Bochum. 1500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Bochum sind im Warnstreik. Am Bergbaumuseum läuft eine Kundgebung: mit Masken und Abstand.

1500 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Bochum sind seit Mittwochmorgen im Ausstand. In drei Demonstrationszügen marschierten sie zum Bergbaumuseum, wo am Vormittag eine zentrale Kundgebung begann.

Die stand bis zuletzt auf der Kippe. „Bis Dienstagabend standen wir in engem Kontakt zum Krisenstab der Stadt“, berichtet Verdi-Gewerkschaftssekretärin Bettina Gantenberg. Als klar war, dass der Inzidenzwert in Bochum die Warnstufe 50 weiterhin nicht überschreitet (aktuell liegt er bei 43,6), gab es grünes Licht für die Demo.

Warnstreik in Bochum: Teilnehmer reisen im Planwagen an

Die Organisation stellte selbst die Streik-erprobtesten Gewerkschafter vor Herausforderungen. Nach mehreren betrieblichen Arbeitsniederlegungen u. a. bei der Bogestra, beim USB und den Stadtwerken macht Verdi erstmals großräumig mobil. Stadtverwaltung, Sparkasse, Stadtwerke, USB, Knappschaft Bahn-See, Jobcenter, Agentur für Arbeit, Straßen.NRW und das Knappschaftskrankenhaus Langendreer: „Jetzt ist es an der Zeit, wirklich zu zeigen, wie viele Kolleginnen und Kollegen hinter unseren Forderungen stehen“, gibt Bernd Dreisbusch, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Mittleres Ruhrgebiet, in seinem Streikaufruf vor.

Abstriche müssen gleichwohl gemacht werden. Um die Teilnehmerzahl überschaubar zu halten, sind ausschließlich die Bochumer Beschäftigten zur zentralen Bezirks-Kundgebung aufgerufen. Aus den Nachbarstädten, etwa Herne, wurden am Morgen lediglich kleinere Delegationen begrüßt. Eine Verdi-Gruppe aus Gelsenkirchen reiste mit einem Planwagen an. Fast wie an Vatertag. Nur mit ernsthaftem Hintergrund. „Wir kommen nur langsam voran“, prangt auf einem Transparent, das auf die bislang schleppende Tarifrunde (Fortsetzung ab 22. Oktober) Bezug nimmt.

In drei Demonstrationsmärschen zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zum Bergbaumuseum. Die Polizei musste den Verkehr immer wieder kurzzeitig sperren.
In drei Demonstrationsmärschen zogen die Teilnehmer durch die Innenstadt zum Bergbaumuseum. Die Polizei musste den Verkehr immer wieder kurzzeitig sperren. © FUNKE Foto Services | Olaf Ziegler

Corona-Regeln werden vorbildlich befolgt

Vorbildlich werden bei Nieselregen und Fröstel-Temperaturen die Corona-Regeln mit Masken- und Abstandspflicht eingehalten: sowohl bei den Demonstrationszügen, die sich ab 9.30 Uhr an der Universitätsstraße, am Hauptbahnhof und auf dem Dr.-Ruer-Platz in Bewegung setzten, als auch auf dem Europaplatz vor dem Bergbaumuseum, wo Bodenmarkierungen mit dem Tarif-Slogan „Jetzt seid Ihr dran“ für ausreichend Abstand sorgen. Die Quote beim Mund-Nasen-Schutz liegt nahe 100 Prozent.

4,8 Prozent fordern die Gewerkschaften in der aktuellen Tarifrunde, mindestens aber 150 Euro monatlich mehr (100 Euro bei den Auszubildenden). „Klatschen allein zahlt weder die Miete noch die Einkäufe“, heißt es bei den Reden in Anspielung auf den anfänglichen Applaus für die Corona-„Helden des Alltags“.

Sperrungen noch bis 13 Uhr zu erwarten

Die Kundgebung soll noch bis ca. 13 Uhr andauern. Die Polizei warnt vor Verkehrsstörungen – so wie am Morgen, als es durch Straßensperrungen wegen der Demo zu kurzzeitigen Wartezeiten insbesondere auf dem City-Ring kam.

In welchem Ausmaß die Stadtverwaltung von dem Warnstreik betroffen ist, vermochte die Pressestelle auf WAZ-Anfrage nicht zu sagen. Die Turnhallen und die Büchereien bleiben geschlossen. Der USB hat angekündigt, dass voraussichtlich nicht alle Leerungstermine für die Restmüll-, Papier- und die Biotonne eingehalten werden können. Die Wertstoffhöfe sind dicht. Die Sparkasse bittet um Verständnis für „punktuelle Einschränkungen unserer Dienstleistungen“. Das Jobcenter arbeite regulär, so eine Sprecherin.