Bochum-Langendreer. Vier Mehrfamilienhäuser werden in Bochum-Langendreer gebaut. Anwohner sind besorgt – der Boden gilt als belastet. Und sie sehen noch ein Problem.
Am Rüsselsheimer Weg in Bochum- Langendree r ist derzeit schwer was los. Vier Mehrfamilienhäuser werden hier gebaut. 88 Eigentumswohnungen lässt die Industria Wohnen GmbH aus Frankfurt entstehen. Anwohner sind jedoch in Sorge, denn der Grund gilt aufgrund der bergbaulichen Historie als belastet. Und noch aus einem anderen Grund sehen sie die Wohnverdichtung kritisch.
Denn das Parken am Rüsselsheimer Weg war vorher schon schwierig. Jetzt noch viel mehr. Und am Ende, wenn die vier Wohnblöcke stehen und die 88 Eigentumswohnungen bezogen sind? Auf der Wiese vor den bereits bestehenden Mehrfamilienhäusern werden drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 66 Wohnungen gebaut. „Hierfür sind 52 Stellplätze vorgesehen“, teilt die Stadt Bochum mit. „Gegenüber in der Kurve zum Neggenborn hin, wird ein Mehrfamilienwohnhaus mit 22 Wohnungen und 17 Stellplätzen errichtet. Die Baugenehmigungen wurden bereits erteilt.“
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„Die Leute parken jetzt schon alle am Ambergweg“, schimpft WAZ-Leserin Luise Kaiser, die dort wohnt. Noch schlimmer findet sie allerdings, dass das Grün vor den bestehenden Häusern zugebaut wird („Wo sollen die Kinder spielen?“) und die Häuser auf belastetem Boden stehen würden. „Früher“, erzählt Luise Kaiser, „durften die Leute hier nicht einmal Brombeeren pflücken.“
Gutachten aus den 80er Jahren bestätigen Bodenverunreinigungen durch polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe, auch Benzo(a)pyren genannt. Und zwar in einer Konzentration, die die Grenzwerte „um ein Vielfaches“ überschreitet. Benzo(a)pyren gilt als giftig, umweltgefährlich und krebserregend. Empfohlen wurde damals schon, das Gelände zu sanieren und den belasteten Boden zu entsorgen.
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Und genau das ist der Stadt zufolge nun geschehen. Nachdem erneut Analysen vorgenommen worden seien (Juli und Dezember 2019 und aktuell), sind laut Verwaltung „die angefallenen Anschüttungen und Fundamente einer ordnungsgemäßen Entsorgung bzw. Verwertung zugeführt“ worden.
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Das Ingenieurbüro Geoteam sei mit der gutachterlichen Begleitung der Erdarbeiten beauftragt worden. „Während dieser Erdarbeiten wurde die Baumaßnahme durch den Bodengutachter täglich begleitet“, ergänzt Stadt-Sprecher Peter van Dyk.
Unterhalb der angetroffenen Anschüttungen gebe es bei beiden Baumaßnahmen sauberen gewachsenen Boden. „Beim Einbau von extern angelieferten Bodenmassen, z.B. für Rahmengrün, Gärten etc., werden nur Materialien angeliefert und eingebaut, die die Vorsorgewerte der Bundes-Bodenschutz und Altlastenverordnung einhalten“, versichert die Stadt. Dies werde durch eine entsprechende chemische Analytik nachgewiesen. „Nach Abschluss der Baumaßnahme erstellt der Bodengutachter eine komplette Dokumentation über die erfolgten Erdarbeiten (Aushub, Entsorgung, Analytik, Massen), die der Unteren Bodenschutzbehörde zur Prüfung vorgelegt werden.“
Kosten, Größe, Ausstattung
Die 88 Eigentumswohnungen, die am Rüsselsheimer Weg in den vier Mehrfamilienhäusern (drei Geschosse plus Staffelgeschoss) entstehen, kosten zwischen 189.000 und 393.000 Euro. Sie haben zwei bis vier Zimmer und sind zwischen 56 und 95 Quadratmeter groß.
Die Wohnungen haben Balkon oder Terrasse, Fußbodenheizung, eine Einbauküche und sind barrierearm. Die Häuser verfügen über Aufzüge.
Die Neubauten werden in konventioneller Massivbauweise mit KfW-55-Standard errichtet. Die Wärmeerzeugung erfolgt durch Blockheizkraftwerke, die von den Stadtwerken Bochum betrieben werden.
Kontakt: Tel.: 069/ 870 01 27 -10.
Da das Grundstück „in der Kurve“ im Bereich der ehemaligen Zeche Mansfeld III liegt, hat der beauftragte Gutachter Dr. Spang GmbH ein spezielles Entsorgungskonzept inclusive eines Aushub- und Bodenmanagementkonzeptes vorgelegt, das laut Stadt Bestandteil der Baugenehmigung zur Bodenaufbereitung geworden ist. Für die Erdarbeiten ist die Firma Ecosoil aus Riemke beauftragt.
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Bodenproben wurden entnommen und analysiert. Anhand der Ergebnisse und des Belastungsgrades sei der Boden dann entsorgt worden, heißt es aus dem Rathaus. Gemäß der vorliegenden Planung „werden auf dem Gelände ca. 6250 Kubikmeter Material ausgehoben, wovon ca. 2040 Kubikmeter extern entsorgt werden müssen“. Peter van Dyk versichert abschließend noch einmal: „Die gesamten Erdarbeiten (Aushub, Abfuhr, Zufuhr, Entsorgung) werden fortlaufend fachgutachterlich begleitet, dokumentiert und zusammenfassend in einem Abschlussbericht zusammengestellt.“
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