Bochum. In Bochum laufen die Schnelltests von Beschäftigen und Bewohnern in Seniorenheimen schleppend an. Dabei sind sie in NRW seit kurzem Pflicht.
Seit Sonntag soll in den Senioreneinrichtungen getestet werden. Die NRW-Landesregierung hat im Kampf gegen das Coronavirus verpflichtende Tests für Alten- und Pflegeheime verfügt. In Bochum betrifft das nach Auskunft der Stadt 36 Einrichtungen mit knapp 4000 Bewohnern und deutlich mehr als 3000 Beschäftigten. Getestet werden sie allerdings zum überwiegenden Teil noch nicht.
„Die Schnelltests werden erst in einigen Tagen in unseren Einrichtungen zum Einsatz kommen“, sagt Katrin Mormann, Sprecherin der Awo Westfalen. „Erst müssen die formalen Anforderungen erfüllt sein.“ Alle Betreiber müssen der Heimaufsicht und dem Gesundheitsamt ein Testkonzept vorlegen. Und erst wenn das abgesegnet ist, dürfen die Beschäftigten testen, sofern sie dafür geschult sind, und selbst getestet werden. „In Bochum haben wir noch keine Genehmigung vom Gesundheitsamt erhalten“, so die Awo-Sprecherin. Allerdings stehen auch noch kein Tests zur Verfügung, sie sind bestellt.
Testkonzepte werden gerade geprüft
„Es gibt einen gewissen Engpass bei den Tests“, weiß Sozialdezernentin Britta Anger. Die Genehmigung der Konzepte laufe. Erst am 2. November habe das Land die Tests verordnet. Die ersten Konzepte seien schon zwei Tage später eingereicht und einige bereits auch genehmigt worden. Im Wesentlichen geschieht das in Bochum durch die Heimaufsicht, die anhand einer vom Gesundheitsamt ausgearbeiteten Checkliste die Konzepte prüft.
Viele Träger, Mitarbeiter und Bewohner begrüßen die Testmöglichkeiten. Auch die Sozialdezernentin hält sie für ein gutes Mittel, um für mehr Sicherheit zu sorgen. Die Vorgabe lautet so: Fällt ein Schnelltest in einer Einrichtung positiv ist, folgt ein Reihentest mit dem aufwendigeren PCR-Test.
533 Stunden Mehrarbeit pro Monat
Jedes Pflegeheim soll 20 Tests pro Bewohner und Monat mit der Krankenkasse abrechnen können. Aber der Aufwand für die ohnehin schon belasteten Belegschaften ist immens. Die Caritas Bochum und Wattenscheid möchte nach Auskunft von Qualitätsmanagerin Christin Lahe alle 70 Mitarbeiter des Franziskus-Pflegeheims alle zwei Wochen, womöglich sogar jede Woche testen; bei Bewohnern und Besuchern soll es anlassbezogen geschehen, das heißt im Verdachtsfall. Gleiches soll für die 85 Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes und für die 600 ambulant betreuten Personen gelten. Ein immenser Aufwand.
Schulung des Pflegepersonals läuft an
Für die Schulung des Personals hat die Stadt die Gesellschaft für Medizinische Gutachten gewonnen.
Außerdem übernehmen Hausärzte diese Aufgaben, die zahlreiche Patienten in Einrichtungen haben.
Katrin Mormann hat ihn mal überschlagen: „Die Durchführung eines Tests wird voraussichtlich 20 Minuten dauern. Pro Monat und Bewohner stehen 20 Tests für Bewohner, Mitarbeitenden und Angehörige zur Verfügung. Bei einem Seniorenzentrum mit 80 Plätzen ergibt sich daraus ein zeitlicher Aufwand von 533 Stunden. Dies entspricht, bei Berücksichtigung der Vor- und Nachbereitung, vier Vollzeit-Fachkräften.“ Und die müssen nicht nur bezahlt werden, sondern überhaupt vorhanden sein. „Mit Blick auf den bekannten Fachkraftmangel und bei zunehmender Quarantäne von Pflegefachkräften ist fraglich, wie dieser Mehraufwand bewältigt werden kann“, so die Awo-Sprecherin.
SBO beauftragt einen Dienstleister
Die Senioreneinrichtungen Bochum (SBO), Betreiber von vier städtischen Altenheimen mit 555 Bewohnern und 520 Mitarbeitern, haben zumindest vorübergehend einen Dienstleister verpflichtet. Acht externe Mitarbeiter werden gemeinsam mit SBO-Kräften die Tests übernehmen. „Mit unserem Personalbestand allein wäre das nicht möglich“, sagt SBO-Chef Frank Drolshagen. Das Testkonzept sei am vergangenen Freitag an die Heimaufsicht gegangen. In spätestens zehn Tagen werde getestet; womöglich schon früher, sollte die Genehmigung vorliegen und sollten die Tests geliefert werden. 10.000 Stück hat Drolshagen allein für den ersten Monat bestellt.
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