Bochum. In Flugblättern, die in Bochum in Briefkästen gelegen haben, wird vor Vereinsamung durch Corona-Maßnahmen gewarnt. Doch es gibt Ärger.

Ein Flugblatt mit der Überschrift „Einsame Weihnachten?“ während der Corona-Pandemie hat bei Anwohnern in der Bochumer Innenstadt für Verwunderung gesorgt. Eines Tages habe das Flugblatt der so genannten „Freiheitsboten“ in seinem Hausflur gelegen, schildert ein Anwohner. Der Verein aus Dortmund steht nach eigenen Angaben Corona-Kritiker und prominentem Querdenker Bodo Schiffermann nahe. Auf der Internetseite werben sie außerdem für diverse Portale, die sich kritisch mit den Maßnahmen in der Corona-Pandemie auseinandersetzen.

Der Anwohner aus Bochum wundert sich indes, dass die seiner Meinung nach „Corona-Leugner“ vermeintlich seriöse Quellen , wie etwa Stimmen aus den Kirchen, für ihre Kampagnen nutzen.

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Tatsächlich erzeugt das Flugblatt den Eindruck, als warnten Kirche und Caritas vor Vereinsamung an Weihnachten durch „überzogene Maßnahmen“ . Zitiert wird etwa der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland Prof. Heinrich Bedford-Strohm mit den Worten „Wir müssen die Balance finden in den Altenheimen. Mit zunehmendem Wissen über die Ansteckungswege haben wir alle gelernt, dass einige Maßnahmen zu Beginn der Pandemie in mancher Hinsicht überzogen waren.“ Auch Caritas-Präsident Peter Nehe wird dort zitiert.

Flyer der „Freiheitsboten“ in Bochum - Kirchen distanzieren sich

Beide Männer haben sich allerdings mittlerweile deutlich von den „Freiheitsboten“ distanziert. Das Zitat sei „missbräuchlich verwendet“, heißt es von der evangelischen Kirche. Dass die Urheber des Flyers „einen Satz aus dem Zusammenhang reißen und für ihre Zwecke umdeuten, spricht für die Schamlosigkeit, mit der bewusst Sinnzusammenhänge verdreht und Fakten ignoriert werden“, so heißt es weiter.

Der Vorstand der Dortmunder Initiative „Freiheitsboten“ Ralf Heesen weist die Kritik der Kirche zurück. „Wir haben auf dem Flyer weder Corona geleugnet, noch gehören wir zur Initiative Querdenken. Warum also wird dieser Kontext gebildet?“ Er distanziere sich deutlich von dem Begriff „Corona-Leugner“. Mit der Kampagne wolle er den Blick auf die Krise erweitern. Dazu gehöre eben auch das Thema Einsamkeit. Nach Angaben der „Freiheitsboten“ sind etwa 1,6 Millionen Exemplare dieses Flyers verteilt worden.

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