Kiew/Moskau. .
Das russische Außenministerium geriet in Erklärungsnot: Die künstlichen Verzögerungen bei der Kontrolle der Hilfsgüter durch die ukrainischen Behörden seien unerträglich geworden. Daher die Entscheidung, den russischen Konvoi über die ukrainische Grenze zu schicken. „Der Eindruck verstärkt sich, dass die ukrainischen Führer den Transport der humanitären Hilfe so lange hinausschieben wollen, bis es niemanden mehr gibt, der sie entgegen nimmt.“ So das offizielle Statement. Alle Sicherheitsgarantien für die Kolonnen lägen vor, das Internationale Rote Kreuz (IRK) habe sie anerkannt.
Allerdings hatte eine Sprecherin des IRK noch am Morgen gegenüber dem russischen Internetkanal TV Doschd über das Fehlen dieser Garantien geklagt, später twitterte die Organisation, aufgrund der instabilen Sicherheitslage nähmen keine IRK-Vertreter an dem Transport der insgesamt 2000 Tonnen Hilfsgüter teil.
Keine IRK-Vertreter
Die Rebellen kündigten eine Waffenruhe entlang der etwa 70 Kilometer langen Strecke von der Grenze nach Lugansk an, Valentin Nawilajtschenko, der Chef des ukrainischen Sicherheitsdiensts SBU, aber sprach von einem „direkten militärischen Einfall Russlands“. Es handele sich um weißgestrichene Militärlastwagen, die von professionellen Soldaten gelenkt und für den Transport von Artillerie missbraucht werden könnten.
Am 12. August war der „humanitäre Konvoi“ bei Moskau gestartet. Auf ukrainischen Vorschlag sollte er die Grenze bei Charkow überqueren, drehte dann aber ab und tauchte weiter südlich bei Iswarino wieder auf, wo prorussische Rebellen die Grenze kontrollieren.
Wie nötig ist die Hilfe?
„Es handelt sich wohl mehr um eine PR-Kampagne als um eine humanitäre Hilfsaktion“, sagte der Donezker Politologe Sergei Tkatschenko der NRZ. Russland gehe es darum, mit dem Lärm um den Hilfskonvoi von seiner wachsenden militärischen Einmischung in der Region abzulenken.
Nach Ansicht von Tkatschenkos russischem Kollegen Michail Remisow dagegen demonstrierte Moskau in der Affäre um den Hilfskonvoi Geduld und guten Willen, Kiew aber völlige Verhandlungsunfähigkeit.
Es ist umstritten, wie nötig die russische Hilfe vor Ort ist. Auch die Ukraine hatte unter IRK-Ägide 1200 Tonnen humanitärer Hilfsgüter in die Krisenregion geschickt. Aber vorgestern lehnte der Oberste Sowjet der Rebellenrepublik Donezk ab: „Ungeachtet der ausufernden humanitären Hilfe nimmt unser Volk keine sogenannte humanitäre Hilfe von den Kiewer Faschisten an.“