Bochum. Viele Bochumer stehen auf der Warteliste für eine der beehrten Kleingartenparzellen. Eine Familie hat sich diesen Traum schon erfüllen können.
Mitten im Pandemie-Sommer war es soweit: Anna Hinzmann, Matthias Falke und die Kinder Sophia und Felix aus Bochum durften im Juli ihren ersten Kleingarten in der Anlage im Schmechtingwiesental beziehen. Dazu gehörte schon etwas Glück. Nicht wie bei einem Sechser im Lotto, aber doch ein Quäntchen. Denn der Kleingarten ist dieser Tage, die von Corona beherrscht werden, ein begehrter Ort.
Bereits während des ersten Lockdowns meldete der Stadtverband der Bochumer Kleingärtner ein erhöhtes Interesse an grünen Domizilen mitten in der Stadt. Eine Umfrage des Stadtverbands ergab, dass sich die Anwärter auf der Warteliste bis Anfang Mai mit 760 Anfragen fast verdoppelt hatten. Insofern freute sich die Familie sehr, nach anderthalb Jahren Wartezeit ihren Kleingarten erobern zu können, nur wenige Fußminuten von ihrer Wohnung entfernt.
„Wir sind beide in Einfamilienhäusern groß geworden und hatten somit einen Garten. Wir fanden das als Kinder immer toll“, berichtet Matthias Falke (38), der als promovierter Geograph an der Ruhr-Universität arbeitet. Für die Mediendidaktikerin Anna Hinzmann ist die Gartenarbeit ein willkommener Ausgleich. „Anna war im Sommer jeden Tag vier bis fünf Stunden hier. Da hinten war ein kompletter Steingarten“, sagt Matthias Falke und zeigt auf das zart mit Rasen begrünte Areal unter dem Sauerkirschbaum, dem der achtjährige Felix flink in die Äste klettert.
Auf insgesamt circa 270 Quadratmetern stehen einige Obstbäume: Kirschen, Äpfel, Pfirsich, Mirabelle. Das passt sehr schön zu Anna Hinzmanns Wunsch nach einem Nutz- und Familiengarten, dem sie im Sommer ein ganzes Stück näher gekommen ist. „In den Gewächshäusern hatten wir Tomaten und Gurken und auch im Hochbett hatte ich schon einiges an Gemüse eingepflanzt“, berichtet die 37-Jährige.
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Sogar die fünfjährige Sofia packt schon bei der Gartenarbeit mit an: „Ich habe dahinten sauber gemacht“, lässt sie wissen. Bei weiteren Nachfragen entpuppt sich „die Schubkarre“ als ihr Gartenfavorit, weil sie zugleich ein prima Fahrzeug ist. Der geheime Star des Gartens ist allerdings ein Karpfen, der bei Übernahme schon im Teich schwamm und auch bleiben darf.
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Der Sommer 2020 brachte für viele Menschen Urlaubsverzicht mit sich. Anna Hinzmann und Familie bedeutete er Gartenglück. „Der Sommer war definitiv eine sehr, sehr gute Zeit. Der harte Lockdown war vorbei. Der Garten ist ein geschützter Raum, in dem wir uns entspannen können, wir hören die Kinder immer irgendwo. Ich möchte betonen, dass es nicht nur eine private Sache ist. Wir wurden hier sehr familiär aufgenommen“, so Matthias Falke.
Zur Anlage
Die Kleingartenanlage im Schmechtingwiesental direkt neben dem Bochumer Bergbaumuseum besteht seit dem 4. Januar 1937, als der erste Vorsitzende Otto Ludwig den Dauerpachtvertrag der Stadt Bochum erhielt.
Bei Übernahme eines Gartens erwerben die Pächter das Gartenhaus und den Pflanzenbestand. Die Mitglieder des Kleingartenvereins teilen sich die Pflege der gemeinschaftlichen Bereiche der Kleingartenanlage.
Auch Stefan Bierwirth, der Vorsitzende des Kleingartenvereins im Schmechtingwiesental betont, dass es ein entspanntes Gemeinschaftsleben gibt. „Bei uns ist es rappelvoll mit jungen Familien. Insgesamt sind es, glaube ich, 40 Kinder auf 54 Gärten“, so Bierwirth.
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Jetzt aber ist die Saison wirklich vorbei, der letzte Kürbis ist geerntet. Und dennoch herrscht ein bisschen Betrieb in der Anlage. An einzelnen Gartenhäuschen verzaubern Weihnachtslichter die Parzellen winterlich. Familie Hinzmann-Falke sehnt derweil das Frühjahr herbei und freut sich auf die Zukunft in ihrem Kleingarten mit Seerosenteich, Baumhaus und ganz viel Gemüse.
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