Bochum. Mit dem Befund Brustkrebs bricht eine Welt zusammen, doch er ist kein Todesurteil. Therapie bis Heilung: Bochumer Ärztinnen im Gespräch.

Diagnose Brustkrebs. Die eigene Welt bricht in tausend kleine Scherben. Träume, Ziele und Hoffnung, all das ist plötzlich weg, stattdessen herrscht endlose Leere. Aus der Sicht einer 42 Jahre alten Patientin beschreibt Victoria Soos, leitende Oberärztin im Brustzentrum der Augusta Kliniken in Bochum, wie es ist, wenn eine Brustkrebs-Erkrankung das eigene Leben auf den Kopf stellt. Doch Brustkrebs ist kein Todesurteil, früh erkannt kann er in 90 Prozent der Fälle geheilt werden. Deshalb plädieren Soos und Chefärztin Dr. Gabriele Bonatz zum Brustkrebsmonat Oktober an alle Frauen: „Gehen Sie zur Früherkennung!“

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Es gibt meist drei Wege, über die Frauen erfahren, dass sie Brustkrebs haben. Weil sie selbst einen Knoten in der Brust fühlen, der Frauenarzt entdeckt, dass etwas nicht stimmt, oder durch die Mammografie. Letztere Früherkennung bezahlt die Krankenversicherung für Frauen ohne Tastbefund zur Früherkennung zwischen 50 und 69 Jahren. „Das Alter, in dem Frauen am häufigsten Brustkrebs bekommen“, erklärt Bonatz.

Diagnose Brustkrebs: So geht es weiter für die erkrankten Frauen

Oberärztin Victoria Soos erklärt im Gespräch mit der WAZ, wie es nach der Diagnose Brustkrebs weitergeht.
Oberärztin Victoria Soos erklärt im Gespräch mit der WAZ, wie es nach der Diagnose Brustkrebs weitergeht. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Doch wie geht es weiter, wenn bei der Früherkennung oder dem eigenen Abtasten der Brust etwas Auffälliges entdeckt wird? „Der Frauenarzt, die Frauenärztin oder die Frau selbst vereinbart dann einen Termin zu Diagnostik im Brustzentrum“, sagt Soos. Der findet am Tag selbst oder kurz danach statt. „Aus medizinischer Sicht ist das nicht unbedingt notwendig“, erklärt Bonatz. Bis sich ein Knoten tasten lässt, vergehen fünf bis sieben Jahre, in denen sich der Tumor exponentiell vergrößert, „bis zum Tag x, an dem er durchkommt und sich dann plötzlich fühlen lässt“, so Bonatz. Doch für die Patientinnen sind ein schnelles Gespräch und eine schnelle Diagnostik wichtig, um schnell Gewissheit zu haben.

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Nach einem Vorgespräch findet im Brustzentrum eine Untersuchung mit dem Großultraschall statt, kontrolliert werden beide Brüste und Achseln. „Brustzentren sind auf Brustkrebs spezialisiert, deswegen ist eine Behandlung in einem zertifizierten Zentrum zu empfehlen“, sagt Bonatz. Zudem werden Gewebeproben für die Diagnostik entnommen, was im weiteren Behandlungsverlauf helfen kann.

Trotz OP bei Brustkrebs: Die Brust kann heute in vielen Fällen erhalten bleiben

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Ergebnisse gibt es zwei Tage später im Gespräch vor Ort, ganz unabhängig davon, ob die Diagnose positiv ist oder nicht. Müssen Bonatz und Soos den Frauen die Nachricht überbringen, dass sie erkrankt sind, rufen sie eine Psychologin zum Gespräch, als seelische Unterstützung. Dann wird besprochen, wie es weitergeht. Ist eine Chemotherapie notwendig, wann findet eine Operation statt? Die Antwort auf die Fragen ist individuell. „In 70 bis 80 Prozent der Fälle können wir heutzutage brusterhaltend operieren. Das war vor 20 oder 30 Jahre noch anders. Damals sind die Patientinnen häufig wach geworden und haben erst einmal gefühlt , ob ihre Brust noch dran ist“, sagt Bonatz. Muss Brustgewebe entfernt werden, können die Frauen ihre Brust rekonstruieren lassen, in der gleichen OP oder im Anschluss.

„Wer sich viel an der frischen Luft bewegt, kann das Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken, um 30 bis 40 Prozent senken“, weiß Chefärztin Gabriele Bonatz.
„Wer sich viel an der frischen Luft bewegt, kann das Risiko, erneut an Brustkrebs zu erkranken, um 30 bis 40 Prozent senken“, weiß Chefärztin Gabriele Bonatz. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Mentale Unterstützung bekommen die Patientinnen des Bochumer Brustzentrums von zwei „Pink Ladies“, Doris Scharfen und Bettina Paßman. Die beiden Frauen nehmen Kontakt zu den Erkrankten auf und begleiten sie zu Untersuchungen, bei der stationären Aufnahme und darüber hinaus, wenn die Patientinnen das wünschen. Besonders jetzt zur Corona-Zeit, wenn Angehörige nicht mit ins Krankenhaus dürfen, sei das Gold wert. Bonatz: „Im Erstgespräch behalten die Patientinnen nur rund 19 Prozent der Informationen, das ist ganz normal.“ Denn die Brustkrebsdiagnose stellt das Leben auf den Kopf. Die ,Pink Ladies’ sitzen dabei, hören zu und sind auch im Nachhinein da.

Bewegung an der frischen Luft senkt Risiko, erneut zu erkranken, erheblich

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Die „Pink Ladies“ gehören zum Verein „Aktiv gegen Brustkrebs“, den Bonatz gegründet hat. Er hat viele Angebote, die während und nach der Erkrankung ergänzend zur medizinischen Behandlung helfen. Dazu gehört zum Beispiel Entspannungsyoga, das Frauen vor der Operation machen können. Zudem gibt es ein Bewegungsangebot an der frischen Luft, denn: „Nach abgeschlossener Primärtherapie kann man das Risiko, wieder an Brustkrebs zu erkranken, durch einen gesunden Lebensstil um 30 bis 40 Prozent senken. Dies wurde insbesondere für Ausdauersport ergänzt durch Krafttraining durch große Studien belegt“, weiß Bonatz.

Aktiv gegen Brustkrebs: Kursangebot

Der Verein „Aktiv gegen Brustkrebs“ bietet verschiedene Kurse zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte bei Brust- und gynäkologischen Krebserkrankungen an. Darunter die Kurse: „Heilsame Ernährung & Komplementärmedizin“, „Leben und Kunst = Lebenskunst“, „Nordic Walking“, „Yoga für mich – Vertrauen in das Selbst“, Paddeln im Drachenboot und ein Kosmetikseminar an. Diese Angebote sind ergänzend, sie ersetzen allerdings keine medizinische Behandlung, so Bonatz.

Das komplette Angebot gibt es auf der Vereinshomepage. Anmeldung und Info bei Andrea Bourree unter Tel. 0234/ 37 98 54 95 oder unter kontakt@aktivgegenbrustkrebs.de.

Die Patientin von Soos hat ihre Krebserkrankung besiegt. Obwohl sie aus Angst vor der schlimmen Diagnose zuerst gezögert hat, ist sie zum Arzt gegangen. Feine Narben werden sie immer an den vergangenen Kampf erinnern. Doch sie lebt, „und das ist wunderschön“, schildert die Oberärztin.

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