Bochum-Ost. Wolfgang Heinemann aus Bochum-Langendreer tritt nach 45 Jahren Bezirksvertretung ab. Er sieht eine Parallele zum großen SPD-Mann Willy Brandt.
Nach 45 Jahren ist Schluss. So lange hat Wolfgang Heinemann für die SPD in der Bezirksvertretung Bochum-Ost Lokalpolitik gemacht. Nun tritt der dienstälteste Bochumer Bezirksvertreter von der politischen Bühne – und fühlt sich dabei unter anderem ein wenig an den großen SPD-Politiker Willy Brandt erinnert.
Bochums dienstältester Bezirksvertreter tritt von der politischen Bühne ab – nach 45 Jahren
Denn wie Brandt beendet auch Wolfgang Heinemann seine politische Karriere nicht ganz freiwillig. „Ich bin nicht mehr nominiert worden“, sagt der 74-Jährige. „Die SPD im Bochumer Osten wollte einen Generationswechsel.“ Dabei hätte sich Heinemann durchaus „noch ein paar Jahre zugetraut“. Vor allem jetzt, „wo es doch gerade so richtig interessant wird“.
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Sei es die Erweiterung der Straßenbahnlinie 310, die nun kurz vor der Vollendung steht, die rasche Entwicklung der Fläche des früheren Opel-Werks 1 – Mark 51/7 – in Laer, die Stadtumbauprogramme für Werne/Langendreer (Alter Bahnhof) und Laer, und das Mega-Wohnungsbauprojekt „Ostpark“ in Altenbochum/Laer, das jetzt Fahrt aufnimmt. „Es bewegt sich unheimlich viel im Bochumer Osten. Das hätte ich gerne weiter begleitet“, bedauert Heinemann seinen Abschied.
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Er geht aber ohne Groll. Klar, der Abschied falle ihm schwer. Aber so ergeht und es erging es vielen anderen auch. „Von Willy Brandt bis Lothar Gräfingholt.“ Letzterer hatte es für die CDU nicht wieder in den Rat der Stadt Bochum geschafft. Heinemann weiß: „Politische Gremien sind keine Familien. Jetzt drängen die Jungen nach.“ Ein „Ablösungsprozess“, den er akzeptiere, sagt Heinemann. Denn: „Politik ist immer eine Sache auf Zeit.“
Und seine Zeit war lang und ereignisreich. Wolfgang Heinemann, Professor der Sozialen Physiopsychologie, ist ein Mann der ersten Stunde, was die Bezirksvertretungen angeht. Diese wurden in Bochum 1975 eingeführt, mit der Eingemeindung Wattenscheids. „Man wollte ein Gremium installieren, das im Wattenscheider Rathaus tagen kann, aber bitte keinen kommunalen Einfluss nehmen sollte“, beschreibt Heinemann die schwierigen Anfänge. „Wir hatten keinen Fraktionsstatus und auch keinen eigenen Etat. Im Prinzip waren die Bezirksvertretungen damals nicht mehr als Alibi-Gremien.“
Das habe sich im Laufe der Jahrzehnte gewaltig geändert, freut sich Wolfgang Heinemann. „Heute sind wir ein ernstgenommener Partner des Rates. Es gibt Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung. Darauf können wir ruhig ein bisschen stolz sein.“
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Heinemann selbst hat seinen Teil dazu beigetragen. In den ersten vier Jahren, unter Bezirksvorsteher (so hießen anfangs noch die heutigen Bezirksbürgermeister) Ernst-Otto-Stüber, dem späteren Oberbürgermeister, war er Sprecher der SPD in der Bezirksvertretung Ost. Er selbst folgte 1979 auf Stüber als Bezirksvorsteher, Vorsitzender der SPD-Delegation wurde Norbert Busche. Dieser wiederum löste Heinemann 1984 ab. Busche blieb bis 2014 Bezirksbürgermeister, als seine Tochter Andrea übernahm.
Ein Rückblick
Vieles aus 45 Jahren Lokalpolitik bleibe hängen, sagt Wolfgang Heinemann. Die Diskussion um den Ümminger See etwa, der zum „Gysenbergpark in Klein“ mit Fallschirmsprungturm und Gokart-Bahn werden sollte – „das haben wir im Bezirk verhindert“. Roman Signers „Atmende Säule“ auf dem Carl-von-Ossietzky-Platz, die vor 40 Jahren in Heinemanns Zeit als Bezirksvorsteher eingeweiht wurde. Die Entwicklung des Kulturbahnhofs in Langendreer – „eine Erfolgsgeschichte.“
Man habe auch Lehrgeld bezahlt. Bei der Verkehrsberuhigung in Werne zum Beispiel, und bei der Flächensanierung in Laer in den 70er Jahren. „Das wird heute alles viel besser gemacht“, findet Heinemann.
„Seine“ SPD im Bochumer Osten sieht Wolfgang Heinemann gut aufgestellt. „Andrea Busche als Bezirksbürgermeisterin und Dirk Meyer als Fraktionsvorsitzender machen zusammen mit Detlef Kühlborn von unserem grünen Koalitionspartner einen richtig guten Job. Ich bin gespannt, wie sich die Nachrücker nun schlagen werden.“
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Er selbst hat nun andere Pläne. „Als gelernter Theoretiker beschäftige ich mich gerade mit der Renaissance des Völkischen“, verrät Heinemann. „Dazu würde ich gerne eine Vortragsreihe machen.“ Ach ja, und seine Frau, mit der er seit 1972 verheiratet ist, freue sich auch, ihn nun öfter zu Hause zu haben.
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