Bochum. Ein Fußball-Fan (30) des 1. FC Magdeburg musste sich in Bochum wegen Angriffs auf Polizisten verantworten. Er habe sich „hinreißen lassen“.

Das hellblaue Hemd zugeknöpft, der Blick gesenkt: Sichtbar um einen seriösen Eindruck bemüht, musste sich ein Magdeburger Fußball-Fan (30) am Mittwoch vor dem Amtsgericht für eine Attacke gegen Polizisten im Bochumer Hauptbahnhof verantworten.

Mit einem Fußballsonderzug war der Angeklagte im Mai 2019 gemeinsam mit etwa 680 Gäste-Fans zum Spiel des 1. FC Magdeburg gegen den VfL Bochum gekommen. Die Laune – so beschreibt es der Verteidiger des Diplomingenieurs – sei nach stundenlanger Zugfahrt („der fährt nicht besonders schnell“) und mitten im Abstiegskampf des Lieblingsclubs „nicht die beste“ gewesen.

Fans des 1. FC Magdeburg nach Pyrotechnik im Bochumer Hauptbahnhof gestoppt

Von gezündeter Pyrotechnik im Zug – wie es die Polizei berichtet – will der Angeklagte nichts mitbekommen haben. Warum die Polizisten die Fan-Gruppe im Hauptbahnhof Bochum nach der Ankunft stoppte, habe er sich deshalb nicht erklären können. Die Stimmung unter den Fans sei während der Wartezeit im engen Tunnel schlechter geworden.

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Die Fanhilfe Magdeburg, die sich in ihrem Twitteraccount als Anwalt der Fans bei Problemen mit der Polizei sieht, hatte damals von einem chaotischen, unsortierten und unbegründeten Einsatz gesprochen. Darauf, dass die Lage angespannt war, deuteten auch Berichte hin, dass kurz nach Anpfiff viele Magdeburger Fans das Stadion wieder verlassen hätten – aus Solidarität mit den Fans am Bahnhof.

Insgesamt hatte die Bundespolizei an diesem Tag 30 Verfahren wegen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Widerstands, Körperverletzung, Beleidigung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz einleitet. 25 Verdächtige wurden bei den Einätzen vor, aber auch nach dem Spiel vorläufig festgenommen.

Video von Polizeieinsatz im Hauptbahnhof wird Thema im Prozess

Die Staatsanwaltschaft warf nun vor dem Bochumer Amtsgericht dem zweifachen Vater vor, bei dem Einsatz an der Polizeikette einen Polizisten gegen den Helm geschlagen und eine weitere Polizisten am Finger verletzt zu haben. Außerdem soll der damals leicht angetrunkene gebürtige Dresdener (0,55 Promille) versucht haben, weitere Beamte zu treten. Sein Mandant habe sich „hinreißen lassen“ erklärt es der Verteidiger. „Er hat sich erschrocken, als er das Video von dem Polizeieinsatz gesehen hat.“

Dieses Video ist auch im Prozess gegen den Fußball-Fan erneut Thema, der Vorwurf des Schlages gegen den Polizeihelm wird nach erneutem Gucken des Bild-Materials fallengelassen. Amtsrichter Axel Deutscher verurteilt den sich zurzeit in Elternzeit befindlichen junge Mann zu einer Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 15 Euro. „Sie haben hier einen positiven Eindruck gemacht. Ich gehe davon aus, Sie nicht wieder in einem Gerichtssaal zu sehen.“