Bochum. Frühestens in vier Jahren wird das erste längere Teilstück des Radschnellweges in Bochum fertig. Komplett erst nach weiteren Jahren.

Radfahrer müssen wohl noch mindestens vier Jahre darauf warten, bis sie das erste längere Teilstück des Radschnellweges (RS1) auf Bochumer Gebiet fahren können. Vorausgesetzt, dass beim Bau „alles rund läuft“, wie Christoph Matten, Abteilungsleiter Straßen beim Bochumer Tiefbauamt, auf Anfrage der WAZ sagte.

Der RS1 in Bochum: ein Mammut-Projekt, das die Lebensqualität in der Stadt in vielerlei Hinsicht enorm aufwerten wird. In den Medien taucht der Super-Radweg aber oft mit Negativschlagzeilen auf, weil alles so langsam und so bruchstückhaft vorangeht.

Christoph Matten und Katja Hüskes vom Tiefbauamt der Stadt Bochum beim Studieren der Karte mit dem geplanten Streckenverlauf des Radschnellwegs. Hier stehen sie an der Stadtgrenze Wattenscheid/Gelsenkirchen.
Christoph Matten und Katja Hüskes vom Tiefbauamt der Stadt Bochum beim Studieren der Karte mit dem geplanten Streckenverlauf des Radschnellwegs. Hier stehen sie an der Stadtgrenze Wattenscheid/Gelsenkirchen. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Der RS1 wird eines Tages die Städte im Ruhrgebiet über 101 Kilometer von Duisburg bis Hamm verbinden. Auf Bochumer Gebiet werden 17 Kilometer eingeplant, in Bau befindet sich aber bisher nur ein 600 Meter langes Teilstück in Stahlhausen.

In Gelsenkirchen ist der RS1 fast fertig, in Bochum beginnen die Arbeiten erst noch

Anders als auf Gelsenkirchener Stadtgebiet: Haarscharf an der Stadtgrenze zu Wattenscheid ist der RS1 dort durch den Landesbetrieb Straßen-NRW schon fast fertiggestellt. Direkt an der alten kleinen Bahnbrücke, die in Höhe der Steinhausstraße über die Parkstraße/Aschenbruch führt, wo Wattenscheid beginnt, hört der Spaß aber abrupt auf. Dort beginnt die geplante RS1-Route durch den westlichen Teil des Bochumer Stadtgebietes.

Sie führt auf der vor knapp zehn Jahren stillgelegten Trasse der Rheinbahn entlang über die Blücherstraße, Centrumstraße, über eine noch zu bauende Brücke an der Darpestraße über die A40, über die Gahlensche Straße, die Alleestraße, die Windhausstraße bis hin zur Bessemer Straße. „Wir möchten im nächsten Jahr anfangen, diesen Abschnitt zu bauen“, sagt Matten - und fügt hinzu: „Unter der Voraussetzung, dass die Abstimmung mit dem Land, dem Ministerium und Straßen-NRW abgeschlossen ist.“ Er sei aber „optimistisch, dass wir 2022 baureif sind“.

Noch sieht die Strecke, über die der Radschnellweg führen wird, verwildert aus

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Die Abstimmung, sagt die städtische RS1-Projektleiterin Katjas Hüskes, sei so wichtig, weil der Radweg auf freien Strecken wie der Rheinbahntrasse einer Landesstraße gleichgestellt sei; das bedürfe eines anderen Planungsrechts als bei einer rein kommunalen Ortsdurchfahrt. Anders als auf dem Gelsenkirchener RS1-Abschnitt ist auf Bochumer Gebiet komplett die Stadt mit den Planungen betraut.

Noch sieht es auf der alten Rheinbahnstecke, über die einmal Tag für Tag Hunderte oder Tausende Radfahrer rollen und Fußgänger flanieren werden, verwildert, trostlos und verfallen aus. Die alten Schienen liegen noch im Boden. Allerdings hat die Stadt bereits einen Teil gerodet, um Vermessungen durchzuführen. Auch ökologische Untersuchungen wurden angestellt, geprüft, welche Tiere dort leben.

Noch viel Arbeit: Die geplante RS1-Route soll in Wattenscheid über die stillgelegte Rheinbahn-Trasse führen. Im Boden liegen noch die Schienen. Gerodet wurde teilweise schon.
Noch viel Arbeit: Die geplante RS1-Route soll in Wattenscheid über die stillgelegte Rheinbahn-Trasse führen. Im Boden liegen noch die Schienen. Gerodet wurde teilweise schon. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Zeitlich parallel zu Planung und Bau der westlichen Bochumer RS1-Strecke wird eine Route quer durch die Innenstadt geplant. Mittlerweile liegen 42 Trassenvorschläge vor, die auch aufgrund vieler Anregungen aus der Bürgerschaft entwickelt worden sind. Diese 42 möglichen Routen von der Bessemer Straße am Westrand der City bis an den Ostrand der City hat das beauftragte Planungsbüro der „Bernard Gruppe ZT GmbH“ in Abstimmung mit dem Tiefbauamt analysiert und danach erste Überlegungen zur Machbarkeit angestellt. In der zweiten Jahreshälfte 2021 soll die Politik, der Rat, entscheiden, welche RS1-Route am Ende durch die Innenstadt gebaut wird.

So viel Platz werden die Radfahrer auf dem RS1 haben

Der RS1 wird auf der freien Strecke (wie etwa auf der Rheinbahn-Trasse) einen vier Meter breiten Fahrradbereich haben (insgesamt für beide Fahrtrichtungen) und zusätzlich einen 2,5 Meter breiten Gehweg. Dazwischen, auf Gehwegseite, wird eine schmale taktile Trennung in die Fahrbahn eingebaut, damit Radfahrer wie Fußgänger sofort merken, wenn sie die Abgrenzung überschreiten bzw. -fahren.

Im innerörtlichen Bereich wie etwa der Innenstadt soll der RS1 auf bereits bestehenden Straßen Radfahrstreifen mit drei Metern Breite je Fahrtrichtung bekommen, so dass Radfahrer sich überholen können, ohne in den Kraftverkehr ausweichen zu müssen.

Das heißt aber nicht, dass dann dort sofort die Bagger loslegen. Katja Hüskes: „Wir müssen erst wissen, was für Bauwerke wir in der Innenstadt errichten müssen, welche Straßen müssen umgestaltet werden, erst dann kann man einen verbindlichen Zeitplan aufstellen.“ Matten rechnet noch mit einigen wenigen Jahren, bis der RS1 durch die Innenstadt gebaut wird.

Der RS1-Verlauf im Osten Bochums wird als letztes geplant

Bleibt noch der Osten Bochums. Dort sollen die Planungen über den exakten Routenverlauf erst dann beginnen, wenn in der Innenstadt der RS1 bereits gebaut wird. Bisherige Routenideen im Osten entlang der Hauptstrecke der Deutschen Bahn zwischen Bochum und Dortmund sind an Grundbesitzproblemen gescheitert.

Ob der RS1 in Bochum komplett erst in den 2030-er Jahren befahrbar sein wird? Da will sich Matten nicht festlegen.

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