Bochum-Innenstadt. Die Gastwirte im Bochumer Bermudadreieck und wollen ihre Biergärten baulich vor Wind und Regen schützen. Und das schon nach Ende des Lockdowns.
Die Gastronomen gehören zu den Unternehmern, die bekanntlich besonders unter der Corona-Krise zu leiden haben. Um also auch in der kalten Jahreszeit Einnahmen generieren zu können, sobald der aktuelle Lockdown aufgehoben werden sollte, will die ISG Bermudadreieck (Interessen- und Standortgemeinschaft) die Außensitzplätze im Bochumer Ausgehviertel wetterfest machen. Denn der Herbst hat gezeigt: Die Gäste kommen – auch, wenn’s kälter wird.
Dazu wurde in einem Workshop im Herbst gemeinsam mit der Verwaltung und dem Bochumer Architekten Thomas Pujanek ein „Leitfaden“ entwickelt, denn es gibt auch optische, nicht nur wirtschaftliche, Ansprüche am Wind- und Regenschutz.
Bochumer Außengastronomie soll unmittelbar umgerüstet werden
In der Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Mitte am Donnerstag (3.) erläuterten Pierre Böhm vom Stadtplanungsamt und Ronald Gottwald („Bratwursthaus“) von der ISG diese Idee. Ziel ist es, Wetterschutzanlagen zu entwickeln, die ohne Baugenehmigung installiert werden können, denn die Umsetzung soll unmittelbar für die Saison 2020/2021 erfolgen. Wichtig: Die Anlagen müssen eine Durchlüftung weiter möglich machen. Die wetterfeste Gestaltung soll bis März gelten, im Sommer kann sie offener gestaltet werden.
Pop-up-Stores sind im Kommen
Die beiden Weihnachtsgeschäfte sind nicht die ersten Pop-up-Stores in Bochum . Vor kurzem hat an der Kortumstraße im Bermuda-Dreieck das „Biermuda“ eröffnet. Zumindest bis Ende November und womöglich noch darüber hinaus werden dort bis zu 300 unterschiedliche Biersorte angeboten.
Anfang des Jahres hat ein anderer Pop-up-Store in der City für große Aufmerksamkeit gesorgt. Für Jungunternehmer stellten sich in der „Kultur-Uhle“, den Räumen der früheren Gaststätte „Uhle“ an der Ecke Huestraße/Dr.-Ruer-Platz vor.
Im Ruhrpark sind vorübergehend genutzte Läden schon länger keine Seltenheit mehr. Das Management des Shoppingcenters will damit die Vielfalt des Einkaufserlebnisses erhöhen.
Pierre Böhm: „Wir legen Wert auf eine einheitliche Optik. Das hat nicht nur zur Folge, dass aufdringliche Werbung, etwa an Markisen, unerwünscht ist. Auch grelle Farben sind verpönt. Alle Kneipiers sollten gedeckte Töne wählen wie weiß oder grau.“
Die Idee gab es schon vor Corona-Pandemie
Es gibt bereits mehrere Modelle, die sich der ISG-Vorstand gemeinsam mit dem Architekten ausgesucht hat. So soll es an jedem Biergarten seitlich und zur Straße hin Windschutzelemente geben, fest installiert oder mobil. Das gilt auch für Überdachungen der Tische und Stühle. Böhm: „Die Gastronomen wollen dafür Geld in die Hand nehmen. Sie sind sich einig: Die Präsentation wird homogen, es bleibt aber Raum für Individualität.“
Wintergärten werden nicht gebaut
Zu Beginn des dreitägigen Workshops wurde auch der Bau von Wintergärten diskutiert, aber rasch verworfen.
Brandschutz und Statik hätten aufwendige Bauantragsverfahren erfordert. Zeit- und Kostengründe sprachen dagegen.
Die Idee ist nicht allein auf Corona zurückzuführen, denn bereits Anfang 2019 machte die ISG diesen Vorstoß. Nun aber drängen die Gastronomen auf rasche Umsetzung wegen der negativen Pandemie-Folgen auf ihr Gewerbe. Und: Sie hoffen auf Vorbildwirkung über die Stadtgrenzen hinaus.
ISG versichert: Gastwirte sind nicht zerstritten
Die Bezirksvertreter begrüßten unisono das Projekt. Tags zuvor hatte bereits der Planungsausschuss einhellig zugestimmt. Holger Schneider, SPD-Fraktionschef: „Eine gute Idee, die mehr Flexibilität und Wetterunabhängigkeit bedeutet. In diesen Zeiten müssen wir der Gastronomie unter die Arme greifen.“
James Wille, CDU-Fraktionsvorsitzender, zeigte sich ob der angestrebten Einheitlichkeit skeptisch: „Wird das trotz des Zerwürfnisses der ISG überhaupt umsetzbar sein?“ Ronald Gottwald versicherte: „Mit denen, die aus unserer Interessengemeinschaft ausgetreten sind, gibt es keinen Streit. Wir sitzen alle an einem Tisch.“ Die Beratung jedes einzelnen Gastronomen soll partnerschaftlich erfolgen, damit möglichst alle Betriebe mitmachen.
Bezirksbürgermeisterin Gabi Spork: „Eine beruhigende Aussage.“
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