Bochum. Das Tarm Center Bochum zählte zu den gefeierten Discos der Republik. Vor 35 Jahren ging der Club an den Start. Die Laser-Shows sind unvergessen.
„Das wird nie wiederkommen. Und ich war dabei!“ „Mir kommen die Tränen.“ „Für mich die geilste Zeit!“ - Die Kommentare in den einschlägigen Internetforen sind eindeutig. Die Bochumer Diskothek Tarm Center ist für sehr viele Menschen ein Stück Heimat. Auch, wenn die Zeit nicht stehenbleibt. 35 Jahre ist es her, dass im Tarm zum ersten Mal die Laser blitzten.
Tarm Center Bochum stand für Flirten und Feiern
Allein der Name der Diskothek lässt Filmen in Kopf anlaufen, kunterbunte Erinnerungen verbinden sich mit dem Etablissement, das in einem Zweckbau im Gewerbegebiet Rombacher Hütte heimisch war. Am 30. Januar 1986 ging’s los. Fortan stand die Bochumer Disco für Tanzlust und Nightlife, Flirten und Feiern und einen Hauch von „großer Welt“. Schon bald nach dem Start zählte das Tarm neben dem Münchner „P 1“ und dem Berliner „Dschungel“ zu den aufregendsten Spots der Republik.
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Im Außenbereich gab es auch einen Swimming-Pool
Top-Technik, Top-Sound und Top-DJs machten den Club zum Ziel auch für viele auswärtige Nachtschwärmer, die nicht nur die Tanzflächen bevölkerten, sondern sich auch am schicken Restaurant und dem 600-Quadratmeter-Außenbereich nebst Swimming-Pool delektierten. Vor allem aber badete alle Welt zuckend und johlend im Meer der Laserbeams, so faszinierend wie es sie damals nirgends sonst gab.
"Theatre de Tao" war der Vorläufer des Tarm Centers
„Tarm“ ist ein Kunstwort, zusammengesetzt vom Disco-Gründer Rüdiger Müller auf der Basis seiner damaligen Firma „Technische Akustik Rüdiger Müller“. Die Disco hatte bereits einen Vorläufer: das „Theatre de Tao“, 1979 installiert in einem alten Kino im Ehrenfeld. Im Tao testeten Müller & Co., was später im Tarm ein Renner wurde: Eine Super-Beschallungsanlage, ein zeitgemäßes Konzept der Erlebnisgastronomie mit Restaurant und Bars, dazu getrennte Tanzbereiche mit DJs, die ihren Job verstanden – und eine streng selektive Einlass-Politik.
In Turnschuhen kam man nicht 'rein
Denn ins Tarm kam lange nicht jeder 'rein. Turnschuhe gingen schon mal gar nicht, Schlips & Kragen waren nicht selten, eine gewisse Freizügigkeit der Damenoberbekleidung schien gewinnend auf die Türsteher zu wirken. Für die einen war das Tarm eine hedonistische Schicki-Micki-Disco („Pseudo-High-Society“), für die anderen DAS Zentrum der Nacht.
ATB und Caba Kroll waren DJs im Tarm Bochum
International gefragte DJs wie ATB und Caba Kroll begannen ihre Karriere im Tarm. Im Schlager-Sektor residierte DJ Bademeister; von dort wurde auch der legendäre „Schlager-Club mit Frank“, moderiert von Frank Papke, auf RTL 2 übertragen. Auch der WAZ-Schlagerpreis „Das goldene Mikrofon“ ging Anfang der 1990er Jahre im Tarm Center über die Showbühne.
Nach 17 Jahren wurde das Tarm Center geschlossen
Obwohl das Haus europaweit als Vorbild diente, gingen nach 17 Jahren am 30. April 2003 die Lichter aus. Warum und wieso, wurde viel diskutiert. Das Aus hatte aber sicher mit dem finanziellen und privaten Absturz von Rüdiger Müller zu tun. „Ich habe in meinem Leben alles erlebt!“, sagt der umtriebige Macher später, wobei die Betonung auf „alles“ liegt.
Alle Nachfolgekonzepte scheiterten
Der Gebäudekomplex steht heute noch an der Rombacher Hütte, aber es erinnert nichts mehr an die alten Zeiten. Nachfolge-Discos wie „Exhibition“, „Rombach’s“ oder „Ruhrpalais“ gingen sämtlich den Bach ‘runter. Das Tarm Center hatte Geschichte(n) geschrieben, dann wurde es selbst Geschichte.
>>> Info: Ihre Erinnerungen sind gefragt
Haben Sie auch Erinnerungen an das Tarm Center, denken Sie manchmal an die alten Zeiten im Laser-Gewitter? Dann schreiben Sie uns!
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