Bochum. Ein Bochumer (21) steht wegen zwei versuchter Sprengstoffattacken auf Geldautomaten im Ruhrpark vor Gericht. Es kam zur Explosion.

Gleich zweimal soll ein 21-jähriger Bochumer nachts am Einkaufszentrum Ruhrpark gewesen sein und hochexplosiven Sprengstoff bei sich gehabt haben. Das Ziel: ein Geldautomat in einer Postbankfiliale. Tatsächlich kam es zur Explosion. Seit Dienstag steht der Mann vor dem Landgericht. Dort schwieg er zunächst.

Gasgemisch wurde in das Innere des Geldautomaten in Bochum eingeleitet

Das erste Mal soll der 21-Jährige in der Nacht des 14. Juni (2.30 Uhr) mit einem noch unbekannten Komplizen in den Vorraum der Postbankfiliale gegangen sein, ausgestattet mit Sturmhauben, Handschuhen und Sprengmaterial. Über den Ausgabeschacht des Geldautomaten wurde laut Anklage ein Gasgemisch in das Innere geleitet und dadurch unmittelbar vor dem Geldautomaten eine Explosion ausgelöst. Das sollte den Automaten aufsprengen und das Bargeld freigeben.

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Doch der Plan scheiterte; lediglich löste in dem Automaten ein Security-Pack aus, die Scheine verfärbten sich. Es entstand ein Sachschaden in Höhe von rund 5300 Euro. Die Tatverdächtigen flüchteten ohne Beute zu Fuß über die A40-Brücke am Lüdgendorpweg.

Videokamera im Ruhrpark Bochum zeichnete die Männer bei der Tat auf

Eine Woche später (23.6., 1.55 Uhr) sollen die beiden es erneut versucht haben, in dieser Filiale einen Geldautomaten zu sprengen. Doch weil sie gegen 1.55 Uhr von Arbeitern, die Werbeplakate klebten, gestört worden seien, sollen sie erneut ohne Beute getürmt sein, wieder über die A40-Brücke. Ein Sicherheitsmitarbeiter des Ruhrpark soll die Verdächtigen über eine Videokamera beobachtet und die Polizei alarmiert haben.

Der Fall hätte tödlich ausgehen können, meint die Staatsanwaltschaft, denn der Angeklagte soll den Sprengstoff auf der Flucht im Ruhrpark weggeworfen haben. Kripo-Beamte fanden die Substanz vor einem Elektronikmarkt. Die Beamten hätten die Gefährlichkeit nicht wissen können und deshalb keine Vorsichtsmaßnahmen getroffen. "Leben und Gesundheit" der Polizisten seien "konkret gefährdet" gewesen; sagt die Staatsanwältin. Der Sprengstoff "hätte jederzeit explodieren können". Es waren 120 Gramm. Angeblich handelte es sich um eine weiße Substanz in einem grünen Trinkbecher.

Wenige Tage später wurde der 21-Jährige an seiner Wohnanschrift gefasst, die Kripo kam angeblich über DNA auf seine Spur. Er war bereits polizeibekannt. Der mutmaßliche Mittäter ist weiter auf der Flucht.

Angeklagter aus Bochum will Ausbildung in der JVA machen

Der 21-Jährige sitzt jetzt seit einem halben Jahr in U-Haft. Offenbar weiß er, dass er dort wohl noch länger leben muss. Im kommenden Februar will er in einem Jugendgefängnis eine Ausbildung beginnen. Zur Tatzeit war er erst 20 und damit Heranwachsender.

Es gibt auch einen dritten Anklagevorwurf gegen ihn. Am 28. September 2019 soll er nachts in Düsseldorf mit zwei Mittätern einen Mann massiv verprügelt und achtmal mit der Faust auf den Kopf des Opfers eingeschlagen haben. Im Blut des 21-Jährigen wies die Polizei kurz danach Cannabis nach.

175 Sprengstoff-Fälle an Geldautomaten in NRW in diesem Jahr

In ganz NRW wurde in diesem Jahr bisher 175 Sprengstoff-Attacken auf Geldautomaten verübt, in 115 Fällen scheiterte die Tat, teilte das Landeskriminalamt auf WAZ-Anfrage mit. In Bochum gab es neben den Taten im Ruhrpark zwei weitere Fälle: am 18. April sowie am 5. August bei der Deutschen Bank. Nur der Erstgenannte war aus Tätersicht erfolgreich.

Am 12. Januar wird der Prozess vor der 3. Jugendstrafkammer fortgesetzt. Dann könnte eventuell auf geklärt werden, woher der Sprengstoff stammt.

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