Bochum-Mitte. Gegen Schrottimmobilien kann die Stadt Bochum zumeist nur bei Gefahr vorgehen. Doch immer häufiger helfen auch Verhandlungen mit den Eigentümern.

Mit einer Ampel bewertet die Stadt sogenannte Problemimmobilien in Bochum , wobei Rot für stark verwahrlost und beschädigt steht; als solche gelten Gebäude, die vernachlässigt wurden, mitunter bis hin zum Verfall. Über 180 davon registriert die Verwaltung im Stadtgebiet. Doch in den wenigsten Fällen kann sie dagegen aktiv einschreiten. Der Ärger darüber ist nicht nur bei den Nachbarn solcher Immobilien groß. Doch immer häufiger helfen Gespräche mit den Eigentümern.

Holger Ernst vom Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster erläuterte in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Mitte gemeinsam mit Lutz Kelling, Leiter des Bauordnungsamtes, die Strategien der Verwaltung. „Oft sind es wirtschaftliche Gründe, die Eigentümer daran hindern, Instandsetzungen zu veranlassen“, so Ernst. Aber auch die schlechte Lage einer Wohnung könne zum Leerstand und damit fehlenden Mieteinnahmen führen, sodass dann die Modernisierung ausbleibe und die Verwahrlosung einsetze.

In ganz Bochum sind 183 Häuser auf der Verdachtsliste

Im gesamten Stadtgebiet werden aktuell 183 Gebäude im Verdachtsimmobilien-Kataster gelistet (Stand November 2020), bei 18 davon blinkt die rote Ampel, weitere 70 werden als „schlecht“ eingestuft, 95 Gebäude tragen die Auswertung „noch ausreichend“.

Im Bezirk Bochum-Mitte sind insgesamt 73 Immobilien erfasst, vier davon mit roter Ampel, „die haben Auswirkungen aufs gesamte Umfeld“, so Holger Ernst. Dazu gehören die Gebäude Auf dem Dahlacker 43/45 und Kortumstraße 46/48. „Beide standen lange leer und werden nun saniert. Die Gespräche mit den Eigentümern zeigen Erfolge.“

Stadt sichert Unterstützung zu

Wenn die Stadt Kontakt zu Eigentümern von Problemimmobilien aufgenommen hat, sichert sie auch die Unterstützung verschiedener Fachämter zu.

So können den Hausbesitzern auch Wege zur Finanzierung der notwendigen Instandsetzung aufgezeigt werden.

In den Häusern in Riemke gibt es zwölf Eigentumswohnungen und einen Gewerbebetrieb im Besitz von vier Eigentümern. Diese beauftragten einen Bauleiter, der mit der Stadt in Kontakt steht. Aus den bisher geführten Gesprächen, so das Amt für Geoinformation, Liegenschaften und Kataster, sei bekannt, dass die begonnenen Instandsetzungsarbeiten – die vor einigen Jahren aufgrund der Insolvenz der bauausführenden Firma eingestellt wurden – nun weitergeführt und die Gebäude wieder zu Wohnzwecken genutzt werden sollen. Aktuell sind alle zwölf Eigentumswohnungen unbewohnt.

Neuer Bauantrag gestellt

Der Bauleiter dieser Firma ist gleichzeitig Eigentümer der im städtischen Verdachtsimmobilien-Kataster eingetragenen Problemimmobilie Am Marbach 18, die in die laufenden Gespräche stets mit einbezogen wurde. Hier bestehe laut Verwaltung ebenfalls ein hoher Handlungsbedarf, da das Gebäude sehr auffällig und verwahrlost sei. Die Fenster sind herausgebrochen, die Fassade bröckelt. Doch inzwischen war ein neuer Bauantrag gestellt worden, das Haus ist eingerüstet, die Instandsetzung hat begonnen.

Vor sechs Jahren erklärte die Stadt das Eckhaus Brünsel-/Zillertalstraße für unbewohnbar ; damals lebten rumänische Großfamilien dort, die die Nachbarn mit Lärm und Müll belästigten. Ernst: „Lange Zeit gab es hier enorme Probleme. Jetzt wird das Gebäude saniert.“

Stadt ordnete Abbruch an

Harte Bandagen hingegen musste die Stadt an der Dannenbaumstraße 30 anlegen; hier gab es eine Ordnungsverfügung, die Stadt ließ in „Ersatzvornahme“ das Gebäude abreißen, der Eigentümer muss ihr diese Kosten erstatten. Das gelte auch für das nebenstehende Haus Nr. 34. Die Stadt plant das gleiche Vorgehen, so dass „hoffentlich der Abbruch im nächsten Jahr erfolgen kann“.

An der Hordeler Straße 72 gibt es lediglich ein Kellergeschoss; seither passierte nicht mehr an der Baustelle.
An der Hordeler Straße 72 gibt es lediglich ein Kellergeschoss; seither passierte nicht mehr an der Baustelle. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Christiane Laschinski (SPD) erinnerte einmal mehr an die Bauruine Hordeler Straße 72. Dort war ein Bau begonnen und nicht weitergeführt worden. So gammelt ein Kellergeschoss vor sich hin. Die Stadt erklärt, es liege seit Anfang 2017 eine Baugenehmigung für den Neubau eines Dreifamilienhauses sowie eines Doppelhauses mit fünf Stellplätzen für die Grundstücke Hordeler Straße 72, 72a und 72b vor, gültig bis zum 12. Januar 2021 durch den Verlängerungsbescheid vom 29.01.2020.

Der Versuch, mit dem Eigentümer Kontakt aufzunehmen, sei gescheitert, so Holger Ernst. Lutz Kelling sagt: „Wir hoffen, dass das Grundstück verkauft wird. Wenn also bis Januar nichts passiert, planen wir auch hier ordnungsbehördlich einzuschreiten.“

Leidvolle Geschichte: Die Baustelle Goystraße

David Schary (CDU) fragte nach der Baustelle Wittener-/Goystraße , wo schon vor Jahren der Bau von Seniorenwohnungen vorgesehen war. Kelling: „Eine leidvolle Geschichte; schon im Oktober hätte weitergebaut werden sollen, doch nichts geschah. Vor drei Wochen kündigte der Eigentümer an, es gehe bald weiter.“ Solange sich dort also irgendetwas tue, sei die Baugenehmigung gültig.