Bochum. . Mit seiner Stammzellen-Spende hat Frederic Bärens (24) aus Bochum einem Mann das Leben gerettet. Er findet es „Wahnsinn“, wie einfach das war.
Fredric Bärens ist überglücklich. Gerade hat er erfahren, dass die Stammzellen, die er einem 65-jährigen Norweger gespendet hat, Wirkung zeigen. Viele Wochen hat der 24-Jährige auf eine Nachricht gewartet. Nun hat er endlich Gewissheit: Die Therapie schlägt an.
„Meine Stammzellen sind in sein Knochenmark gewandert, dort werden jetzt gesunde Blutzellen gebildet“, sagt Frederic Bärens, der inzwischen noch mehr weiß: „Da es sein medizinischer Zustand erlaubt, wurde er bereits aus der Klinik entlassen.“ Den Umständen entsprechend, Nebenwirkungen von Chemo- und Strahlentherapie, gehe es ihm gut, seinem „Blut-Zwilling“, wie Frederic Bärens den unbekannten Norweger nennt. „Es ist schon faszinierend, wir habe die gleiche Blut-DNA, durch seine Adern fließt das gleiche Blut wie in meinen.“
Anonymen Kontakt zum „Blut-Zwilling“ aufnehmen
Es sei „ein tolles Gefühl“, dass er diesem an Blutkrebs erkrankten Mann die Hoffnung geben kann, weiterzuleben, sagt Frederic Bärens. „Dass er diese Chance wirklich ergreifen kann, bewegt mich zutiefst.“ In Kürze will der angehende Fertigungsingenieur aus Langendreer anonymen Kontakt zu seinem „Blut-Zwilling“ aufnehmen. „Ich bin total gespannt zu erfahren, wie es ihm geht und was er für ein Mensch ist. Womöglich hat er schon Enkel, dessen Aufwachsen er nun doch miterleben kann. Das alles weckt in mir eine unglaubliche Freude.“
Dennoch: So stark die emotionale Bindung zu diesem Fremden auch geworden ist – persönlich kennenlernen wird Fredric Bärens ihn nie. „Das lässt das norwegische Gesetz nicht zu“, sagt er. Über die DKMS, die Deutsche Knochenmark-Spenderdatei, sei lediglich ein anonymer Kontakt möglich – aber immerhin.
Vorbild für andere sein
Frederic Bärens findet „krass“, wie wenig es bedurfte, um einem Menschen womöglich das Leben zu retten. Weil seine Freundin Marie Merten (23) kurz zuvor gespendet hat, entscheidet auch er sich Ende vergangenen Jahres dafür, sich bei DKMS anzumelden. „Marie hat mich gefragt, was wäre, wenn mich genau jetzt jemand bräuchte. Warum also warten?“ Kurz darauf hält er ein Paket von DKMS in der Hand. Darin ein paar Stäbchen für die Typisierung. Über die Gewebemerkmale der Mundschleimhaut wird man typisiert und landet in der Spenderdatei.
Für die meisten ist der Fall damit erledigt. Nicht für ihn. Er kommt in die engere Auswahl und erhält ein weiteres Paket, diesmal mit der Bitte um eine Blutspende, die ihm der Hausarzt abnimmt.
Im März dann der entscheidende Anruf: Er ist als Spender geeignet! Nach einigen Untersuchungen werden ihm schließlich die Stammzellen entnommen. „Ganz relaxt lag ich drei, vier Stunden in einer Klinik und wurde verwöhnt“, erinnert er sich an die „surreale Situation“, denn irgendwo anders auf der Welt geht eine andere Person, die diese Stammzellenspende so dringend benötigt, ja gerade durch die Hölle.
„Du bist das Medikament!“ Dieser Satz, den ihm ein Arzt gesagt hat, geht Frederic Bärens bis heute nicht aus dem Kopf. „Faszinierend, dass man durch einen anderen Menschen geheilt werden kann.“ „Sei ein Held, spende Leben!“ – mit diesem Slogan wirbt die DKMS um Spender.
Als Held fühlt sich Frederic Bärens nicht. Doch er hofft, für andere vielleicht ein Vorbild zu sein. „Es ist echt Wahnsinn, wie wenig Aufwand es ist, einem Menschen neue Hoffnung zu schenken.“