Bochum. Die Lage und Erwartungen von Unternehmen in Bochum und Umgebung sind besser als erwartet. Dennoch zeigt der Konjunkturklimaindex nach unten.
Die Zeichen standen auf wirtschaftliche Erholung. Vor allem in Sachen Beschäftigung gab es in Bochum in den vergangenen Wochen positive Zahlen. Die Herbstumfrage der IHK Mittleres Ruhrgebiet hat sogar zaghaften Optimismus zu Tage gebracht.
Denn: Die Unternehmen bewerten ihre Lage und die Erwartungen an die nächsten Monate „nicht ganz so negativ, wie man das hätte befürchten können“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Eric Weik. Immerhin 77,5 Prozent der über 200 Unternehmen in Bochum, Herne, Witten und Hattingen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, bewerten ihre aktuelle wirtschaftliche Lage als gut oder befriedigend. Das sind zwar knapp 15 Prozent weniger als vor Ausbruch der Corona-Pandemie – aber immerhin noch drei Viertel aller Unternehmen. Indes: Das war vor der Entscheidung von Bund und Ländern, die Maßnahmeschrauben gegen die Corona-Pandemie im November wieder deutlich anzuziehen.
Kurzarbeit verhindert Entlassungswelle
Erfreuliche Signale gibt es in Sachen Beschäftigung. Nicht zuletzt, weil viele Firmen von der Kurzarbeiterregelung Gebrauch machen, hat es bislang keine Entlassungen im großen Stil gegeben. Insgesamt verzeichnet die Agentur für Arbeit in Bochum momentan 3386 Unternehmen, die seit Beginn der Pandemie für mögliche 38.594 Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet haben. Laut IHK denken derzeit nur 16 Prozent der Firmen an einen Arbeitsplatzabbau, fast 20 Prozent dagegen sogar an Neueinstellungen. „In einer solchen Zahl steckt viel Optimismus, von dem ich hoffe, dass er jetzt nicht verloren geht“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Weik.
Tatsächlich haben die jüngsten Zahlen der Agentur für Arbeit eine leichte Belebung auf dem Arbeitsmarkt gezeigt. Etwa 1000 Personen haben eine neue Arbeit aufgenommen. Die Zahl der Arbeitslosen ist um 755 gesunken, die Arbeitslosenquote auf 9,8 Prozent zurückgegangen. Die Industrie-Arbeitgeber haben jüngst sogar von einem stärker ausgeprägten Teamgedanken in ihren Unternehmen berichtet. „Belegschaft und Chefetage sind enger zusammengerückt und meistern diese Krise gemeinsam“, so AGV-Hauptgeschäftsführer Dirk W. Erlhöfer.
Ordentliche Werte für den Handel
Während die Industrie trotz sinkender Aufträge und Auslastung bislang offenbar ganz gut mit den Auswirkungen der Pandemie zurecht kommt, stellt sich nach Einschätzung der IHK vor allem in der Hotel-und Gaststättenbranche sowie im Freizeit- und Eventbereich die Existenzfrage. Die Herbstumfrage hat ergeben: Während der Handel zu 83 Prozent eine gute oder befriedigende Geschäftslage angibt, strecken 73,7 Prozent der Industriebetriebe noch den Daumen hoch. Aber: Mehr als die Hälfte der Industrie-Betriebe befürchtet sinkende Exportumsätze.
Hoffnung machen die Zahlen dennoch: Der Konjunkturklimaindex, in dem die aktuelle Geschäftslage ebenso wie die Erwartungen der Firmenzusammengefasst werden, ist zwar seit Februar von 110,6 auf 102,8 Punkte gesunken und damit weit weg vom Spitzenwert im Jahr 2018 (132). Aber: Er liegt noch weit über den Werten zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009 (78).
Weitere Nachrichten aus Bochum lesen Sie hier.