Bochum-Linden. Über 4700 wilde Müllkippen zählte die Stadt Bochum im letzten Jahr. Während der Corona-Krise landet weitaus mehr Unrat illegal in der Umwelt.

Erst waren es ein paar kaputte Plastikstühle, die ein unbekannter Zeitgenosse achtlos in ein Waldstück nahe der Winzer Straße in Bochum-Linden geworfen hatte. Doch je öfter WAZ-Leserin Mandy Drenhaus beim Spazierengehen mit ihren Hunden daran vorbei lief, desto mehr wunderte sie sich: „Es kam immer mehr Müll hinzu“, erzählt sie.

Eine Regentonne, ein kaputtes Regal, große Plastikplanen, voll bepackte Säcke und diverser Unrat mehr landeten nach und nach in der leicht versteckt liegenden Ecke des kleinen Waldes.

WAZ-Leserin ärgert sich über wilde Müllkippe in Bochumer Wald

„Sogar angerostete Batterien waren darunter. Wer macht denn sowas?“ fragte sich Mandy Drenhaus mächtig verärgert und stellte diese Frage an die Stadt. Im vergangenen Februar, so erzählt sie, habe sie die erste E-Mail ans Umweltamt geschrieben – offenbar ohne Antwort. „Danach habe ich mich zweimal beim Mängelmelder der Stadt gemeldet. Daraufhin bekam ich eine E-Mail, in der es hieß, man werde sich um den Fall kümmern. Passiert ist das bis heute nicht.“

Doch Mandy Drenhaus gab nicht klein bei. „Irgendwann habe ich fast täglich dort angerufen. Ich bin denen richtig auf den Keks gegangen“, sagt sie. „Das bringt ja sonst nichts. Der Müll bleibt einfach liegen.“ Mittlerweile habe sie sogar schon überlegt, die Dreckecke selber wegzuräumen: „Doch ich fahre einen alten Jaguar. Da passt das alles nicht rein.“ Außerdem liegt der Unrat so weit weg von der Straße, dass man mit dem Wagen dort unmöglich vorfahren kann. „Da braucht man schon eine Schubkarre, um das da rauszuholen.“

Seit der Corona-Krise werden immer mehr wilde Kippen gezählt

So traurig es klingt: Dies ist nur ein Beispiel unter vielen. Genau 4726 wilde Kippstellen zählte das Umwelt- und Grünflächenamt im gesamten Stadtgebiet im vergangenen Jahr. Vor allem seit Beginn der Corona-Krise im Frühjahr habe das Verhalten vieler Mitbürger, den eigenen Müll einfach in der Umwelt zu entsorgen, deutlich zugenommen: „Wie in anderen Städten zeichnet sich dieser Trend auch in Bochum ab“, sagt Stadtsprecher Thomas Sprenger. Die Vermutung liegt auf der Hand: Während der Corona-Pandemie haben viele genügend Zeit, um daheim tüchtig aufzuräumen, und dann aber scheinbar wenig Lust, um damit bis zur nächsten Deponie zu fahren.

Doch wer beim verbotenen Entsorgen seines Abfalls erwischt wird, für den kann es teuer werden: Die Höhe der Bußgeldbescheide reichen von 55 Euro für das Wegwerfen von Zigaretten, Pappbechern und Taschentüchern über 510 Euro für illegal abgelagerten Hausmüll bis zu 5000 Euro für das Wegwerfen von Altreifen und Altöl.

Angerostete Batterien wurden laut Stadt vor Ort nicht festgestellt

Die wilde Müllkippe in dem Waldstück in Linden ist jetzt ein Fall für die Verwaltung: „Im August ging eine Beschwerde beim Umwelt- und Grünflächenamt ein“, sagt Sprenger. „Zeitnah erfolgte eine örtliche Kontrolle durch einen Mitarbeiter des Umweltaußendienstes.“ Danach sei der Fall ans zuständige Fachamt weitergeleitet worden, wo er jetzt zur weiteren Bearbeitung vorliege. Wann genau in dem Wäldchen klar Schiff gemacht wird, mag Sprenger nicht vorhersagen.

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Dass WAZ-Leserin Mandy Drenhaus davon berichtet, vor Ort auch illegal entsorgte Batterien vorgefunden zu haben, ließ die Stadtverwaltung kurzerhand aktiv werden: „Im Rahmen einer erneuten Kontrolle am 11. Januar wurden vor Ort keine Batterien festgestellt“, betont der Stadtsprecher. „Bei Bekanntwerden derartiger Abfälle wird unverzüglich der USB mit der Entsorgung beauftragt.“

Info: Kontrolleure sind der illegalen Müllentsorgung auf der Spur

Um die Stadt sauberer zu halten, sind regelmäßig sogenannte „Mülldetektive“ unterwegs. Sie observieren bekannt gewordene Problemstellen und wollen die Menschen für das Problem der illegalen Müllentsorgung sensibilisieren. Mehr dazu findet man unter usb-bochum.de/dem-muell-auf-der-spur

Wer illegale Müllkippen entdeckt, kann sich an das Umwelt- und Grünflächenamt wenden: Tel. 0234 / 910-2841 und -3512 sowie NKuessner@bochum.de. Auch der Mängelmelder der Stadt steht bereit: bochum.de

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