Bochum. Lehrer aus Bochum begrüßen die Maskenpflicht an Schulen zwar grundsätzlich. “Normaler Unterricht“ sei aber auch mit Maske nicht denkbar.
Obwohl die Maskenpflicht bei Lehrern anscheinend mehrheitlich auf Zustimmung stößt, dämpft die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) die Erwartungen an einen „normalen Regelunterricht“. Der Bochumer GEW-Vorsitzende Ulrich Kriegesmann (60) hält es für eine Illusion, dass durch das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes normaler Unterricht möglich sei.
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Die Einführung der Maskenpflicht habe nur in Ausnahmen kritische Rückmeldungen bei seinen Kollegen verursacht. Im Gegenteil: So hätten viele Lehrer bereits vor den Sommerferien große Befürchtungen gehabt, weil ihnen die Regeln an den Schulen bis dato zu locker gewesen seien. „Es haben Kollegen darüber nachgedacht, ob sie unter den Voraussetzungen überhaupt zurückkommen sollen“, sagt Ulrich Kriegesmann.
Maskenpflicht an Schulen stößt bei Lehrern in Bochum auf Zustimmung
Die Maskenpflicht sei deshalb auf Zustimmung gestoßen. „Natürlich ist das Tragen der Maske lästig, als Maßnahme aber absolut nachvollziehbar.“ Trotzdem sehe er weiter große Probleme auf die Schulen zukommen. „Ich befürchte, dass wegen auftretender Infektionen regelmäßig Schulen geschlossen werden müssen.“
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Es gebe etwa keine Lösung für den bisher kursübergreifenden Oberstufenunterricht, der in dem Maß nun nicht mehr gewünscht sei, weil möglichst wenig Schüler untereinander Kontakt haben sollten. „Und wie soll das Lüften angesichts teilweise nicht zu öffnender Fenster funktionieren?“
Der Gewerkschaftsvorsitzende, der an der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne gearbeitet hat, plädiert für mehr Verantwortung bei den Schulen: „Wenn diese Hygienemaßnahmen nicht erfüllt werden können, muss man den Mut haben, keinen Unterricht zu machen.“
Auf der Suche nach individuellen Lösungen
Schulrat Gerhard Blaschke ist für die Bochumer Grundschulen zuständig. Ihm ist kein großer Widerstand von Lehrerinnen oder Lehrern gegen das Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung bekannt. An den Grundschulen gilt die Regel, dass sowohl die Schüler als auch die Lehrer auf dem Schulgelände, also in den Fluren oder auf dem Schulhof, eine Maske tragen sollen. Sitzen die Schülerinnen und Schüler auf ihren festen Plätzen, kann die Maske abgenommen werden.
Wenn die Lehrer im Unterricht einen Abstand von 1,50 Meter einhalten, können sie während des Unterrichts ebenfalls die Maske abnehmen. Blaschke freut sich aber, „dass im Grundsatz die Schulleiter überall dort gute individuelle Lösungen gefunden haben, wo es etwa durch bauliche Gegebenheiten schwierig wird. Jetzt beschäftigen wir uns etwa noch mit der Frage, wie es gelingen kann, stets für eine gute Lüftung der Räume zu sorgen.“
Antikörper-Studie an Kindern zeigt, dass Kinder vermutlich wenig ansteckend sind
Dass Schulen und Kindergärten nach den Ferien wieder uneingeschränkt öffnen sollen, hatte unter anderem die Oberärztin und kommissarische Leiterin der Abteilung Pädiatrische Pneumologie der Bochumer Universitätskinderklinik Dr. Folke Brinkmann (44) nach ihren Forschungen als erstes Ergebnis an die Politik weitergegeben. Die 44-Jährige leitet die bundesweit größte Studie zu Antikörpern bei Kindern. Ein Zwischenergebnis: „Wenige Kinder stecken sich an und wenige geben das Virus weiter.“
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Das Risiko von geöffneten Schulen und Kindergärten sei – auch wegen der geringen Fallzahlen – momentan zu verantworten. Es müsse aber eingegrenzt und beherrschbar gemacht werden. „Sinnvoll ist aus unserer Sicht neben regelmäßigem Händewaschen, dass die Schüler der weiterführenden Schulen einen Mund-Nase-Schutz tragen.“ Außerdem sollten auch Lehrer und Erzieher eine Maske tragen. „Die sind häufig Quelle von Infektionsketten gewesen.“
Überraschendes Ergebnis einer Studie
Dr. Folke Brinkmann hat neben einer großen Antikörper-Studie auch an einer weiteren Studie teilgenommen – mit überraschendem Ergebnis. In Zusammenarbeit mit einigen niedergelassenen Ärzten habe man mehr als 750 Corona-Abstriche von Kindern mit Symptomen wie Fieber, Halsweh und Durchfall ausgewertet: Nur bei einem Kind sei eine Infektion festgestellt worden.
Bisherige Studienergebnisse legen den Schluss nahe, dass Kinder weniger infektiös sind als Erwachsene, so heißt es. Dies gelte auch für ältere Kinder und Jugendliche, gleiche sich aber mitzunehmendem Alter (17-18 Jahre) an das Niveau der Erwachsenen an.