Bochum. Bochum hat die Corona-Warnstufe für seine Kliniken auf „Gelb“ gestellt. Die Stadt appelliert an ihre Bürger, sich an Schutzbestimmungen zu halten.

Von „Grün“ auf „Gelb“ umgestellt haben Stadt und Krankenhäuser die Corona-Ampel in Bochum. Zwar ist die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern noch relativ moderat. Am Dienstagnachmittag lagen 64 Betroffene in den Kliniken, 18 davon auf der Intensivstation. Aber angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen gehen die Experten von einem Anstieg der Patienten in den Krankenhäusern aus. „Die Spitze kommt erst noch“, sagt Sebastian Kopietz, Leiter des Krisenstabs der Stadt Bochum.

Es müsse nun, so sein Appell an die Bochumer Bürger, alles getan werden, „um eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.“ Es gehe um eine gemeinsame Aufgabe, die alle stemmen müssen. „Natürlich wird den Bürgern seit einem Dreivierteljahr viel zugemutet“, so Kopietz. „Aber es muss unser Ziel sein, zu verhindern, dass das Gesundheitssystem überlastet wird und dass die Menschen, die tatsächlich eine medizinische Behandlung brauchen, diese nicht mehr bekommen. Das setzt einen gemeinsamen Kraftakt voraus, um vor den Weihnachtstagen vielleicht dann auch wieder ein bisschen mehr öffentliches Leben zulassen zu können.“

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416 Verstöße gegen die Maskenpflicht

Unverständnis zeigt der Leiter des Krisenstabs angesichts der zahlreichen Verstöße gegen die Corona-Schutzbestimmungen. So hätten Polizei und städtischer Ordnungsdienst allein zwischen Freitag und Sonntag 416 Verstöße gegen die Maskenpflicht in der Innenstadt festgestellt. „Das ist eine Zahl, die nicht zu akzeptieren ist.“ Zumal es immer wieder zum Teil „harsche Reaktionen“ von den ertappten Personen gegeben habe. Der Ton werde rauer. 36 Ordnungswidrigkeiten seien in dem Zusammenhang festgestellt und drei Strafverfahren eingeleitet worden.

Polizei und Ordnungsamt kontrollieren die Einhaltung der Maskenpflicht in der Innenstadt.
Polizei und Ordnungsamt kontrollieren die Einhaltung der Maskenpflicht in der Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die Verwaltung, so Kopietz, unternehme weiterhin alle Anstrengungen, um die Situation in den Griff zu bekommen. „Und das muss unser aller Ziel sein, am Ende wollen wir eine Inzidenz von 0 haben.“ Derzeit, Stand Dienstag, 14 Uhr, liegt die Neuerkrankungsrate bei 185,2. Der kritische Wert ist 50.

Corona-Fälle an 40 Schulen, Übertragung in privater Umgebung

Zwar gebe es momentan etwa 40 Schulen mit Corona-Fällen, also die Hälfte alle Schulen in Bochum. Nach wie vor aber gebe es keinen Hinweis darauf, dass dort Infektionen übertragen werden. Das geschehe in erster Linie in privater Umgebung – bei Familienfeiern, auf Partys und anderen Zusammenkünften.

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Derweil erhält das Gesundheitsamt noch weiteres Personal. „Wir werden bis Ende des Jahres 300 Mitarbeiter in diesem Bereich einsetzen, mehr als dreimal so viel wie bisher“, so Kopietz. Der überwiegende Teil werde mit Corona-Aufgaben beschäftigt sein.

24 Bundeswehrsoldaten und 25 THW-Kräfte helfen

Erneut werden Mitarbeiter aus anderen Ämtern eingesetzt sowie zusätzliche Beschäftigte eingestellt – mit und ohne zeitliche Befristung. Schon jetzt arbeiten 40 Studenten für die Stadt. Hilfe leisten seit einigen Tagen auch 24 Bundeswehrsoldaten, die Bochum angefordert hat. Auch das THW stellt seit einigen Tagen 25 ehrenamtliche Helfer zur Verfügung. „Das entlastet uns gerade an den Wochenenden“, so der Krisenstableiter.

228 Intensivbetten in sechs Krankenhäusern

228 Intensivbetten stehen in sechs Bochumer Krankenhäusern insgesamt zur Verfügung. „In einem Notfallszenario“ könnten weitere Behandlungsplätze in OP-Sälen und Aufwachräumen aktiviert werden“, sagt Robin Jopp, Sprecher der Universitätsklinikums Bergmannsheil.

Bislang sind 18 Intensivbetten durch Corona-Patienten belegt (Stand 10. November, 14 Uhr). Weitere 120 Intensivmedizin-Betten werden durch andere Patienten belegt.

Kritik hat es in jüngster Zeit immer wieder an der städtischen Corona-Hotline gegeben. Oftmals würden dort unzureichende Auskünfte erteilt, so einige WAZ-Leser. Auch dauere es bisweilen sehr lange, bis Betroffene das Ergebnis eines ihrer Corona-Tests erfahren. So hat ein Schüler der Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule in Wattenscheid unlängst eine Woche auf sein Testergebnis warten müssen.

Standardisierte Verfahren für Mitarbeiter

Der Krisenstableiter räumt ein, dass es auch mal nicht befriedigende Antworten in der Hotline gebe. Allerdings gebe es weiterhin intensive Bemühungen, gerade alle neuen Mitarbeiter an der Hotline, in der Kontaktnachverfolgung und in der Nachsorge mit den standardisierten Verfahren vertraut zu machen. „Nichtsdestotrotz ist das Anrufvolumen exorbitant gestiegen, so dass im Einzelfall eine abweichende Auskunft nicht auszuschließen ist.“ Viele Fragen ließen sich auch durch einen Blick auf die extra eingerichtete Internetseite der Stadt (www.bochum.de/corona) beantworten.

Das Anrufvolumen bei der städtischen Corona-Hotline ist „exorbitant gestiegen“, so Krisenstableiter Sebastian Kopietz.
Das Anrufvolumen bei der städtischen Corona-Hotline ist „exorbitant gestiegen“, so Krisenstableiter Sebastian Kopietz. © Stadt Bochum | André Grabowski

Dass Tests manchmal sehr lange dauern, habe unterschiedliche Gründe. Es hänge ab von der Testkette, von der Frage, wer den Test durchgeführt hat – ein Arzt, ein Krankenhaus, das mobile Team der Stadt oder eine Drive-in-Teststation, und in welchem Labor der Test ausgewertet werde. Vor einigen Wochen hätten die Ergebnisse spätestens nach zwölf Stunden vorgelegen. Heute benötigen Labore, mit denen die Stadt schon lange und eng zusammenarbeite, bisweilen mehr als 48 Stunden, bis die Stadt das Ergebnis erfahre. „Auch da sind die Kapazitäten ausgelastet.“

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