Bochum. Picture People aus Bochum war ein blühendes Unternehmen. Nun fürchtet der Inhaber an der Corona-Bürokratie zu scheitern – weil Hilfen ausbleiben.
Erst musste Fotostudio-Inhaber Christian Hamer schmunzeln, als er dieser Tage eine Kolumne in der Zeitung las. Der unbedarfte Autor schrieb darüber, wie schwer es sei, einen neuen Personalausweis und davor das dafür nötige biometrische Foto zu bekommen. Schließlich seien nicht nur Friseurgeschäfte geschlossen, sondern auch Fotoläden, hieß es.
„Stimmt gar nicht, wir haben ja auch im zweiten Lockdown geöffnet“, so Hamer, der die Chance zur Richtigstellung gerne nutzt. So gut wie alle 65 Filialen seiner Fotostudiokette Picture People haben – wenn auch je nach Standort wechselnd – tageweise geöffnet. „Vom Pass- und Bewerbungsfoto bis zum Familienfoto machen wir alles, bis auf die Iris-Fotografie, denn da müssten wir den Kunden zu nahe kommen“, sagt der Bochumer. Anders als sonst müssten halt im Vorfeld dafür lediglich Termine vereinbart werden. Aber eigentlich wäre es ihm lieber, wenn er nicht öffnen dürfte. „Lockdown heißt für mich Lockdown, das heißt alle schließen“, so der 40-Jährige. Die Öffnungsmöglichkeit bringe für ihn und für viele andere Dienstleister keine Vorteile. Im Gegenteil.
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Hilfen wie in der Gastronomie wären willkommen
„Ich weiß, die Gastronomen hören das nicht gerne. Aber mir wäre lieber, auch für uns würde der Zwang zur Schließung gelten und wir erhielten dafür eine entsprechende Unterstützung“, so Hamer. Er dürfe zwar öffnen, müsse aber einen Umsatzeinbruch von 80 Prozent verkraften und werde nicht unterstützt. Jedenfalls nicht, wie es sein sollte. Für seine 500 Mitarbeiter hat er Kurzarbeitergeld beantragt und mittlerweile in Höhe von 300.000 Euro ausbezahlt. „Aber von der Agentur für Arbeit habe ich als Erstattung erst 7000 Euro bekommen.“ Wann der Rest folgt, wisse er nicht. Bürokratische Hürden, die höher seien als beim ersten Lockdown, würden eine schnellere Bearbeitung der Anträge und die Auszahlung erschweren.
Die Arbeitsagentur verweist darauf, dass anders als zwischen März und Mai 2020 Anträge auf Zahlung von Kurzarbeitergeld nicht mehr für verschiedene Betriebsteile zusammengefasst werden dürfen und dass die Unterlagen vollständig sein müssen. „Das sind sie seit Ende Januar“, so Christian Hamer, nachdem zuvor Papiere hin und her geschickt worden seien. „Es wurde uns eine sofortige Bearbeitung zugesagt mit Auszahlung in wenigen Tagen. Aber das ist nun auch schon vier Wochen her.“
Kostenübernahme lässt auf sich warten
Damit nicht genug. Auch die vom Bund in Aussicht gestellte Überbrückungshilfe durch die Übernahme von Fixkosten für drei Monate lässt auf sich warten. 2,6 Millionen Euro, so habe sein Steuerberater errechnet, könne Hamer für die Teilübernahme von Mieten und von anderen Kosten vom Bund erwarten. „Irgendwann soll eine Vorauszahlung kommen, aber die wird nicht höher als 400.000 Euro sein, hat man mir gesagt“, so der Bochumer. Den Rest müsse er bis auf Weiteres vorstrecken. Aber die Kreditlinie werde allmählich dünner und dünner.
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Und das geht buchstäblich an die Substanz. „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, so der Unternehmer, der vor mehr als zehn Jahren die Idee für sein Geschäft entwickelt und seit dem ein blühendes, vielbeachtetes Start-up-Unternehmen mit 65 Filialen in drei Ländern auf die Beine gestellt hat. „Wir sind ein kerngesundes Unternehmen, dessen Eigenkapitaldecke noch zu dünn ist, weil wir noch nicht sehr alt sind und viel Geld in unsere Expansion gesteckt haben“, sagt Hamer. Der nun fürchtet daran zu scheitern, dass die versprochenen Hilfen nicht kommen. „Ich schlafe nicht mehr und weiß nicht, wie wir aus dieser Situation herauskommen sollen.“ Er habe alle Bundestagsabgeordneten angeschrieben, habe von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein Gespräch in Aussicht gestellt bekommen. Aber das ändere nichts an seiner prekären Lage.
Viele Kunden benötigen Bewerbungsfotos
Entlassungen kommen für ihn nicht in Frage. Weil er seinen Mitarbeitern zur Seite stehen will. „Und weil ich sie auch brauche, sobald diese schwierige Phase überwunden ist“, so Christian Hamer. Immerhin davon geht er noch aus.
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