Bochum-Langendreer. Vor gut einem Jahr trat der neue Fahrplan der Bogestra in Kraft. Nicht alle sind zufrieden. Kritik kommt auch aus Bochum-Langendreer.

Den Busfahrplan auswendig im Kopf, die Haltstelle des 378 nur einen Katzensprung entfernt und eine gute Anbindung zum Hauptbahnhof nach Witten. So war es für Bettina Kohl aus Bochum-Langendreer zumindest jahrelang. Bis Ende 2019 der neue Netzplan der Bogestra kam. „Seitdem fühle ich mich abgehängt, der neue Plan ist zu meinem Nachteil“, sagt die 60-Jährige, die an der Bömmerdelle wohnt. „Der Bus 378 hält nicht mehr hier. Wenn ich zum Wittener Hauptbahnhof fahre, muss ich nun die Straßenbahn 310 nehmen und dafür doppelt so weit laufen“, klagt Kohl.

Die nächstgelegene Haltestelle der 310 (Auf dem Jäger) ist laut Fahrplanauskunft elf Gehminuten entfernt. Bei der früheren Haltestelle (heute Krumme Straße) des 378 waren es nur vier Minuten. Auch der Weg über die Haltestelle „Rudolf-Steiner-Schule“ ist deutlich länger. „Für alte und gehbehinderte Leute ist es nun schwieriger“, meint Bettina Kohl.

Schlechte ÖPNV-Anbindung in Bochum-Langendreer: Viele steigen wieder aufs Auto um

Sie sieht weitere Verbindungsprobleme: „Wenn man vom Wittener Hauptbahnhof zum Knappschaftskrankenhaus möchte, gibt es jetzt nur noch Verbindungen, bei denen man umsteigen muss“, beschwert sich die 60-Jährige. Was früher durch die Buslinie 378 direkt verbunden war, ist heute eine Kombination aus 310 und 355er oder aus 379er und 345er. „Wenn man Termine oder schwere Einkäufe hat, ist das ungünstig. Anschlüsse verpasst man schnell“, meint Kohl. Der gesamte Bereich Hauptstraße (Höhe Aral-Tankstelle) bis zur Hörder Straße sei durch die Fahrplanumstellung schlechter an das Netz angeschlossen.

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„Es gibt viele, die nun wieder mit dem Auto fahren müssen“, hat Kohl gehört. Generell missfällt ihr die Umstellung von Bus auf Straßenbahn: „Die Busse sind immer noch später gefahren, die Straßenbahn fährt später nicht mehr bei mir vorbei und die letzte schon um kurz vor zwölf“, sagt Kohl. Viele Menschen seien früher mit dem Bus zum Kulturbahnhof Langendreer gefahren. „Dadurch, dass dort kein 355er und 378er mehr fährt, ist es dort ausgestorben und man fühlt sich unsicher“, findet sie.

Fahrgast aus Bochum-Langendreer spricht sogar von Diskriminierung

Auch wenn Bettina Kohl aus Dortmund kommt, gibt es Probleme. „Ich könnte über den S-Bahnhof Langendreer-West fahren und dort den Bus 355 direkt zu mir nehmen“, sagt Kohl. Doch der Weg zwischen Bushaltestelle und Bahnstation sei sehr weit. „Das ist abends im Dunkeln gefährlich“, meint Kohl. Es habe ihr immer ein besseres Gefühl gegeben, sich auf dem abendlichen Heimweg in die Nähe des Busfahrers setzen zu können. Kohl resümiert: „Ich selbst bin Rheinländerin und dort fahren immer noch die gleichen fünf Straßenbahnen wie früher, auch alle Busse sind noch da. Das gibt ein Gefühl der Sicherheit. Durch die Fahrplanumstellung in Bochum fühle ich mich sehr beeinträchtigt.“

Die in ihren Augen schlechtere Anbindung der Bömmerdelle und Langendreerstraße empfindet Kohl sogar als „eine Art Diskriminierung gegen Ältere, Behinderte und auch Frauen und Jugendliche“. Sie selbst sei reiz- und lichtempfindlich, die Fahrt mit Straßenbahn daher eine Qual. „Die Ansagen sind schrill. Man sitzt dort auch viel enger als in Bussen. Ich habe ausgemessen, dass die Sitzplätze nur etwa 45 Zentimeter breit sind“, so die 60-Jährige.

Bogestra findet die Anbindung "weiterhin gut", will die Beschwerden aber ernst nehmen

Kohl fordert: „Es wäre dringend notwendig, dass wieder ein Bus von der Krummestraße oder vom Knappschafts-Krankenhaus Richtung Langendreer-Markt und Langendreer S-Bahn fährt.“ Die Bogestra gibt zu: „Mit dem Netz 2020 hat es in diesem Bereich Veränderungen gegeben.“ 378er und 345er hätten neue Linienwege, der 355er sei aber eine mit dem 345er vertaktete Schwesterlinie und über die Hauptstraße würden nun die Straßenbahnlinien 309 und 310 geführt. „Die Anbindung ist somit weiterhin gut beziehungsweise besser, teilweise sind die gewohnten Ziele aber über andere Wege zu erreichen“, heißt es weiter.

Mit der Netzumstellung sei auch eine Bewertung verbunden, die aber nicht wie geplant erfolgen könne. „Sie wird aber, sobald es möglich ist, stattfinden“, verspricht die Bogestra. Vielleicht finden Bettina Kohls Beschwerden dann Gehör. Ihre Klagen zu Licht und Ansagen seien bereits an die Fachabteilung weitergegeben worden.

Das Netz 2020 ist Ende 2019 nach fünf Jahren Planung an den Start gegangen. Die Bogestra verweist zur Streckenplanung auf die „Mutti-App“, in die man zum Beispiel eingeben kann, ob man nur mit Bussen fahren will oder auch eine U-Bahn-Strecke dabei sein kann. Für die individuelle Fahrplanung seien auch Mitarbeiter des Service-Telefons unter der kostenpflichtigen Nummer 01806/ 50 40 30 erreichbar.

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