Bochum. Corona hat tiefe Spuren auf dem Arbeitsmarkt in Bochum hinterlassen. Aber es gibt Lichtblicke – dank Kurzarbeit und dem Sozialen Arbeitsmarkt.
Schwer zugesetzt hat die Corona-Pandemie dem Arbeitsmarkt in Bochum. Nach den beiden wirtschaftlich erfolgreichen Jahren 2018 und 2019 und einem deutlichen Rückgang der Arbeitslosenquote auf bis zu 8 Prozent hat Corona in diesem Jahr tiefe Spuren hinterlassen. Durchschnittlich waren 18.016 Menschen ohne Job, 1700 mehr als im Vorjahr. Das ist ein Anstieg um 10,5 Prozent.
So düster diese Bilanz auch ist: Gemessen an den Prognosen bei Ausbruch der Corona-Krise fällt sie moderat aus. „Der Verlauf der Arbeitslosigkeit ist nicht so stark gestiegen wie ich das im März/April befürchtet habe“, sagt Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit Bochum. Vor allem habe sich gezeigt, dass es in Bochum neben dem Pandemie-bedingten Anstieg „keine zusätzlichen strukturellen und branchenspezifischen Probleme gibt“.
Auch interessant
13.318 sozialversicherungspflichtige Jobs mehr seit 2015
Erfreulich ist ein Blick auf die Entwicklung der Beschäftigung in den vergangenen fünf Jahren. 13.318 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Jobs sind von März 2015 bis März 2020 entstanden. Das Plus von 2,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr fällt höher als in NRW (1,3 Prozent) und im Bund (1,8). Und: Entstanden sind sowohl Jobs für gut qualifizierte Arbeitnehmer als auch auf Helferniveau.
Insgesamt ist der Arbeitsmarkt in Bochum indes geprägt von gut qualifizierten Arbeitskräften. 58 Prozent der 139.206 sozialversicherungspflichtigen Jobs (März 2020) werden von Fachkräften ausgeübt, weitere 26,5 Prozent von Spezialisten und Experten. Bei den Branchen liegt das Gesundheitswesen mit 14.362 Arbeitsplätzen und einem Anteil von 10,3 Prozent an der Spitze. Dahinter rangieren der Einzelhandel (11.964; 8,8 Prozent) und der Bereich Erziehung und Unterricht (10.556; 7,7).
Kurzarbeit für fast 41.000 Beschäftigte angemeldet
Verhältnismäßig gut durch die Krise ist Bochums Arbeitsmarkt nach Einschätzung der Experten bislang nicht nur deshalb gekommen, weil er anders als noch vor einigen Jahren viel robuster ist. Geholfen haben vor allem die Hilfen von Bund und Land, an erster Stelle die Kurzarbeit. 3647 Betriebe haben seit Ausbruch von Corona im März für insgesamt 40.980 Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet. Tatsächlich in Anspruch genommen haben sie – Stand Juni 2020 - 48 Prozent der Firmen für 39 Prozent der Beschäftigten.
Auch interessant
+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Bochum verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter für Bochum abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++
Die Kurzarbeiter-Quote von 10,5 liegt unterhalb des Durchschnitts in NRW (12,2). Betroffen sind vor allem das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Veranstaltungsbranche, Catering-Betriebe, Reisebüros und andere Dienstleister. „Insgesamt geht es um einen großen Branchen-Mix“, so Arbeitsagentur-Chef Neukirchen-Füsers. Kurzarbeit werde auch im nächsten Jahr noch eine große Rolle spielen, um den Arbeitsmarkt zu stabilieren. „Ich bin aber überzeugt, dass wir nach dem Ende der Pandemie und dem Auslaufen dieses Instruments wieder an die gute Entwicklung aus den Jahren 2018 und 2019 anknüpfen können.
Auch interessant
Vorsichtiger Optimismus
„Vorsichtig optimistisch“ zeigt sich Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) angesichts des starken Anstiegs der Beschäftigtenzahl seit 2015 mit Blick auf die kommende Jahre. Denn: Erst dann würden bereits vereinbarte Projekte und Firmenansiedlungen umgesetzt werden – nicht zuletzt im Gewerbe-, Wissenschafts- und Technologiezentrum Mark 51/7, wo sich u.a. Tochterunternehmen von VW und Bosch ansiedeln werden.
Auch interessant
Trotz Corona gelungen ist eine erfolgreiche Fortsetzung der Vermittlung von Langzeitarbeitslosen durch das 2019 eingeführte Teilhabegesetz. Nach 452 Betroffenen im vergangenen Jahr wurden bis Anfang Dezember 2020 weitere 240 Frauen und Männer, die bis dahin mindestens fünf Jahre lang arbeitslos waren, über den Sozialen Arbeitsmarkt in Jobs vermittelt. 588 der insgesamt 692 Personen sind nach Auskunft von Georg Sondermann, Geschäftsführer des Jobcenters Bochum, immer noch am Ball. „Die Abbrecherquote von 15 Prozent ist absolut hervorragend“, so Sondermann. Für 2021 sollen auf diesem Weg 130 bis 140 weitere Stellen für Langzeitarbeitslose geschaffen werden.
Weitere Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.