Bochum-Gerthe. Nick (22) aus Bochum starb im Sommer an den Folgen von Leukämie. Seine Suche nach Stammzellenspendern will seine frühere Schule nun fortsetzen.

Nicks Schicksal hat viele Bochumer berührt. Mitte August starb der 22-jährige Student an den Folgen einer Leukämie. Auch im Bochumer Heinrich-von-Kleist-Gymnasium sorgte Nicks Tod für Bestürzung. Hier, an der Heinrichstraße, wird seiner noch immer gedacht. Und gehandelt. So, wie es Nick gewollt hätte. Denn in seiner früheren Schule will man seinen letzten Wunsch erfüllen.

Wir wollen Teil seiner Mission sein“, sagt Lehrerin Ylva Henseler. Die 35-Jährige hat Nick Stangel einen Großteil seiner Schulzeit begleitet. „Seit der siebten Klasse“, erinnert sie sich. „Die letzten zwei Jahre vor dem Abi hatte er bei mir Mathe-Leistungskurs.“ Nach den bestandenen Prüfungen startete Nick sein Studium, der Kontakt zu Mitschülern und auch Lehrerin Henseler blieb bestehen.

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Nicks Schwester, die in diesem Sommer am „HvK“ ihr Abi gemacht hat, habe sie über den Tod des Bruders informiert, berichtet Ylva Henseler. Die Familie habe sie auch zur Trauerfeier eingeladen. Es bestehe also eine durchaus enge Beziehung zur Familie Stangel, „die ohnehin einen intensiven Bezug zu unserer Schule hatte und sich sehr engagierte“, ergänzt Schulleiter Michael Braß.

Schulleiter Michael Braß und Lehrerin Ylva Henseler vom Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum-Gerthe präsentieren das Plakat, mit dem sie auf die schulinterne Typisierungsaktion aufmerksam machen.
Schulleiter Michael Braß und Lehrerin Ylva Henseler vom Heinrich-von-Kleist-Gymnasium in Bochum-Gerthe präsentieren das Plakat, mit dem sie auf die schulinterne Typisierungsaktion aufmerksam machen. © FFs | Dietmar Wäsche

Ylva Henseler musste bei ihm nicht viel Überzeugungsarbeit leisten, als sie den Vorschlag machte, an der Schule eine Stammzellspender-Aktion zu starten. „So können wir einen Anteil leisten und Teil von Nicks Mission werden.“ Denn der junge Mann hatte es sich selbst zur Aufgabe gemacht, die DKMS (steht für Deutsche Knochenmarkspenderdatei) zu unterstützen und Stammzellspender zu suchen. Um nicht nur sich selbst, sondern auch vielen anderen Krebsbetroffenen Hoffnung auf ein zweites Leben zu geben.

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Seine geplante Online-Registrierungsaktion konnte Nick nicht zu Ende führen. Diese Zeit war ihm nicht mehr vergönnt. Seine Angehörigen aber, allen voran die Eltern Antje und Michael, setzen seine Mission fort. Und nun beteiligt sich auch das Heinrich-von-Kleist-Gymnasium. „In seinem Namen wollte Nick erreichen, dass sich viele Menschen registrieren lassen. Denn nur wer registriert ist, kann zum Lebensretter werden.“

Schulinterne Typisierung am 27. November

Am 27. November werden schulintern Test-Kits verteilt. Die Schüler der beiden Oberstufenklassen (Q1 und Q2) sowie einzelne Schüler der zehnten Klasse machen mit. Voraussetzung: Sie müssen mindestens 17 Jahre alt und ohne Vorerkrankung sein. Auch die Eltern sind aufgerufen, sich zu beteiligen, sofern sie jünger als 55 sind.

Großteil benötigt nicht verwandten Spender

Laut DKMS erhält in Deutschland alle 15 Minuten ein Patient die Diagnose Blutkrebs (Leukämie). Für viele Betroffene ist eine Stammzellspende die einzige Chance auf Heilung. „Nur ein Drittel der Patienten findet innerhalb der Familie einen geeigneten Spender. Der Großteil benötigt einen nicht verwandten Spender. Noch immer findet jeder zehnte Patient in Deutschland keinen passenden Spender. Das ist der Grund, weshalb wir so viele freiwillige Stammzellspender brauchen“, heißt es auf der Internetseite www.dkms.de .

Jede Registrierung kostet die DKMS 35 Euro. Diese Kosten werden nicht vom Gesundheitssystem übernommen. Von daher ist jede finanzielle Unterstützung willkommen. Bank: Kreissparkasse Tübingen IBAN DE54 6415 0020 0001 6893 96 Verwendungszweck: BEZ 845.

An jenem Freitag wird es in der Schule zwei Vorträge durch Referenten der DKMS geben. „Die legen großen Wert darauf, alle Teilnehmenden ausgiebig zu informieren“, weiß Schulleiter Michael Braß zu berichten. Anschließend bekommen die Schüler Test-Kits übers Wochenende mit nach Hause. „Am Montag sammle ich sie dann ein und schicke sie zur DKMS“. sagt Ylva Henseler.

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Die Selbsttestung ist ganz einfach. Der Abstrich im Mund kann selbstständig mit einer Art Wattestäbchen gemacht werden. „Ganz ohne Pieks“, beruhigt Ylva Henseler. Die Familie von Nick unterstützt die Aktion. „Sie haben uns noch übrig gebliebenes Material von DKMS wie Luftballons, Schlüsselbänder etc. zur Verfügung gestellt.“ Ob jemand von den Angehörigen zur Veranstaltung kommt, ist fraglich – Corona.

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Das Coronavirus hat auch vereitelt, dass die Aktion größer aufgezogen wird. „Das möchten wir in den kommenden Jahren angehen und dafür auch in den Stadtteil hineinwirken“, kündigt Michael Braß an. Die jetzige Aktion soll also kein Einzelfall bleiben. Auch das wäre sicher ganz im Sinne von Nick.

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