Bochum-Hofstede. Im vergangenen November wurde die Hordeler Straße am Kreisel wieder geöffnet. Bochumer Anwohner schildern ihre Beobachtungen der Verkehrslage.

Viele Anwohner hatten die schlimmsten Befürchtungen, als die Hordeler Straße in Bochum-Hofstede im vergangenen November nach zwölf Jahren der Schließung wieder geöffnet wurde. Von Belästigungen durch Durchgangsverkehr Richtung Herne, von rangierenden Lkw war die Rede. Die WAZ befragte nun einige Anwohner, und deren Eindrücke entkräften die Bedenken der Schwarzmaler.

Bochumer beobachtet auch Falschfahrer

Klaus Wahner wohnt unmittelbar am Kreisverkehr am Ende der Hordeler Straße. Während der Öffnung Mitte November nannte er die Maßnahme noch „eine Katastrophe“, verbunden mit der Angst vor zuviel Verkehr. Heute räumt er ein: „Wir können nicht klagen. Unsere Befürchtungen sind nicht eingetroffen, wir haben keine Rush-Hour vor unserer Haustür. Im Gegenteil: Es gibt sogar Zeiten, in denen fährt hier überhaupt kein Auto.“ Doch habe er vereinzelt beobachten können, dass Fahrzeuge verbotswidrig aus dem Kreisel in die Hordeler Straße einbiegen.

Was ihn aber nach wie vor stört: Durch die Umbauten am Kreisverkehr wurde eine Fläche vor seinem Wohnhaus abgepollert, um die Einbahnstraße zu verschmälern. „Dadurch sind drei bis vier Parkplätze weggefallen. Das hätte man auch anders lösen können.“

„Man muss nicht immer meckern“

Ähnlich entspannt empfindet Brunhilde Kunze die Verkehrslage an ihrer Wohnstraße: „Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt durch die Öffnung des Kreisverkehrs. Tatsächlich halten sich Belästigungen durch mehr Verkehr in Grenzen. Man muss ja nicht immer nur meckern.“ Was ihr aber aufgefallen ist: „Die wenigsten Autofahrer halten sich an die Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h.“

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Vor der Öffnung war die Hordeler Straße jahrelang eine Anliegerstraße ohne Durchgangsverkehr. Nun aber führen viele zügig durch. Brunhilde Kunze sorgt sich dabei um die Bewohner des Christopherus-Hauses, wo Menschen mit Behinderung leben. „Die gewöhnen sich sicher nicht so schnell an die neue Situation.“

Mehr Geschwindigkeitskontrollen erwünscht

Die Anwohnerin würde sich mehr Kontrollen oder Blitzer wünschen, auch am Kreisel selbst: Auch ihr – wie anderen Nachbarn – sei aufgefallen, dass Autofahrer entgegen der Einbahnstraße aus Richtung Herne einfahren. „Die Verengung ist doch ein Witz.“ Gespannt ist Brunhilde Kunze aber, wie sich das Verkehrsgeschehen nach dem Lockdown entwickelt, wenn die Geschäfte wieder öffnen dürfen.

Stets ein Bypass für die Dorstener Straße

Die Hordeler Straße war bis zur Abbindung vom Kreisverkehr immer der Bypass nach Eickel, Hordel und Günnigfeld für die Dorstener Straße. Die damalige Anlegung der Hordeler Straße mit zwei Fahrstreifen und seitlichem Parkstreifen ist nicht für eine Sackgasse konzipiert worden.

Der Kreisel wurde 2008 mit Anbindung an die Hordeler Straße gebaut und wird gemeinsam durch die Städte Bochum, Herne und Bogestra geplant und finanziert. Die Abbindung wurde nachträglich 2009 in Eigenregie durch die Bezirksvertretung Bochum-Mitte durchgeführt.

Eine Verkehrszunahme kann auch eine Mitarbeiterin des Johanneshauses an der Hordeler Straße nicht feststellen, in dem eine Tagespflege angeboten wird. „Unsere Fenster gehen nach vorne raus. Mehr Autos sind mir bislang nicht aufgefallen.“

Stadt kündigt Verkehrsuntersuchung an

Die Stadtverwaltung kündigt an, das Verkehrsgeschehen rund um die Hordeler Straße im Frühjahr 2021 untersuchen zu wollen. Jetzt während des Lockdowns seien gesicherte Erkenntnisse nicht möglich.

Für Busse und Lkw auf der Fahrt nach Herne ist das Einbiegen von der Dorstener Straße verboten. Kontrollen hätten zwar weder Stadt noch Polizei seither durchgeführt, seien aber, so die Polizei, wegen der baulichen Verhältnisse auch nicht angezeigt. Die Gegebenheiten ließen ein Einfahren von Lkw oder Bussen praktisch nicht zu.

Einmündung erst mit der Sanierung verengen

Eine von der Politik angeregte Verengung des Einmündungsbereichs Hordeler Straße soll erst bei der vollständigen Sanierung der Hordeler Straße erfolgen. Die Einfahrt von der Dorstener Straße müsse allerdings für Lkw weiterhin gewährleistet bleiben, um Anlieferungen zu ermöglichen.

Im Zuge der Baumaßnahme wurde die Zufahrt im Kreisel eingeengt, um Falschfahrten in die Hordeler Straße zu verhindern. Um die neue Verkehrssituation zu beurteilen, ist laut Verwaltung eine Untersuchung geplant. Diese soll auch Aufschluss über die Auswirkungen der Öffnung auf andere Wohnstraßen in Hofstede geben. Mittelfristig sind zudem die Weiterentwicklung der Wegeverbindung „Salzstrecke“, auch als Teil des Radwegenetzes, geplant.

Diese Trasse werde laut Stadt voraussichtlich die Hordeler Straße in Höhe der Einbahnstraße kreuzen. Da noch keine konkreten Planungen für die Radwegeverbindung vorlägen und die Evaluation abgewartet werden müsse, könne für den Umbau zur endgültigen Lösung an der Hordeler Straße kein genauer Zeitpunkt benannt werden.

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