Bochum-Gerthe. Schüler des Gymnasiums in Bochum-Gerthe wollen Stammzellenspender werden – in Gedenken an ihren früheren Mitschüler Nick, der an Leukämie starb.

Normalerweise ist es trubelig, wenn viele Schüler zusammenkommen. An diesem Freitagmorgen aber ist das anders: In der Aula der Heinrich-von-Kleist-Schule (HvK) in Bochum - Gerthe herrscht eine ruhige, konzentrierte Atmosphäre. Das Thema, das die Zwölftklässler des Gymnasiums herführt, ist ein ernstes. Und zugleich eine Herzensangelegenheit. Sie wollen den letzten Wunsch ihres früheren Mitschülers Nick Stangel erfüllen und dazu beitragen, nach Möglichkeit Leben zu retten.

Nick war einer von ihnen. Ein lebenslustiger, sympathischer junger Mann, den alle mochten. Im August ist Nick, Student in Kopenhagen, Leistungssportler, mit nur 22 Jahren gestorben – an den Folgen einer Leukämie. Dieser Blutkrebs kann behandelt werden, lernen die Oberstufenschüler an diesem Morgen von einem Experten der DKMS (steht für Deutsche Knochenmarkspenderdatei). Doch Ärzte und Patient schaffen das nicht allein. Sie benötigen Hilfe von Dritten – Stammzellenspendern .

Ein Foto von Nick steht neben den DKMS-Boxen in der Aula der Heinrich-von-Kleist-Schule in Bochum-Gerthe. Hier werden von den Schülern die Test-Stäbchen und die Einverständniserklärungen eingeworfen. Jeder ab 17 Jahren kann mitmachen.
Ein Foto von Nick steht neben den DKMS-Boxen in der Aula der Heinrich-von-Kleist-Schule in Bochum-Gerthe. Hier werden von den Schülern die Test-Stäbchen und die Einverständniserklärungen eingeworfen. Jeder ab 17 Jahren kann mitmachen. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Zu diesen wollen die meisten der Oberstufenschüler der HvK werden. Denn Nick ist hier nicht vergessen. Dafür sorgt allein auch Lehrerin Ylva Henseler, die Nick ein gutes Stück auf seinem schulischen Weg begleitet und diese Veranstaltung angestoßen hat. Hier wird über Leukämie informiert und darüber, wie leicht es ist, über Selbsttestungen (mit einem großen Wattestäbchen) selbst in die DKMS-Datenbank für potenzielle Spender zu gelangen , um möglicherweise Leben zu retten. Am Ende nehmen alle Schüler, die wollen, Test-Kits mit nach Hause .

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Nicht nur für sich selbst. Es werden auch die nächsten Angehörigen dazu aufgerufen, sich registrieren zu lassen. „Meine Mutter macht auch mit“, sagt Alena Ljustaku. Die 18-Jährige hält diese Aktion für „eine super Sache“, denn „sie war ja Nicks letzter Wunsch“. Sie findet, dass „ wir alle so viel dazu beitragen können, Leben zu retten “. Und letztlich „kann es ja auch jeden von uns treffen, so eine Diagnose zu bekommen“.

Nicks Mutter ist von der Aktion der Schule sehr gerührt

Die Schülervertretung des HvK habe eh schon vorgehabt, die DKMS zu unterstützen, berichtet Lea Dicke. „Das ist eine gute Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erzeugen“, findet die 17-Jährige. Denn es gebe ja noch längst nicht genug Spender. Darauf weist auch Nicks Mutter Antje Stangel in ihrer Ansprache an die Jugendlichen hin. Sie ist sichtlich gerührt, dass so viele Schüler die Aktion unterstützen : „Mein Sohn wäre unheimlich stolz auf euch.“

Nick selbst hatte noch eine Online-Registrierungsaktion initiiert, die seine Familie nun weiterführt. Mehr als 900 Registrierungen habe man schon erreicht, sagt Antje Stangel. „Doch wir brauchen noch viel mehr.“ Ihr Sohn, erzählt sie der Schülerschaft, habe die Leukämie immer mit einem Computervirus verglichen , der sich langsam ausbreitet und nach und nach alle Bereiche lahmlegt. Er habe versucht, einen Neustart zu schaffen. Leider vergeblich.

„Eine Riesen-Aufgabe für uns alle“

Lehrerin Ylva Henseler zeigt sich „ überwältigt von dem Zuspruch durch die Schüler“ und fühlte sich glatt „ein wenig überrollt“. Sie ist zeigt sich „sehr stolz, dass daraus eine so große Sache geworden ist.“

Schulleiter Michael Braß weiß, was es bedeutet, so eine Diagnose gestellt zu bekommen, wie es Nick und seiner Familie passiert ist. Bei ihm war es 2008, als er nach einem Fußballspiel kaum noch Luft bekam. Die Ärzte stellten einen 15 Zentimeter großen Tumor in seiner Brust fest. „In so einem Moment wird einem bewusst: Ab jetzt wird gekämpft.“

Braß hatte Glück, Nick nicht. So sei es „eine Riesen-Aufgabe für uns alle “, in seinem Gedenken weiterzumachen. Von daher plant die Heinrich-von Kleist-Schule, die Registrierungsaktionen „auf breitere Füße zu stellen“. Sobald Corona das zulässt.

Nick half auch die Stammzellenspende seiner Schwester Finnja nicht, die im Sommer am HvK ihr Abitur gemacht hat. Anfangs schlug die Behandlung sogar an. Doch im Juli kam der Rückschlag, der Krebs war zurück . Letztlich ein zu starker Gegner für Nick, den Leistungssportler (Stabhochsprung).

Jeder zehnte Leukämie-Patient in Deutschland findet keinen passenden Spender . Nick war leider einer von ihnen. Damit dieses Schicksal so wenig andere Menschen wie möglich erleiden, wirbt die DKMS weiter unermüdlich um Freiwillige, die sich als Spender registrieren lassen. „Denn jede weitere Person in der Datenbank“, sagt der Mitarbeiter der DKMS zu den Schülern, „ ist für einen erkrankten Menschen die Chance auf ein neues Leben “.

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