Bochum. Das Schauspielhaus Bochum zeigt Stücke nun auch im Internet. Für das Live-Streaming muss man sich anmelden. Als erstes geht ein Klassiker online.
Die Theater- und Konzertsäle bleiben bis ins neue Jahr hinein geschlossen, das Sehnen des Publikums wird beständig größer. Um Lebenszeichen zu senden, haben sich viele Kulturakteure in Bochum für Internet-Übertragungen entschieden. Nun ist auch das Schauspielhaus in der Welt der elektronischen Vorstellungen angekommen.
Im Advent werden zwei Inszenierungen als Live-Streams angeboten. „Sie werden als ,Geistervorstellungen‘ vor leerem Saal in Bochum gespielt und mit mehreren Kameras gefilmt, speziell für das Publikum online“, informiert Schauspielhaus -Sprecher Alexander Kruse. Die Aufführungen sind nur während des Streams zu sehen und danach nicht mehr abrufbar.
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Für die Live-Streamings muss man sich registrieren
Eine Mediathek zum „Nachsitzen“ existiert also nicht, und wer die Stücke erleben will, muss sich zuvor auf der Schauspielhaus- Website registrieren. Alsdann wird vom Theater ein Link zugeschickt, mit dem man sich am Abend der Vorstellung einloggen kann. Das Angebot ist kostenlos. Allerdings ist die Registrierung auf 800 User/Zuschauer begrenzt. „Wir wollen damit dieselbe Anzahl bieten wie unter normalen Umständen Sitzplätze im Großen Haus vorhanden sind “, so Kruse.
Den Auftakt macht am Mittwoch, 9. Dezember, um 19.30 Uhr Shakespeares „King Lear“ in der Regie von Intendant Johan Simons . Das Stück mit dem niederländischen Schauspieler Pierre Bokma in der Titelrolle eröffnete im September die laufende Saison und gehörte zu den ersten Produktionen, die unter Corona-Bedingungen entstanden sind.
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Weiter zeigt das Schauspielhaus live am Freitag, 18. Dezember, um 19.30 Uhr Harold Pinters „Asche zu Asche“. Das intensive Zwei-Personen-Drama mit Elsie de Brauw und Guy Clemens wurde von Koen Tachelet inszeniert und hatte im Februar 2020 Premiere.
„Das, was einen Theaterbesuch eigentlich ausmacht, lässt sich schwer in den virtuellen Raum übertragen. Aber wir wollen spielen, fürs Publikum“, so Chefdramaturg Vasco Boenisch. „Live-Streams sind nicht gerade unser Tagesgeschäft, doch wir freuen uns auf das Experiment.“
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Nicht alles Vorstellungen sind fürs Internet geeignet
Dabei legt das Schauspielhaus verzögert los, viele andere Häuser – so die Bochumer Symphoniker , so das Prinz-Regent-Theater - bieten längst E-Vorstellungen an. Schauspielhaus-Sprecher Kruse dazu: „Als sich im November abzeichnete, dass sich die Wiederaufnahme des Spielbetriebs weiter hinauszögern wird, begannen die Planungen für das Streaming-Format. Da wir ja keine fertige Aufzeichnung veröffentlichen, sind die Vorbereitungen umfangreich. Wir wollen das Live-Erlebnis von Theater so gut es geht ins Netz zu übertragen.“
Bleibt die Frage, warum nicht die für Dezember geplanten Premieren, wie „Peer Gynt“ oder „Die unendliche Geschichte“ , gestreamt werden? Das habe vor allem künstlerische Gründe, so Kruse: „Nicht jede Aufführung ist für eine Kamera-Übertragung geeignet. Es gibt Bühnenbilder oder auch Regie-Konzepte, die mit einem Live-Streaming-Format nicht kompatibel sind.“ Sollte sich der Lockdown noch lange hinziehen, würde für jede Neuproduktion einzeln entschieden, wie damit umgegangen wird.
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Dahinter steht die nicht ganz unberechtigte Frage, wie „live“ und einmalig sich eine Theatervorstellung anfühlen kann, wenn man sie ausschließlich über Bildschirme verfolgt, an ganz verschiedenen Orten? Theater lebt schließlich in starkem Maß auch von der Nähe und der Verbindung zwischen Publikum und Darstellern.
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