Bochum. Auf den Spielplätzen in Bochum gilt wegen des Coronavirus eine Maskenpflicht. Doch was droht Kindern, die dort ohne Maske erwischt werden?

Die Stadt will die Maskenpflicht auf Spielplätzen nicht als „Schwerpunkt“ kontrollieren – und auch Strafen wird es vorerst wohl nicht geben. Eltern und ihre schulpflichtigen Kinder müssen nach der aktualisierten Corona-Schutzverordnung seit Mittwoch, 11. November, auf allen Bochumer Spielplätzen eine Mund-Nase-Bedeckung tragen. Betroffen sind insgesamt 249 Spiel- und Bolzplätze im gesamten Stadtgebiet. Kinder müssen nach der Corona-Schutzverordnung auf Spielplätzen den Mindestabstand von 1,5 Metern allerdings nicht zwingend einhalten.

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Doch was passiert, wenn Kinder, die sechs Jahre oder älter sind, ohne Maske auf dem Spielplatz erwischt werden? Die Stadt zeigt sich auf Nachfrage zurückhaltend: „Verstöße gegen eine Maskenpflicht kommen für Kinder, die noch nicht geschäfts- und straffähig sind, nicht in Betracht.“ Auch bei straffähigen Jugendlichen – also ab 14 Jahren – setze die Stadt mehr auf eine „Aufklärung über die Regeln statt auf Strafen“ . Eine Strafe bei 14- bis 17-Jährigen könne nur in Betracht gezogen werden, wenn die Jugendlichen über eine gewisse Reife und Einsichtsfähigkeit verfügen.

Maskenpflicht auf Spielplätzen – Eltern sind nicht informiert und Schilder fehlen

Vor Ort auf den Spielplätzen zeigt sich jedoch, dass das Problem noch ganz woanders liegt: Während am Kemnader See immerhin bereits Schilder mit dem Hinweis auf die bestehende Maskenpflicht hängen , ist davon auf einem der wohl bekanntesten Spielplätze im Bochumer Stadtpark am Montagmittag noch nichts zu sehen. Eine Mutter, die mit ihrem kleinen Sohn dort spielt, steht ohne Maske am Klettergerüst. Sie hatte noch nichts von der neuen Regel gehört. „Ich finde das auch furchtbar. Das ist für mich ein Grund, Spielplätze zu meiden.“

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Franziska Veldhuis-Braun (34) schaukelt derweil auf der anderen Seite des Spielplatzes den zweijährigen Gustav an. Sie freut sich, dass nun auch auf den Spielplätzen eine Maskenpflicht gilt – hat Schilder mit dem Hinweis allerdings auch vermisst. „Die Maskenpflicht hier ist total super, gerade für die Eltern. Wenn man am Klettergerüst auf sein Kind aufpasst, dann kann man schließlich keinen Abstand halten. Das ist sehr sinnvoll.“ Im ersten Lockdown habe sogar der zweijährige Sohn Maske getragen.

Kritik von Elterninitiative – so bewertet eine Kinderärztin die Maskenpflicht

Harsche Kritik kommt dagegen von der Initiative „Familien in der Krise“. „Es ist schwierig, dass man Kindern das auch noch zumutet“, sagt Diplompädagogin Nele Flüchter (38) , Sprecherin der Initiative, die sich zu Beginn der Corona-Krise gegründet hatte. „Die Kinder treiben auf den Spielplätzen Sport, da kann die Maske nicht gut sein.“ In einer Mitteilung ist außerdem von einer Strangulationsgefahr über die Masken die Rede. Dass Eltern jedoch Mund und Nase bedecken sollten, hält die Diplompädagogin für sinnvoll.

Kinderärztin Folke Brinkmann bewertet die Gesundheitsgefahr vom Masken auf Spielplätzen bei Kindern als gering. „Ob die Sauerstoffversorgung leidet, wenn Kinder Masken tragen, ist noch nicht valide geklärt. Wir untersuchen das gerade. Nach jetzigem Stand gehe ich aber davon aus, dass es da keinen Zusammenhang gibt.“ Eine Verletzungsgefahr sei rein theoretischer Natur, sagt die Oberärztin und kommissarische Leiterin der Abteilung Pädiatrische Pneumologie der Bochumer Universitätskinderklinik.

Gerade bei den Eltern und älteren Kinder hält die Ärztin eine Maskenpflicht auch auf Spielplätzen für sinnvoll. Aber: „Die Ansteckung findet ja häufig über Aerosole statt, die verteilen sich in frischer Luft sehr schnell. Wenn Kinder in den Grundschulen ohne Maske eng zusammensitzen, ist das Ansteckungsrisiko auf dem Spielplatz an der frischen Luft eher geringer.“ Eines stehe aber fest: „Eine Maskenpflicht auf Spielplätzen steht zur Eindämmung des Infektgeschehens sicherlich nicht an vorderster Stelle.“

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