Bochum. Während der Corona-Zeit fallen viele Hobbys flach. Deshalb suchte Fabian (14) aus Bochum nach Alternativen. Und die gab’s am Rhein-Herne-Kanal.
Stundenlang am Wasser herumsitzen und warten. Das wäre nichts gewesen für Fabian. Vor der Pandemie spielte er mehrmals in der Woche Fußball. Trotzdem hat der 14-Jährige im vergangenen Herbst gemeinsam mit zwei Freunden den Angelschein gemacht.
Da hatte er Glück. Denn die Untere Fischereibehörde in Bochum nahm die Prüfung mithilfe eines Hygienekonzepts 136 Anwärtern ab. In vielen anderen Kommunen wurden sie abgesagt. Noch immer gebe es in der Region tausende ungeprüfte Bewerber, informiert der Landesfischereiverband Westfalen und Lippe (LFV).
Auch die Angelvereine erleben aktuell einen Aufschwung. „Von insgesamt 270 Mitgliedern kamen 40 im letzten Jahr dazu, dieses Jahr sind es schon 35 Neuzugänge“, so Dirk Bauer, Vorsitzender vom Bochumer Angelverein Petri Heil 1977, bei dem Fabian den Fischereilehrgang gemacht hat. Die Ausgabe von Tageserlaubnisscheinen sei besonders angestiegen, informiert der LFV. „Alleine für Dahlhausen hat es sich bei uns mindestens verdoppelt.
Angeln am Rhein-Herne-Kanal – Friedfische und Raubfische
Ganz extrem war es letztes Jahr vor Vatertag, weil die Väter nicht mit Kollegen losziehen konnten“, bestätigt auch Bianca Hehn, Inhaberin des Angelfachgeschäft G-Point Fishing, die Tageserlaubnisscheine für Bochumer Angelvereine ausstellt.
„Ich war froh, als ich rausbekommen habe, dass es auch aktives Angeln gibt“, sagt Fabian. Das heißt, Vater und Sohn angeln am liebsten auf Raubfisch. Hier am Westhafen des Rhein-Herne-Kanals sind dies Barsch oder Zander. Grob erklärt: Der Angler simuliert mit einem Köder die Beute für den Fisch. Dafür reicht es nicht aus, den Köder ins Wasser zu werfen und auf dem Klappstuhl Platz zu nehmen. Die Beute muss durchs Wasser schwimmen. Darum läuft der Angler am Ufer längs.
Fischerprüfung im November
Die Fischererlaubnis erteilt die Untere Fischereibehörde (Ordnungs- und Veterinäramt) nach der Fischerprüfung, die in Bochum einmal jährlich im November abgenommen wird. Der vorbereitende Fischereilehrgang vermittelt Wissen über Fische, Gewässer, Tierschutz und Angelgeräte. „Insgesamt geht der Trend nach oben.
2020 waren es 136 Fischerprüfungen, in 2017 zum Beispiel waren es 105. Aktuell erhalten wir auch viele Anfragen für Ausnahmegenehmigungen, um die Prüfung im Frühjahr in einer anderen Kommune zu machen“, so Dennis Diekenbrock vom Ordnungs- und Veterinäramt.
Die ruhigere Variante, bei der die Angler eher warten, zielt auf Friedfische ab, die keine Räuber sind und somit Futter suchen. Weiterhin gibt es noch speziellere Methoden wie Brandungsangeln oder Fliegenfischen, für die wiederum andere Kenntnisse und Angelausrüstungen erforderlich sind. Jeder Fischer muss sich auf die jahres- und tageszeitlichen Verhaltensweisen der Fische einstellen, sonst wird das nichts mit dem schmackhaften Abendmahl.
Auswahl an Ködern ist eine Wissenschaft für sich
„Wir sind in der Natur und setzen uns mit unserer Umgebung auseinander“, beschreibt Marcus Obst den großen Reiz. Er zeigt auf die Wasseroberfläche und sucht Blubberblasen, die den Raubfisch verraten könnten. An der Spinnrute befestigt er mit winzigen Knoten einen Kunstköder aus Metall in Fischform, der bei Lichteinfall im Wasser blinkt.
Die Köderauswahl – das wird klar – ist eine Wissenschaft für sich. „An einem Forellenteich habe ich mit einem Spoon, das ist ein Kunstköder, elf Fische gefangen, Papa mit einer Bienenmade nur einen. Beim nächsten Mal war es fast andersherum“, amüsiert sich Fabian.
Auch wenn der Abstand zwischen Anglern möglichst viele Meter ausmachen sollte, macht für Fabian das Gesellige mit Freunden oder Vater den Spaß beim Fischen aus. Und das Glück natürlich, wenn einer anbeißt. Denn dann gibt es den frischesten Fisch in Mehlpanade und Butter.
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