Bochum. Ariane Kukula-Schmidt und Andrea Schmidt bekamen die Diagnose Krebs. Sie erinnern sich zurück und erzählen, welche positive Einstellung blieb.
Es ist fast sechs Jahre her, dass Ariane Kukula-Schmidt die Nachricht erfährt, die alles verändert. Bei einer Routineuntersuchung entdeckt ihre Frauenärztin, dass in ihrer Brust etwas ist, das da nicht hingehört. Drei Wochen später, am 8. Dezember 2014, folgt die Diagnose. Die damals 44-Jährige hat Brustkrebs. „Ich weiß nicht mehr, was ich da gefühlt habe. Ich weiß nur, dass ich gedacht habe: ,Deine Haare sind bald weg’“.
Sie sitzt sie im Brustzentrum der Augusta Kliniken in Bochum. „Von dem Gespräch selbst hab ich vielleicht 20 Prozent mitbekommen“, erinnert sich Kukula-Schmidt. Mit dabei war ihr Mann. „Der hat für mich mitgedacht.“ Noch vor Weihnachten bekommt sie einen Port eingesetzt, Lymphknoten werden entfernt. Im Januar 2015 beginnt die Chemotherapie. „Ich war für ein Jahr komplett raus“, erzählt die Wittenerin, die bei der Stadt Bochum arbeitet. Dabei immer zuversichtlich bleiben – das habe nicht funktioniert, es war ein stetiges Auf und Ab.
Brustkrebs: „Die Chemo hat mich krank gemacht, auch wenn sie gleichzeitig hilft, gesund zu werden.“
Schon vor der Chemo schneidet sich Kukula-Schmidt ihre Haare, die ihr zuvor lang über den Rücken fallen, kurz. Als der Haarausfall beginnt, geht alles ganz schnell. „Die fallen aus wie die Nadeln eines Weihnachtsbaums“, vergleicht sie. „Das ist nicht schön“ Sie bekommt eine Perücke, die sie aber nur einmal trägt. Der Grund: „Ich muss mich ja nicht nur im Spiegel angucken können, wenn ich morgens die Perücke aufsetze, sondern auch, wenn ich sie abends wieder absetze“, sagt Kukula-Schmidt. Stattdessen trägt sie Tücher.
Es fällt ihr schwer, zu realisieren, dass sie krank ist. Sie fühlt sich gesund. „Die Chemo hat mich krank gemacht, auch wenn sie gleichzeitig hilft, gesund zu werden.“ Folgen sind Übelkeit, genauso wie eine körperliche Veränderung. „Die Haare sind weg und die Augenbrauen, man sieht aus wie ein Gespenst. Schön ist anders“, sagt Kukula-Schmidt. Sie nimmt an einem Schminkkurs teil, in dem sie lernt, wie sie sich schmickt.
Andrea Schmidt bekam zum ersten Mal Brustkrebs als ihr Sohn drei Jahre alt war
Auch Andrea Schmidt hatte Brustkrebs – schon zweimal. Im Jahr 1999 und 2017. Damals, als sie das erste Mal erkrankt, ist sie 33. Sie hat einen Sohn, der gerade mal vier Jahre alt ist, als sie den Knoten in ihrer Brust entdeckt. „Das war heftig“, sagt die heute 54-Jährige viele Jahre später. Es folgen eine Operation, Chemotherapie und Bestrahlungen, ein dreiviertel Jahr lang. Sie besiegt die Krankheit.
Doch 18 Jahre später, im Marokko-Urlaub zum 70. Geburtstag ihrer Mutter, entdeckt sie beim Duschen wieder einen Knoten in derselben Brust. „Ich wusste genau, was das war“, erinnert sich die heute 54-jährige Bilanzbuchhalterin. Es ist Januar und doch sollte zwei Monate vergehen, bis sie im März zur Kontrolle ging. „Ich habe niemandem etwas erzählt, auch nicht meinem Mann. Erst nach meiner Fortbildung, die ich noch beenden wollte.“
Nach zweimal Brustkrebs die Diagnose Eierstockkrebs
Ihre Ärztin bestätigt Schmidt, was sie eigentlich schon längst weiß: „Das sieht nicht gut aus.“ Sie kommt zur Biopsie ins Brustzentrum der Augusta Kliniken. „Beim zweiten Mal war es etwas einfacher. Ich wusste, was auf mich zu kommt“, sagt die Bochumerin, die wieder mit der medizinischen Behandlung beginnt. Sie trägt verschiedene Perückenmodelle und lässt sich eine aus ihrem eigenen Haar anfertigen, geht trotzdem mit Freundinnen vor die Tür, die ihr ebenso wie die Familie Rückhalt geben.
Nach einer weitere Chemotherapie sieht es zunächst gut aus. Ihr Gewebe scheint frei von Krebszellen zu sein. Doch kurz bevor die Rekonstruktion ihrer amputierten Brust beginnen soll, der Schock: Sie hat Eierstockkrebs. Es folgt eine siebenstündige Operation, bei der der gesamte Bauchraum geöffnet werden muss und eine anschließende Chemo.
Brustkrebs hat Spuren hinterlassen
Schmidt schätzt, den Grund für ihre erneute Krebserkrankung zu kennen: Stress. „Ich achte jetzt wieder mehr auf mich. Das habe ich über die Jahre hinweg vernachlässigt“, sagt sie. Heute ist die 54-Jährige krebsfrei, sagt, dass es ihr gut geht.
Trotzdem hat die Krankheit spuren gelassen, bei Andrea Schmidt und Ariane Kukula-Schmidt. Beide müssen immer noch Medikamente nehmen. „Es geht morgens eine andere Ariane aus dem Haus zur Arbeit als die, die morgens aus dem Bett steigt“, so Kukula-Schmidt. Dass der Krebs auch nach Jahren Folgen hat, das sehe keiner. Doch andererseits: Die beiden starken Bochumerin wollen das auch gar nicht zeigen. „Ich will kein Mitleid, sondern einen normalen Alltag erleben“, sagt Schmidt.
„Ich mache Dinge jetzt und verschiebe sie nicht in die Zukunft“
Sie sagen, dass die Krankheit sie verändert hat. Heute leben sie im Moment. Schmidt: „Ich mache Dinge jetzt und verschiebe sie nicht in die Zukunft. Dem stimmt Kukula-Schmidt zu: „Wenn ich jetzt Hunger auf Pommes-Currywurst habe, dann esse ich sie jetzt.“
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