Bochum. Mehr als 20.000 Senioren in Bochum können sich ab Montag (25.) für Impf-Termine anmelden. Was jetzt auch für die Angehörigen wichtig ist.

Darauf haben Tausende Senioren und ihre Angehörigen in Bochum lange gewartet: Ab Montag (25.) werden Termine für die Corona-Impfungen vergeben. Bis zu einem Pieks im Impfzentrum kann es aber noch dauern. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wer hat Anspruch auf eine Impfung?

Mehr als 20.000 Bochumerinnen und Bochumer über 80 Jahre, die zu Hause wohnen. Sie alle sollten ein Benachrichtigungsschreiben der Stadt erhalten haben. In den Altenheimen sollen die ersten Impfungen der 3500 Bewohner sowie der Mitarbeiter bis Ende Januar abgeschlossen sein. Vielerorts haben hier bereits die Zweitimpfungen begonnen, die für den Immunschutz notwendig sind.

Wo erfolgen die Impfungen?

Im Impfzentrum im Ruhrcongress. Das steht schon seit Dezember 2020 bereit. Der für 1. Februar vorgesehene Start musste - sehr zum Ärger der Stadt - kurzfristig nochmals verschoben werden, weil es Lieferprobleme des Impfstoff-Herstellers Biontech/Pfizer gibt. Nun soll es am 8. Februar losgehen.

Wie erhalte ich einen Termin?

Unter der Telefon-Hotline 0800/116 117 02 der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) werden ab Montag Termine für die Erst- und zugleich für die Zweitimpfung (ca. drei Wochen später) vergeben. Die Leitung ist täglich von 8 bis 22 Uhr geschaltet. Anzugeben sind Name, Wohnort und ggf. auch das Geburtsdatum. Online-Reservierungen sind auf www.116117.de möglich. Auch Angehörige und weitere Vertrauenspersonen können die Anmeldungen für die Senioren vornehmen. Ohne Termin gibt es keine Impfung.

Mit langen Wartezeiten ist zu rechnen

Ist mit langen Wartezeiten ist zu rechnen?

Es droht eine Geduldsprobe. "Der Ansturm am Montag wird massiv sein", glaubt KVWL-Bezirksleiter Dr. Eckhard Kampe. Für den Start des Impfzentrums dürften die Termine in kürzester Zeit vergeben sein - zumal sich die Zahl der Impfungen zumindest in den ersten zwei Wochen wegen der Lieferengpässe in Grenzen halten wird. Die KVWL sagt vorsorglich: "Es wird nicht glatt laufen können, das ist uns bewusst", versichert aber: "Niemand muss Sorge haben, zu spät zu kommen, um einen Impftermin zu vereinbaren."

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Mit wie vielen Impfungen kalkuliert die KVWL?

Laut Kampe reicht der gesicherte Impfstoff bis Mitte/Ende Februar aus, um eine, vielleicht zwei Impfstraßen täglich von 14 bis 19 Uhr zu öffnen. Pro Straße und Stunde werden zwölf Termine vergeben. Das heißt: Täglich werden anfangs maximal 120 Senioren geimpft.

Werden das bald mehr?

"Ab der dritten Impf-Woche streben wir eine Verdoppelung an", sagt Kampe. Platz und Personal ist reichlich vorhanden. Laut Hallenchef Andreas Kuchajda wären sechs Impfstraße für täglich 1500 bis 2000 Impfungen möglich. 1000 Ärzte sowie 1500 Krankenschwestern und medizinische Fachangestellte haben sich für einen Dienst beworben. Ärzte erhalten dafür einen Stundenlohn von 150 Euro, Fachkräfte von 38,50 Euro.

KVWL: Schwere Nebenwirkungen blieben bisher aus

Ist ein Fahrdienst für Senioren geplant, die nicht mobil sind oder von Angehörigen begleitet werden können?

Auf WAZ-Anfrage verweist die Kassenärztliche Vereinigung auf die Stadt als Betreiber des Impfzentrums. Im Rathaus indes sieht man dafür die KVWL in der Pflicht. Das Land soll zeitnah eine generelle Regelung über die Kostenübernahme treffen, heißt es. Ob das bis zum 8. Februar klappt, erscheint fraglich. Die Krankenkasse IKK classic ist Vorreiter. „Haben Versicherte einen Anspruch auf Übernahme der Fahrkosten zu medizinischen Behandlungen, gilt dieser auch für die Fahrt zum Impfzentrum", sagt die Bochumer Regionalgeschäftsführerin Claudia Baumeister.

Sind auch Impfungen bei den Senioren daheim möglich?

"Wir würden uns das sehr wünschen", sagt Eckhard Kampe. Jüngste Meldungen, nach denen der hochempfindliche Biontech/Pfizer-Impfstoff möglicherweise doch für einen ambulanten Einsatz taugt, machen den Kassenärzten Mut. Gehofft wird zudem auf eine baldige Zulassung des robusteren AstraZeneca-Vakzins. Kampe: "Die Impfe daheim wäre die einfachste Methode. Unsere mobilen Teams stünden bereit."

Müssen die Geimpften Angst vor Nebenwirkungen haben?

"Nein", versichert die Kassenärztliche Vereinigung. Bei keiner der 9570 Impfungen in Bochum seien bislang schwerwiegende Nebenwirkungen aufgetreten. "Einige wenige lokale und allergische Reaktionen, Gliederschmerzen, die nach einigen Stunden vorbei waren: Das war's", sagt Eckhard Kampe. Die zwei Sterbefälle, die wenige Stunden nach einer Impfung in einem Hattinger Altenheim zu beklagen waren, seien "eindeutig" nicht auf die Impfungen zurückzuführen.

Impfbereitschaft bei Pflegekräften steigt

Haben die guten Nachrichten Auswirkungen auf die Impfbereitschaft der Pflegekräfte?

Ja. Hatte Eckhard Kampe die Quote der Befürworter im Dezember auf 50 bis 70 Prozent geschätzt, seien es inzwischen 80 bis 90 Prozent der Mitarbeiter in Altenheimen, die einer Impfung zustimmen. "Die Aufklärungsarbeit wirkt", so Kampe, der ähnlich hohe Werte bei den - derzeit gestoppten - Schutzimpfungen in den Bochumer Krankenhäusern erwartet.

Wie geht's weiter?

Im Ruhrcongress sollen ab 8. Februar neben den Ü-80-Senioren auch Beschäftigte ambulanter Pflegedienste sowie des Rettungsdienstes geimpft werden - lauf KVWL vornehmlich in den Randzeiten von 19 bis 20 Uhr. Im Frühjahr sollen die Bochumerinnen und Bochumer über 70 Jahre folgen. Auch das wird zur Mammutaufgabe: es sind 32.900.

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