrern auf dem Radstreifen.

Unfallkommissionen prüfen „Unfallhäufungsstellen“

Weitere aktuelle „Unfallhäufungsstellen“: Berliner Straße/Ottostraße (Auffahrunfälle mit Kfz), Herner Straße/Ausfahrt A40 (Autofahrer übersahen beim Abfahren von der A40 Radfahrer auf dem Radstreifen sowie Auffahrunfälle in der Ausfahrt), Höntroper-/Eppendorfer-/Gartenstraße (Autofahrer übersahen beim Abbiegen Radfahrer), Herner Straße 406/Supermarktplatz-Zufahrt (Autofahrer übersahen Radfahrer), Harpener Straße/Lohring (Abbiegeunfälle zwischen Pkw) sowie die Kreuzung Harpener Hellweg/A40-Abfahrt (Abbiegeunfälle).

In allen Fällen wurde eine Unfallkommission eingerichtet: Polizei und Stadt überlegen, wie die Situationen entschärft werden können.