Bochum-Mitte. Die Hildegardis-Schule in Bochum hat eine besondere Auszeichnung bekommen. Schüler lernen, Konflikte zu lösen und tun Gutes für Benachteiligte.

Es ist eine Auszeichnung, die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte stolz macht und gleichzeitig antreibt, weiterhin mit kleinen Gesten Großes zu erreichen. Die Hildegardis-Schule in Bochum hat das Zertifikat „Humanitäre Schule“ bekommen. Schülerinnen und Schüler der Oberstufe haben sich ausbilden lassen und tragen den humanitären Gedanken in das Gymnasium – an der Umsetzung sind alle beteiligt.

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Als die Hildegardis-Schule angeschrieben wurde, ob sie bei der Kampagne des Jugendrotkreuzes mitmachen wollte, haben Lehrerinnen und Lehrer nicht lange überlegt. „Es passt einfach zu unserem Schulprogramm“, sagt Daniela Wingenfeld, stellvertretende Schulleiterin.

Schülerinnen und Schüler der Hildegardis-Schule Bochum werden zu „Humanitären Scouts“ ausgebildet

Los ging es mit der Ausbildung von drei „Humanitären Scouts“. Dafür fuhren die damaligen Elftklässler Houria Moser, Nele Markschat und David Ubrig Ende 2019 zu einer Fortbildung nach Münster und haben sich in einem Planspiel mit Fragen des humanitären Völkerrechts auseinander gesetzt. „Wir mussten gucken, wie kulturell bedingte Konflikte gelöst werden können“, erklärt Houria.

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Im Planspiel gab es verschiedene Parteien – mehrere Länder, das Internationale Rote Kreuz, die Nato und Journalisten. Die Erkenntnis: „Man muss die Dinge aus mehreren Perspektiven erklären, eine Lösung, mit der alle wirklich zufrieden sind, gibt es meist nicht“ sagt Houria. Durch das Planspiel haben die Schülerinnen und Schüler ein anderes Verständnis dafür bekommen, dass es in den Nachrichten oft heißt, dass Verhandlungen weiterhin andauern. „Man lernt, sich in die Lage zu versetzen“, erzählt Nele.

Planspiel hilft Schülerinnen und Schüler, Konflikte im Alltag anders zu lösen

Das Gelernte helfe den Schülerinnen und Schülern auch im Alltag: „Bei kleineren Konflikten, bei denen man auch die anderen Perspektiven zieht“, so Sudenaz Akinci. Gemeinsam mit den Schülerinnen Jennifer Hasani, Svenja Brüning und Lynn Driller wird sie in diesem Jahr zum humanitären Scout ausgebildet.

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Ihre Aufgabe: Das Planspiel mit dem Sozialwissenschaftskurs der Jahrgangsstufe zehn durchführen, natürlich unter Einhaltung von Abständen durch Corona. „Die Schülerinnen und Schüler sind dabei viel aktiver im Unterricht“, berichtet Lehrerin und Koordinatorin Kathrin Köhn aus Erfahrung. Auch Houria, Nele und David haben das Planspiel schon angeleitet.

Kleine Gesten der Schule: Päckchen für Obdachlose, Geld für das Kinderheim

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Doch es soll an der Hildegardis-Schule nicht nur um die großen, schwer lösbaren Konflikte gehen – vor allem die kleinen Gesten zählen. Deshalb haben die Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Sozialwissenschaftskurse in diesem und dem vergangenen Schuljahr soziale Projekte durchgeführt. „Durch eine Pfandflaschen-Sammelaktion haben wir 130 Euro für das St.-Vinzenz-Kinderheim gesammelt“, berichtet Jennifer und findet: „Die Dankbarkeit zu erfahren ist echt ein unbeschreibliches Gefühl und gibt einem viel zurück.“ Die jetzigen Zehner eine neue Aktion ins Leben gerufen – die ganze Schule füllt bis Ende November Päckchen für Obdachlose in Bochum.

24 Schulen in Westfalen Lippe als „Humanitäre Schule“ ausgezeichnet

Bei einer Zertifizierungsfeier am Freitag, 6. November, erhielten 24 Schulen aus Westfalen-Lippe das Zertifikat „Humanitäre Schule“. Das Jugendrotkreuz (JRK) Westfalen-Lippe honoriert damit nach eigenen Angaben die engagierte Auseinandersetzung der Schülerinnen und Schüler mit den Themen „Menschlichkeit“ und „Humanitäres Völkerrecht“. Wegen Covid-19 musste die Veranstaltung online durchgeführt werden.“

Das Jugendrotkreuz Westfalen-Lippe hat knapp 90 Schülerinnen und Schüler zu „Humanitären Scouts“ ausgebildet und ihnen damit die Grundlagen vermittelt, selbstständig ein politisches Planspiel an ihren Schulen durchzuführen

Das Planspiel und das soziale Projekt in der Jahrgangsstufe zehn sollen nun fest im Schulalltag des Gymnasiums verankert werden. „Das ist keine einmalige Sache“, sagt Wingenfeld. Schulleiter Werner Backhaus ist stolz auf seine Schülerinnen und Schüler: „Es ist toll, dass es Menschen gibt, die sich qualifizieren und engagieren“, sagt er.

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