Bochum-Gerthe. Bürgerveranstaltung im Bochumer Ruhr-Congress zeigte erneut: Die Baugegner sind verbittert. Initiativen fordern die Einstellung des Verfahrens.

„Uns wird ein Fremdkörper in den Stadtteil gesetzt“, „Das ist ja wohl keine Stadtentwicklung“, „Diese Bürgerveranstaltung ist gut, aber kam zu spät!“ – Stimmen wie diese waren am Donnerstagabend bei einer verbitterten Debatte im Ruhr-Congress zu hören. Seit Ende 2018 kämpfen Bürger aus Bochum-Gerthe vehement gegen das Bauprojekt „Gerthe-West“. Gemeinsam mit ihrem Treuhänder NRW.Urban lud die Stadt Bochum nun zur öffentlichen Auftaktveranstaltung ein.

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Die Veranstaltung sollte das Verfahren zur Rahmenplanung des Bauvorhabens erläutern und Kritikern die Möglichkeit geben, mit den Verantwortlichen in den Dialog zu treten. Laut Stadt nahmen etwa 170 Bürger teil und machten ihrem Ärger über das Vorhaben Luft. Schlagwort der Stunde: Vertrauensverlust.

Bauvorhaben stößt auf harsche Kritik bei den Bochumern

„Bochum wächst“, sagte Dr. Markus Bradtke, Stadtbaurat, in seiner Ansprache zu Beginn der Veranstaltung. Er begrüße die Bebauungspläne, denn die Stadt erlebe seit einigen Jahren einen enormen Zuzug, während gleichzeitig der Wohnraum immer knapper werde, erklärt er. Es gehe darum, „Bochum zu erweitern“.

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NRW.Urban präsentierte die Ziele des Rahmenplans: Diese sehen eine „integrierte Quartiersnutzung“ vor, auch der Klimaschutz soll bei der Planung berücksichtigt werden. Zudem soll mit den Beständen im Viertel rücksichtsvoll umgegangen werden.

„Einschnitt in die Lebensqualität“

Doch der Optimismus der Verantwortlichen von Stadt und Treuhänder prallte bei der Veranstaltung mit voller Wucht auf die vehemente Ablehnung der Bürgerinitiativen. Sabine Schoening, Sprecherin von „Gerthe West – so nicht!“ machte ihren Unmut deutlich. „Bochum soll auf Kosten unserer Grünflächen wachsen“, empört sie sich. Die Umsetzung des Projekts sei ein „erheblicher Einschnitt in die Lebensqualität im Viertel“.

Etwa 170 Bürger nahmen im Ruhr-Congress an der Info-Veranstaltung zum Bauprojekt Gerthe-West teil.. Foto: Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services
Etwa 170 Bürger nahmen im Ruhr-Congress an der Info-Veranstaltung zum Bauprojekt Gerthe-West teil.. Foto: Dietmar Wäsche / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Mit dieser Ansicht ist sie nicht allein. Zahlreiche Wortmeldungen der Bürger ließen auf erheblichen Zorn schließen. Die Diskussion drehte sich um Verkehr, Umweltauflagen und ein verändertes Viertel. Die Rede war von „Betonblöcken“, Misstrauen gegenüber der Planung sowie einer Missachtung der Wünsche der Bürger, die diese bereits bei vorherigen Terminen kundgetan hatten. Eines eint die Kritiker: Die Bürger fühlen sich ohnmächtig. „Das ‚ob‘ scheint abgehakt, es geht nur noch um das ‚wie’“, empörte sich ein wütender Anwohner.

Stadt setzt auf „maximale Transparenz“ beim weiteren Vorgehen

Zum Ende der Veranstaltung zeigte Bradtke sich versöhnlich und dankte den Debattierenden für ihre Vorstellung der verschiedenen Sichtweisen und das hohe Engagement. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass der Rat den Planungsprozess schon lange beschlossen habe und es die Pflicht der Stadtverwaltung sei, sich diesem Auftrag zu widmen.

Mehr Verkehr befürchtet

Auf insgesamt 11,6 Hektar sollen bis zu 800 Wohneinheiten entstehen. Zurück geht die Planung auf einen Beschluss des Rats vom 29. November 2018. Für den Bau müsste eine Grünfläche weichen, was auf den Widerstand vieler Anwohner stößt. Zudem befürchten die Gegner des Projekts, mit mehr Einwohnern im Viertel ein noch höheres Verkehrsaufkommen als bisher.

Die Bürgerinitiativen „Pro Gerthe“ und „Gerthe West – so nicht“ fordern die Einstellung des Vorhabens. Dies sei keine Option, stellen die Verantwortlichen der Stadt klar.

Der in den Redebeiträgen vorgetragene Vertrauensverlust beziehe sich auf die Entwicklungen der vergangenen Jahre, berichtet Markus Bradtke im Nachgang der Veranstaltung auf WAZ-Anfrage. Er sehe in den kommenden Informationsveranstaltungen die Möglichkeit der Bürgermitwirkung und weist außerdem auf das Begleitgremium hin, welches mit fünf Personen zu einem Drittel aus bürgerschaftlichen Vertretungen bestehe. Die Stadt setze auf „maximale Transparenz“. Darüber erhoffe er sich, das Vertrauen der Bürger zurückzugewinnen.

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