Bochum-Langendreer. Das beliebte Naherholungsgebiet in Bochum bekommt mehr Platz für die Natur. Auf einem Eiland sollen sich Vögel und Pflanzen ungebremst entfalten.
Das graue Wetter der letzten Wochen hat auch die letzten Sonnenanbeter verschreckt. Stattdessen regieren am Ümminger See gerade die Bagger für eine der größten Umbaumaßnahmen, die das beliebte Naherholungsgebiet in den letzten Jahrzehnten erlebt hat.
Denn der Ümminger See ist bald um eine weitere Insel reicher. Ein kleines Eiland, das einzig der Natur überlassen ist, gibt es bereits im nördlichen Teil des Sees gegenüber der Partyscheune. Jetzt kommt eine zweite Insel hinzu, die künftig ebenfalls der Tier- und Pflanzenwelt vorbehalten bleibt. Ab März soll die neue Insel auf einer Fläche von rund 2500 Quadratmetern vor allem den vielen Vögeln einen ruhigen Brutplatz und Rückzugsort bieten.
Ein Teil des Spazierwegs am Ümminger See ist gesperrt
Während der Bauarbeiten ist ein Teil des Spazierweges rund um den Ümminger See gesperrt. Dies betrifft den Bereich vom Parkplatz bis zur Baustelle für die neue Insel. Für Spaziergänger steht aber der etwas weitere Weg an den Grillplätzen weiterhin zur Verfügung.
Die erste große Insel, die als reines Naturbiotop angelegt wurde, hat übrigens bereits Geschichte geschrieben: „Hier lebt die größte Graureiher-Population in NRW “, sagt Carsten Wendt vom Umwelt- und Grünflächenamt.
Für Insel wird ein Teil des Ufers abgezweigt
Dafür wird im östlichen Bereich gerade ein Teil des Ufers abgezweigt. Wie eine kleine Halbinsel führte der Weg die Spaziergänger hier stets einige Meter in das Areal hinein. Auch Tretboote sollen hier einst verliehen worden sein. „Dieser Teil wird jetzt vom Ufer abgetrennt“, erklärt Carsten Wendt vom Umwelt- und Grünflächenamt. „Viele denken, wir würden die neue Insel künstlich aufschütten, aber das stimmt gar nicht. Dafür nutzen wir den vorhandenen Bereich.“
Ein rund sechs Meter breiter Graben, der bei der Fertigstellung im März geflutet wird, soll dann auf einer Länge von 90 Metern die neue Insel vom Ufer trennen. Möglich wird dies durch das Förderprogramm „Grüne Infrastruktur“, das vorhandenen Grüngebiete ökologisch aufwerten soll. Auf diese Weise wurden bereits die Harpener Teiche auf Vordermann gebracht, jetzt ist der Ümminger See an der Reihe.
Mehrheit der Kosten übernehmen EU und Land
Der Vorteil für die Stadt: Von den geplanten 560.000 Euro, die für die Erschließung der neuen Insel veranschlagt sind, kommen nur zehn Prozent aus der Stadtkasse. Die übrigen Kosten teilen sich EU (50 Prozent) und das Land NRW (40 Prozent).
Wie genau sich die neue Insel ökologisch entwickeln wird: In solche natürlichen Verläufe möchte sich das Umwelt- und Grünflächenamt so wenig wie möglich einmischen. Der Boden wird mit einem Gemisch aus Lehm, Schotter und Sand bedeckt. Die Mauer, die sich auf der Seite des jetzigen Ufers befindet, wird auf Höhe des Wasserspiegels abgesenkt. „Anschließend bauen wir zwei Brutröhren in eine kleine Stellwand ein“, sagt Wendt. Diese sollen vor allem den Eisvögeln Brutmöglichkeiten bieten, die bislang nur zur Nahrungsaufnahme am Ümminger See gesichtet wurden.
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Tiere und Pflanzen sollen hier heimisch werden
„Wir haben die Hoffnung, dass sich die Vögel dann hier einnisten. Ob das auch geschieht, wissen wir natürlich nicht.“ All dies geschieht in enger Kooperation mit der Biologischen Station östliches Ruhrgebiet.
Auch die Pflanzenwelt soll in der kommenden Zeit auf der neuen Insel heimisch werden. Eigens bepflanzt wird das Areal nicht: „Durch Samenflug passiert das normalerweise von alleine“, so Wendt. „Einschreiten werden wir nur, wenn wucherndes Kraut wie der Japan-Knöterich hier die Oberhand übernimmt.“ Die Uferwasserzone soll derweil als Laichplatz für verschiedene Fisch- und Amphibienarten dienen. Auch Teichhuhn und Rohrsänger sind demnächst hoch willkommen.
Nur einer ist auf der neuen Insel komplett unerwünscht: der Mensch. Dass sich trotzdem welche auf den Weg zur einsamen Insel mitten im Ümminger See machen, glaubt Carsten Wendt nicht. „Der sechs Meter breite Graben und das trübe Wasser müssten Hemmschwelle genug sein“, meint er. Bis auf der neuen Insel allerdings so viel wächst und gedeiht wie auf der anderen, könnte es noch einige Jahre dauern. „So schnell ist die Natur nicht“, meint Wendt. Aber schön anzusehen wird es bestimmt bald sein.