Bochum. Lernen mit Corona-Regeln? „Klappt nicht“, sagen Bochumer Schüler. Sie frieren, Abstand gebe es nicht. Sie wollen zurück zum Online-Unterricht.

Seit den Sommerferien lernen Schüler trotz Coronavirus wieder in den Schulen vor Ort – nun reicht es einigen von ihnen. Mehrere Schüler aus Bochum fordern in einer Petition die Rückkehr zum Online-Unterricht. Das Lernen unter Corona-Bedingungen sei gerade im Winter noch schwieriger geworden, Abstands- und Hygieneregeln könnten nur sporadisch eingehalten werden.

„Wir sitzen mit 30 Leuten in der Klasse - in Winterjacken“ , schildert Jessica Stemmann die Situation an ihrer Schule. Die angehenden Kfz-Mechatronikerin aus Bochum besucht ein Berufskolleg in Münster. Gemeinsam mit ihrem Mitschüler Julian Dunker hat sie die Petition mit am Montag knapp 3.500 Unterstützern ins Leben gerufen. „Wir fordern die Schließung aller Berufsschulen, aller Sekundarstufen II, sowie eine freie Entscheidung der Eltern bei den jüngeren Schülern, niedrigerer Klassen. Statt des Präsenzunterrichtes fordern wir Unterricht auf Distanz – mit dem nötigen Abstand“ , so heißt es.

Unterricht unter Corona-Bedingungen – Schüler haben Zweifel am Sinn der Maßnahmen

Große Zweifel hat die 19-jährige Schülerin am Sinn der derzeitigen Maßnahmen in den Schulen. „So wie das Lernen aktuell abläuft, funktioniert das nicht. Wir bekommen alles verboten, dürfen niemanden mehr treffen, aber in den Schulen läuft alles wie immer.“

Regeln wie „nur im Unterricht die Toilette benutzen“ oder „alle 20 Minuten lüften“ räumen die Infektionsgefahr nach Ansicht der Berufsschülerin nicht genügend aus. Außerdem seien Umsetzung und Kontrolle von Maskenpflicht und Abstands in den Schulen nicht gegeben. „Es kann nicht gewährleistet werden, dass sich alle Schüler konsequent daran halten. Man sieht es auf den Schulwegen, vor dem Gelände, im Zug, überall.“

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Die junge Frau sieht sich und ihre Mitschüler durchaus in der Verantwortung, das Virus nicht weiter zu verbreiten. „Wir haben auch Angehörige in der Risikogruppe. Wir wollen dieses Risiko nicht weiter eingehen, für den eventuellen Tod dieser Menschen verantwortlich zu sein.“ Außerdem fühlten sie und ihre Mitschüler sich in den Entscheidungen der Politik übergangen. „Wer fragt denn mal uns Schüler oder Lehrer die jeden Tag dieser Situation ausgesetzt sind?“

Auch Gewerkschaft GEW unterstützt Vorschlag, zu Online-Unterricht zurückzukehren

Auch die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützt zumindest zum Teil die Rückkehr zum Online-Unterricht, wie es etwa die Stadt Solingen geplant hatte. „Angesichts steigender Infektionszahlen auch an Schulen sollte dort (in Solingen, Anm. d. Red.) vorläufig eine Mischung von Präsenz- und Distanzunterricht eingeführt werden, bis die so genannte „zweite Welle“ der Corona-Pandemie auch an Schulen wieder beherrschbar ist.“

Dass das Schulministerium diesem Weg – vor allem mit Blick auf eine Bildungsgerechtigkeit – eine Absage erteilt habe, hält die GEW für „ein großes Versäumnis der Politik“. Den Schulträgern sollte nach Meinung der Gewerkschaft Schulträgern mehr Rechte in der Gestaltung des Schulbetriebs während des Teil-Lockdowns zugestanden werden.

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