Bochunm-Kornharpen. Gedächtnistrainerin Cornelia Lohmann hilft Bochumern dabei, gedanklich fit zu bleiben. Seit Corona bietet sie zuhause Einzeltrainings an.


Eine Einkaufsliste braucht Cornelia Lohmann schon seit Langem nicht mehr: Geht die 59-Jährige in den Supermarkt, hat sie alles im Kopf parat. Butter, Zucker, Tomaten oder Eier – die
Bochumer Gedächtnistrainerin
braucht nur ihren Körper, um sich alles zu merken. „Mit einer Körperroute, die an elf Ankerpunkten entlangführt, kann man sich Merklisten schaffen“, erklärt Lohmann.

Angefangen bei Füßen und Beinen über Becken, Po, Bauch und Brust bis hinauf zu Schultern, Mund, Nase, Augen und Haaren funktioniert das auch mit den deutschen Bundespräsidenten.„Man stellt sich vor, mit den Füßen auf einem Heuballen zu stehen und denkt schon an Theodor Heuss. Mit dem Spruch ,Lügen haben kurze Beine’ ist man bei Heinrich Lübke und über das 5-Mark-Stück in der Hosentasche, auch Heiermann genannt, hat man sich an Gustav Heinemann erinnert“, sagt sie.


Tricks und Methoden wie diese kann man im Gedächtnis-Einzeltraining bei Lohmann lernen, welches sie seit kurzem anbietet. „Ich arbeite schon seit 16 Jahren als Trainerin für
ganzheitliches Gedächtnistraining, durch die Coronakrise
muss auch ich umdenken“, sagt Lohmann.

Einzeltraining in Bochum seit Corona

Statt wie bislang Angebote in Institutionen wie der Alzheimer-Gesellschaft oder den Familienbildungsstätten zu machen, setzt Lohmann fortan auf Einzeltraining. „Meine jüngste Kundin ist 39, meine älteste 92“, sagt Lohmann, die ursprünglich gelernte Rechtsanwalts- und Notargehilfin ist und seit vielen Jahren Babykurse anbietet. Zu früh anfangen könne man nicht: „Das Gedächtnis baut sich schon ab Mitte 20 ab, dann gleicht das Gehirn Lücken aber noch mit Alltagswissen aus“, sagt sie.



Zu den Menschen, mit denen Lohmann trainiert, gehören vor allem
solche mit kognitiven Einschränkungen
– Voraussetzung für Trainings mit ihr ist das aber nicht. „Ich vergleiche Gedächtnistraining mit Joggen, das macht man auch nicht erst dann, wenn man nicht mehr laufen kann“, sagt Lohmann. Auch sonst gibt es Parallelen zum Sport: „In den Übungsstunden gibt es eine Aufwärmphase, einen Hauptteil und eine Phase des Ausklangs. Auch Bewegungsübungen, Humorvolles und Rätselhaftes gehört dazu“, erklärt die 59-Jährige. Die Übungsstunden stehen dabei unter Themen wie Tiere, Reisen oder Jahreszeiten.

Gedächtnis ist mehr als Merken

Den Anstoß, mit Lohmann zu trainieren, erhalten Viele durch Defizite in der Merkleistung: Wo liegt denn nun die Brille? Wie hieß der alte Schulfreund noch gleich? Fällt mir die Telefonnummer ein? „Dabei ist die Merkfähigkeit nur ein Teil der Gedächtnisarbeit“, sagt Lohmann. Die unterschiedlichen Hirnleistungen würden nicht isoliert trainiert, sondern durch eine Vielfalt von Übungen miteinander verbunden.


Weitere Trainingsziele lauten
etwa Wortfindung, Formulierung, assoziatives und logisches Denken sowie Kreativität und Konzentration. Letztere lässt sich beispielsweise mit Farbwörtern, die in anderen Farben geschrieben sind, trainieren. Ist das Wort „gelb“ in roter Schrift geschrieben, fällt es dem Gehirn gar nicht so leicht, nur die gedruckte Farbe zu nennen. „Die Konzentration kann man auch trainieren, wenn man nach dem Lesen dieses Artikels so schnell es geht alle Buchstaben E, B und A durchstreicht“, schlägt Lohmann vor.

Übungen im Alltag integriert


Die Übungen, die sie ihren Kunden zeigt,
sind oft in den Alltag integrierbar
: Aus einem Wort neue zu bilden funktioniert zum Beispiel auch im Wartezimmer des Arztes. „Eine meiner Kundinnen hat es geschafft, aus dem Wort Geburtstag 50 neue Wörter zu bilden“, berichtet Lohmann. Durch solche Erfolge verbessere sich das psychische und physische Wohlbefinden. Dass die Digitalisierung sich ausschließlich negativ auf Gedächtnisleistungen ausgewirkt hat, glaubt Lohmann nicht.


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„Natürlich ist es nicht mehr notwendig, sich Telefonnummern zu merken, aber der Umgang mit digitalen Medien fordert das Gehirn in anderen Bereichen“, sagt sie. Das käme Medienaffinen in der aktuellen Situation zugute. Einen Nachteil hat das Leben als Gedächtnistrainerin übrigens: „Meine Kinder halten den Satz ‚Das habe ich vergessen‘ für eine Ausrede“, sagt Lohmann und lacht.


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