Bochum. Frühlingshafte Temperaturen von fast 20 Grad locken die Bochumer nach draußen. An die Corona-Hygieneauflagen scheinen sich die meisten zu halten.

Lange Schlangen vor den Eisdielen, Grillgeruch aus Gärten, volle Parks und dutzende Spaziergänger am Kemnader See: Der Frühling hat am Wochenende in Bochum Einzug gehalten.

Schon in kurzer Hose unterwegs

„Ich habe direkt viel bessere Laune“, sagt Jana Pense, die mit ihrem Freund zu einem Spaziergang aufgebrochen ist. „Kaum zu glauben, dass wir vor wenigen Tagen noch fast minus 15 Grad hatten und Winterkleidung getragen haben“, sagt sie. Gemeinsam mit Freund Niclas Reisch, der sich bereits in kurzer Hose vor die Tür wagt, will sie zeitnah die Fahrräder fit für die Saison machen. „Wenn Corona es nicht verbieten würde, säßen wir bestimmt heute Abend mit Freunden auf dem Balkon oder heute Nachmittag draußen in einem Café“, sagt Pense.

Der Frühling beginnt am Kemnader See am Sonntag, 21. Februar 2021.. Alexa Kuszlik / FUNKE Foto Services
Der Frühling beginnt am Kemnader See am Sonntag, 21. Februar 2021.. Alexa Kuszlik / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Auch Franziska Carstensen, die ebenfalls mit ihrem Mann die frische Luft für einen Spaziergang nutzt, hätte ohne Corona noch weitere Pläne: „Zum Beispiel eine Gartenparty oder mal wieder Tanzen gehen“, sagt sie.

Ihre Laune ist mit den Temperaturen trotzdem gestiegen – auch wenn sich nicht alle Pläne umsetzen lassen: „Ich genieße es einfach, in der Sonne zu sitzen und eine Currywurst mit Pommes und Mayo zu essen“, sagt die 27-Jährige. Sie habe auch bereits Schneeglöckchen fotografiert.

Mehr Umsatz für Eisdielen

Blumen sind bei dem schönen Wetter auch bei anderen Bochumern gefragt: „Es kommen mehr Leute, und sie kaufen vor allem Tulpen und Primeln. Mit diesen Blumen zieht der Frühling ein“, sagt Imke Jonuschat von Blumen Risse. Die eisige Kälte sei für Blumenhändler ein großes Problem gewesen. „Wir konnten die Ware überhaupt nicht draußen aufbauen, endlich geht das wieder“, sagt sie.

Auch Claudio Peddio von der Eisdiele „Claudio“ in Wiemelhausen freut sich über mehr Umsatz durch das Frühlingswetter: „Ich habe angesichts der Wettervorhersage vorab schon mehr produziert, das Wetter macht natürlich viel aus“, sagt er. Er merke deutlich, dass die Kunden bessere Laune hätten, auch seien viel mehr Kinder unterwegs.

Kontrollen durch Ordnungsamt

„Für die Kleinen ist das Wetter super, man muss sie auch nicht so dick anziehen. Schade nur, dass man zum Beispiel nicht in den Zoo oder Bummeln gehen kann“, sagt Desiree Thorbrügge. Auch das Ordnungsamt hat die Verlockungen des schönen Wetters auf dem Schirm: Picknicken in Großgruppen, Grillen mit drei Haushalten oder Fahrradtouren mit mehreren Freunden – derzeit alles nicht möglich.

Nur To-go-Angebote

Corona schert sich nicht ums schöne Wetter. Treffen eines Haushaltes sind aktuell nur mit einer weiteren Person erlaubt. Das gilt auch für Spaziergänge an der frischen Luft.

Eisdielen und andere Gastronomien mit To-go-Angeboten haben geöffnet. Freizeitangebote wie Tretbootverleih oder Tierpark bleiben aber mindestens bis zum 7. März geschlossen.

Laut Stadt kontrollierten die Ordnungshüter am Wochenende deshalb verstärkt – mit welchen Schwerpunkten, teilt sie verständlicherweise nicht mit. Wegen des Wetters rechnet man mit mehr Verstößen. „Wir appellieren deshalb noch einmal an die Eigenverantwortung der Bochumer“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger.

Gesichtsmasken sind überall zu sehen

Wer am Wochenende zum Beispiel im Wiesental, im Stadtpark oder am Kemnader See war, der bekam den Eindruck: Weitestgehend halten sich die Bochumer an die Auflagen. Zwar haben die Gastronomen mit To-go-Angeboten allerhand zu tun und die Kunden drängten sich vor den Türen - tragen aber Maske. Den Eindruck hat auch die Bochumerin Franziska Carstensen: „Hier und da sieht man mal größere Gruppen und fragt sich, ob das wirklich nur ein Haushalt mit einer weiteren Person ist“, sagt sie. Ansammlungen habe sie aber nicht beobachten können.

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Anzeichen für den Klimawandel

Geärgert hat sich sich aber doch: „Wir haben für eine Currywurst mit Pommes sechs Euro bezahlt!“, sagt sie. Auch Anna Kowol, die am Sonnensteg am Kemnader See unterwegs war, kann von Wucherpreisen berichten: „Für zwei Flaschen à 0,5 Liter, einmal Fanta und einmal Mezzomix, zahlt man neun Euro!“

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Und da wäre noch etwas: „Klar, das Wetter ist toll und gerade jetzt hilft es, den Lockdown besser zu ertragen. Aber die Temperaturschwankungen erinnern uns auch wieder an den Klimawandel“, sagt Niclas Reisch. Trockene Sommer seien bald die Regel, einstige Rekorde dann neue Normalität. „Das sollte uns schon zu denken geben“, so Reisch.

Was aber sagen die Bochumer nun erstmal zum Wetter? Bleib so schön!

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